Ein erster Ausflug in die App-Entwicklung für bada

Seite 4: Exkurs

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Der Erfolg von Samsung im Mobilsektor liegt sicherlich darin begründet, dass der Konzern von Anfang an um eine breite Marktaufstellung bemüht war. Ein gutes Beispiel dafür ist die Politik, mit jeder Plattform ein hochleistungsfähiges "Hero Device" anzubieten. Mindestens ebenso wichtig ist es dem Unternehmen, der zugrunde liegenden Funktechnik gegenüber agnostisch aufgestellt zu sein. Das bedeutet auch, dass Samsung das Geld sowohl von GSM-Nutzern (Global System for Mobile Communications) als auch von CDMA-Kunden (Code Division Multiple Access) gerne nimmt – und das mit großem Erfolg.

Im Rahmen der Umstellung auf 3G beschloss das Unternehmen im Zeitraum von 2001 bis 2004 folgende Ziele für eine neue, einheitliche Softwareplattform:

  • funksystemagnostisch
  • Chipset- und Kernel-agnostisch
  • mit Symbian, Brew und Windows Mobile
  • konkurrenzfähig
  • Mindestanforderung: 40 MhZ MIPS CPU, 500 KByte RAM

Dieses "Open Service Platform" genannte Betriebssystem entwickelte sich im Laufe der Jahre weiter und betrieb unter der Handelsbezeichnung TouchWiz J2ME-Geräte wie die legendäre 480er-Serie. Während das i480 zum Bestseller wandelte, drohten Samsung neue Unbilden im Bereich der echten Smartphones. Windows Mobile – ein an sich exzellentes Betriebssystem – war neuen Anforderungen des Consumer-Bereichs nicht gewachsen. Horden technisch herausgeforderter Endanwender verließen die TouchWiz-Oberfläche, trafen auf ein zu komplexes Menü, das sie überforderte. Samsungs Reaktion darauf bestand darin, Symbian zu forcieren. Mitten im mit Windows-Mobile-Werbung vollgestopften Barcelona präsentierte Samsung 2009 das Symbian nutzende Omnia HD. Das Standpersonal betonte mehrfach, dass alle Consumer Geräte in Zukunft mit Symbian betrieben werden würden. Einige Wochen nach dem Kongress benannte Samsung das Omnia HD ohne Kommentar in i8910HD um. Der Autor sah das Gerät noch einige Male in den Händen quengeliger Trophy Wifes von Geschäftspartnern im Osten. Das Omnia II erschien mit Windows Mobile 6.5.

Samsung war einer der größten Hersteller von Netbooks, einer Produktklasse, bei der man als Lizenznehmer mehr als irgendwo sonst von Microsofts Goodwill abhängig ist. Allerdings, Spekulationen über eine Beeinflussung durch Lizenzgebühren verbietet das Kartellrecht. Bekanntlich sind beleidigte Asiaten die schlimmsten Feinde. Aus diesem Grund folgte im nächsten Jahr, 2010, die pompöse Vorstellung des ersten mit bada betriebenen Mobilgeräts namens Wave.

Die Spezifikationen des Geräts wirken – legt man ein Telefon von Nokia daneben – selbst heute noch hochmodern. Neben einem AMOLED-Bildschirm (active-matrix organic light-emitting diode) mit einer Auflösung von 800 x 480 Pixel (leider PenTile) spendierte Samsung einen 1 GhZ schnellen Prozessor aus eigenem Haus, zusätzlich ein gutes Kameramodul und reichlich Speicher. Der damalige Preis von rund 300 Euro lässt sich im Nachhinein nur als Dumping bezeichnen. Der (wunderbar verarbeitete) Ziegel – in Fachsprache 8500 –, allenthalben Wave I, verkaufte sich sehr gut. (ane)