Brombeerinsel [Update]

Seite 2: Privatnutzung

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So streng die Abschottung des Playbooks zum Blackberry hin ist, so offen zeigt es sich für die private Nutzung. Anders als etwa beim iPad kann man sehr einfach Mediadaten auf das Tablet übertragen. Das Playbook zeigt sich dazu sowohl per USB als auch per WLAN als SMB-Dateiserver. Per USB nutzt es dabei eine selbst zugewiesene IP-Adresse aus dem 169er-Block, per WLAN holt es sich eine Adresse über DHCP. Der Anwender wählt Benutzernamen und Passwort, legt den Servernamen und die Arbeitsgruppe fest, und dann taucht das Playbook im Netzwerk auf.

Als Media-Gerät ist das Playbook bestens ausgestattet: Zweikern-Prozessor mit 1 GHz, 1 GByte Hauptspeicher, 16, 32 oder 64 GByte (nicht erweiterbarer) Massenspeicher. Das Gehäuse ist kompakt und fühlt sich solide an. Auf der Vorderseite hat es drei Anschlüsse: Micro-HDMI, Micro-USB und einen dreipoligen Ladeanschluss. Letzterer kommt nur bei Docking-Stationen und Spezialzubehör zum Einsatz, das mitgeliefert Netzteil lädt per MicroUSB. Mit einem gewöhnlichen Blackberry-Netzteil lässt sich das Playbook per USB über Nacht laden, mit dem optionalen 1,8-A-Lader geht es deutlich schneller. Zur Akkulaufzeit haben wir noch keine exakten Messungen, die vom Hersteller angegebenen 10 Stunden erscheinen erreichbar, wenn auch etwas optimistisch.

Das normale Netzteil lädt über die MicroUSB-Buchse.

(Bild: RIM)

Links und rechts vom Display befinden sich Stereo-Lautsprecher, oberhalb eine Kamera mit 3 Megapixeln Auflösung. An der Oberkante finden sich zwei Mikrofone, ein Headset-Anschluss, der Einschalter sowie drei Tasten zur Mediasteuerung: Play/Pause sowie Leiser und Lauter. Auf der Rückseite hat das Playbook eine Kamera mit 5 Megapixeln Auflösung, wie die andere ohne Blitz.

Da sich die Bedienung nicht unmittelbar erschließt, spielt das Playbook beim ersten Einschalten ein kurzes Lernprogramm ab, das dem Anwender die notwendigen Gesten beibringt. Wischt man vom unteren Rand auf das Display, so erscheinen die aktuell laufenden Programme sowie eine Leiste mit Icons. Unter jedem Minifenster erscheint der Name mit einem Kreuzchen zum Schließen des Programms. Alternativ kann man das Fenster auch noch oben aus dem Display schubsen, um es zu beenden. Die Iconleiste funktioniert ähnlich wie bei Blackberry 6: Sie ist in mehrere Gruppen unterteilt und lässt sich so vergrößern, dass sie im Querformat drei mal sechs und im Hochformat sechs mal vier Icons zeigt.

Playbook-Zubehör: Schnellladestation und Dock in einem

(Bild: RIM)

Die Titelzeile des Displays zeigt links Benachrichtigungen, in der Mitte Datum und Uhrzeit, und rechts mehrere System-Icons an, die Zugriff auf die Bridge, einen Rotationsschalter, Bluetooth und WLAN, sowie die Systemeinstellungen geben. Wischt man innerhalb einer App über diese Leiste nach unten, öffnet man das Optionsmenü der App; beim Startbildschirm sind es die Systemeinstellungen. Wischt man vom linken oder rechten Rand, dann wechselt man zwischen gestarteten App hin und her; sie laufen allesamt im Hintergrund weiter.

Palm-Anwendern wird dieses User Interface sehr bekannt vorkommen, da die Gesten sehr ähnlich wie bei WebOS sind. Nach kurzer Eingewöhnung wechselt man geschwind zwischen mehreren Programmen. Fotos und Videos betrachten, Musik oder Podcasts hören, das alles funktioniert tadellos. Knapp wird es bei den Zusatzprogrammen der App World. Da findet sich eine Facebook-App, die weniger kann als die des Blackberrys. Twitter: Fehlanzeige, Evernote ebenfalls, ein paar Spiele kann man kaufen. Von einem Multimedia-Angebot mit Musik, Filmen, TV-Serien, Zeitschriften und Zeitungen ist nichts zu sehen. [Update] Selbst die von Amazon voriges Jahr angekündigte Kindle-App ist (anders als für die Blackberrys) noch nicht erhältlich. Sie würde Zugriff auf das inzwischen auch auf Deutsch erhältliche Bücherangebot von Amazon gewähren. So bleibt der Kobo Reader samt Zugriff auf ein ausschließlich englischsprachiges Angebot an Epubs; die aktuelle Version erlaubt kein Sideload von DRM-geschützten Epubs aus anderen Quellen. [/Update]. Aber insgesamt ist das noch ein trauriges Bild. Kein Wunder, dass RIM Preise für Entwickler auslobt.

Derzeit ist nicht absehbar, ob es RIM gelingt, mit dem Playbook eine Alternative zu iPad und Android-Tablets zu etablieren. Die Hardware ist solide, die QNX-Basis auch. Das Betriebssystem und die mitgelieferten Apps sind gut gestaltet und nach kurzer Eingewöhnung sehr leicht zu bedienen. Doch Inhalte und Apps fehlen, darunter sogar einige grundlegende. Derzeit ist das Playbook daher nur für Blackberry-Anwender sinnvoll nutzbar. (jow)