Federlesen #5: Die Schattenseiten einer Konsenskultur

Seite 3: Apache inside

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Neben Abgängen (OJB, Excalibur und Jakarta Regexp landeten bei Attic) gibt es mit Libcloud ein neues Top-Level-Projekt. Unter den neuen Incubator-Projekten sind Lucene.NET, das eine zweite Chance erhält, und OpenOffice als prominentester und größter Neuzugang zu nennen.

Von den 102 Apache-Vorschlägen für Googles diesjärigen Summer of Code (GSoC) erhielten 40 den Zuschlag. Doch wie sieht der Gesundheitszustand des Zugpferds HTTP-Webservers und anderer Projekte aus. Mit über 203 Millionen Webseiten wächst der Anteil des Apache seit Anfang 2010 wieder kontinuierlich, nachdem er von 2006 bis 2010 Anteile an andere Webserver verloren hatte, und hält bei den Servern nach der aktuellen Netcraft-Studie einen Marktanteil von über 55 Prozent.

Nicht nur für den Betrieb des Internet ist Apache-Software beliebt, sondern es finden sich unter den Top 12 des Open-Source-Census-Rankings die sechs Apache-Projekte commons-lang, wsdl4j, Lucene, Xalan-J, Xerces und commons-logging.

Umso erstaunlicher, dass Xalan-J auf den Softwarefriedhof kommen soll, obwohl es am GSoC teilnimmt und bald die lange vermisste XSLT-2.0- und XPath-2.0-Unterstützung erhalten soll. Um jedoch ein neues Release herausbringen zu können, sind nach den Apache-Abstimmregeln noch mindestens zwei Committer neben dem einen verbleibenden PMC-Mitglied zu finden.

Mit OpenOffice hat die Apache Software Foundation einen großen Brocken von Oracle erhalten. Die von der LGPL auf die ASL geänderte Lizenz wird es Unternehmen erleichtern, eigene Versionen der OpenOffice-Software zu entwickeln. Das ist vielleicht eine Chance, die historisch entstandenen OpenOffice-Varianten und -Communitys unter dem Apache-Dach zu vereinen.

Passend zum Lizenzwechsel von OpenOffice stellt Matthew Aslett von der 451 Group fest, dass die Anzahl der Open-Source-Projekte unter einer Nicht-Copyleft-Lizenz wie die ASL 2.0 gegenüber denen mit einer Copyleft Lizenz wie GPL oder LGPL seit 2008 um 46 Prozent, zugenommen hat. Zu einem vergleichbaren Ergebnis kommt die Untersuchung von OpenLogic, die die Apache-Lizenz als die bevorzugte Open-Source-Lizenz bei Unternehmen bestätigt.

Nur wo Licht ist, ist auch Schatten. Doch bei Apache überwiegen durch neuen Projekte und neuen Releases die positiven Lichtblicke, und die Attraktivität des Apache-Ansatzes bestätigen die letzten Marktumfragen. Gespannt darf man sein, wie sich die Ergebnisse des GSoC 2011 in den kommenden Versionen der beteiligten Apache-Projekte wiederfinden und welche Fortschritte OpenOffice bei den Apachen macht.

Frank Pientka
ist Senior Software Architect bei der Materna GmbH in Dortmund und Autor des Geronimo-Buchs im dpunkt Verlag.
(ane)