Ohrenschmaus

Mit einem Mikrofon ausgestattete In-Ear-Kopfhörer ersetzen klobige HiFi-Kopfhörer und erlauben Gespräche am Handy sowie die Steuerung des MP3-Players.

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Inhaltsverzeichnis

Dank ihrer luftdichten Verbindung zum Trommelfell klingen In-Ear-Kopfhörer deutlich besser als herkömmliche Ohrstöpsel. Mit einem Mikrofon ausgestattet ersetzen sie unterwegs nicht nur klobige HiFi-Kopfhörer, sondern erlauben auch Gespräche am Handy und die Sprachsteuerung von MP3-Playern.

Wenn normale Ohrstöpsel im Außenohr verhakt werden, kann ihre Schaumgummidichtung den Hörkanal nicht luftdicht abschließen.

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Preiswerte In-Ear-Kopfhörer im Test 2016

Was taugen eigentlich preiswerte Kopfhörer fürs Smartphone und MP3-Player? Um dies zu klären, haben wir die beliebtesten In-Ear-Kopfhörer für 6 bis 30 Euro in die Redaktion geholt. Ergebnis unserer Hörtests: Einige sehr preiswerte In-Ears liefern eine bemerkenswerte Klangqualität.

Deshalb können sie keine tiefen Schallwellen übertragen und der Sound klingt wie aus dem Telefon. In-Ear-Kopfhörer schließen den Ohrkanal jedoch mit einer Silikonmanschette luftdicht ab, sodass die eingeschlossene Luftsäule selbst tiefste Frequenzen unter 60 Hz direkt auf das Trommelfell überträgt. Daher stehen gute In-Ear-Kopfhörer hochwertigen HiFi-Kopfhörern klanglich nicht nach und erlauben unterwegs exzellenten Musikgenuss, für den Liebhaber gerne auch etwas tiefer in die Tasche greifen.

Für diesen Test haben wir In-Ear-Headsets ausgesucht, die über ihr Mikrofon eine Sprachsteuerung von MP3-Playern wie beispielsweise den neuen iPod-touch-Modellen ermöglichen, aber auch Gespräche am Handy erlauben. Als Bedingung sollten die ausschließlich kabelgebundenen Headsets mit einem 3,5-mm-Klinkenstecker ausgerüstet sein und sich an normalen MP3-Playern anschließen lassen. Dreizehn Modelle von Apple, Beyerdynamic, Creative, Etymotic, Hama, Klipsch, Logitech/Ultimate Ears, Plantronics, Razer und Sennheiser zwischen 20 und 300 Euro erfüllten diese Voraussetzungen. Außen vor blieben Koss (kein deutscher Vertrieb) sowie V-Moda und Atomic Floyd, die uns keine Testmuster zusenden wollten. Klipsch schickte uns nur sein günstigeres Image S2m, nicht aber das teurere S4i zu. Bei dem MH700 von Sony Ericsson mussten wir leider feststellen, dass dessen 3,5-mm-Klinkenstecker nur zu Sony-Ericsson-Handys, nicht aber zu gewöhnlichen MP3-Playern kompatibel ist – sehr schade, denn klanglich und auch beim Tragekomfort hätte das MH700 vorne mitgespielt.

Größtes Problem der nicht selten über 100 Euro teuren Headsets ist, dass man sie vor dem Kauf nicht ausprobieren und vergleichen kann. Wichtigster Punkt war deshalb der Hörtest mit Musikstücken aus unterschiedlichen Genres sowie die Messung des Frequenzgangs, der die allgemeine Klangcharakteristik offenbarte. Grundsätzlich kann man bei den In-Ear-Ohrhörern drei verschiedene Charakteristiken unterscheiden: Viele günstige Modelle, etwa von Creative, Hama, Klipsch, Razer oder Sennheiser, bilden eine sogenannte Loudness-Wanne aus, bei der tiefe und hohe Frequenzen verstärkt und die Mitten abgesenkt werden. Das führt zu einem sehr bassbetonten Sound, der vor allem für Dance, Pop und Rockmusik geeignet ist. Er ist aber auch vorteilhaft, wenn tieffrequente Außengeräusche in der Straßenbahn oder im Flugzeug die Musik überlagern. Häufigste Nebenwirkungen der Loudness-Wanne sind jedoch überbetonte, gar schrille Höhen, die besonders bei Beckenschlägen negativ auffallen. Hier kann man sich behelfen, indem man am Equalizer des MP3-Players die hohen Frequenzen jenseits der 6 kHz um einige Dezibel absenkt.

Teurere Modelle über 100 Euro, beispielsweise das SuperFi-Set von Ultimate Ears, arbeiten hingegen mit einem eher linearen Frequenzgang. Im ersten Moment hört sich ihr Klang unscheinbar an. Nach einiger Zeit lernt man die Zurückhaltung aber zu schätzen, weil hier Details nicht vom Bass überdröhnt werden und sie sich für jede Musikrichtung – also auch für Klassik und Jazz – gleich gut eignen.

Drittens findet man etwa beim Plantronics Audio 480 einen stark mittenbetonten Klang, der vor allem die Sprachverständlichkeit verbessern soll, sich aber nicht für die Musikwiedergabe eignet. Die Grenzen zwischen linearem und mittenbetontem Klang sind fließend. Modelle von Apple, Etymotic oder die sündhaft teure TripleFi-Reihe von Ultimate Ears liegen irgendwo dazwischen.

Update: Lesen Sie zum Thema In-Ear-Kopfhörer einen aktuellen Test von 2016

Doch die Headsets unterscheiden sich nicht nur in ihrer Klangcharakteristik, sondern auch in ihrem Wirkungsgrad. Modelle mit einem besonders hohen Wirkungsgrad erreichen schon bei geringen Spannungen eine hohe Lautstärke. Was technisch wünschenswert ist, birgt jedoch das Risiko einer Überlastung der Hörnerven. So verlangt eine europäische Sicherheitsnorm, dass die Hersteller die Lautstärke ihrer MP3-Player auf 100 dB begrenzen, weil sonst dauerhafte Hörschäden drohen. Doch diese Grenze gilt nur in Verbindung mit den mitgelieferten Ohrstöpseln und nicht für separat hinzugekaufte. Da MP3-Player unterschiedliche Maximalspannungen ausgeben, haben wir den Schalldruck mit einem rosa Rauschen bei einer Standardspannung von 150 mV gemessen, die eigentlich jedes Gerät erreicht.

Nur drei Headsets von Apple, Klipsch und Plantronics bleiben bei 150 mV unter dem europäischen Grenzwert von 100 dB. Am lautesten tönt Etymotics hf2, das bei dieser Spannung schmerzhafte 108 dB erreicht.

Um das Gehör zu schützen, stattet beispielsweise Sony seine MP3-Player mit einer Funktion namens „AVLS“ aus, einem automatischen Lautstärkelimit, das bei unserem Testzuspieler NWZ-S638F die Ausgangsspannung auf 30 mV begrenzt. Damit selbst dauerhafter Musikgenuss zu keinen Hörschädigungen führt, sollte der Schalldruck unterhalb von 80 dB bleiben. Ab 85 dB sollte am Arbeitsplatz ein Gehörschutz getragen werden. Von den Testkandidaten bleibt einzig das Modell von Plantronics bei 30 mV im unbedenklichen Bereich unter 80 dB. Die Geräte von Apple, Klipsch sowie das günstige Hama X-10 bleiben immerhin im nicht gesundheitsschädlichen Bereich unter 85 dB. Währenddessen klettern jedoch die Headsets von Sennheiser, die teureren Modelle von Ultimate Ears über 90 dB und Etymotics hf2 gar auf 94 dB, sodass hier trotz eingeschaltetem Lautstärkelimiter bei dauerhafter Beschallung Hörschädigungen nicht auszuschließen sind.

Letztlich muss aber jeder Hörer selbst mit der Lautstärke verantwortungsvoll umgehen. Weil viele MP3-Player deutlich mehr als die hier angesetzten 150 mV ausgeben können (der neue iPod touch kommt gar auf 1 Volt), kann man sich auch mit dem leisen Plantronics Audio 480 die Ohren ruinieren, und wer den Regler nur wenig aufdreht, fügt auch mit den gut isolierenden Etymotic-Stöpseln seinem Gehör keinen Schaden zu.

Neben dem Klang ist bei In-Ear-Hörern vor allem der Tragekomfort entscheidend. Die Stöpsel können ihr volles Klangspektrum nur entfalten, wenn sie den Hörkanal wirklich luftdicht abschließen. Weil jeder Mensch einen anders geformten Ohrkanal hat, legen die Hersteller Gummimanschetten in unterschiedlichen Größen bei. Bis auf zwei Kandidaten sitzen alle getesteten Ohrstöpsel im äußeren Hörkanal, nur die Modelle von Etymotic und Klipsch muss man tiefer einführen. Sie dämpfen dadurch zwar Umgebungsgeräusche besser, rufen jedoch auch ein unangenehmes Druckgefühl hervor. Den sanftesten Druck übte das Pro V9 von Hama aus, allerdings dämpfte das Set auch die Umgebungsgeräusche am wenigsten. Wenn keine Manschetten richtig sitzen, hilft eine individuell angepasste Otoplastik vom Hörgeräte-Akustiker, die Beyerdynamic für das MMX 100 für einen Aufpreis von 120 Euro anbietet.

Darüber hinaus beeinflusst das Kabel, genauer gesagt die Kabelummantelung den Tragekomfort. Einige Hersteller wie Ultimate Ears oder Apple ummanteln ihr Kabel mit einer recht biegesteifen Kunststoffmischung, die zwar Kabelbrüche und Verhedderungen verhindert, gleichzeitig aber auch Körperschall vom Kabel überträgt, sodass jede Kopfbewegung und jedes Rascheln an der Kleidung direkt im Ohr landet. Bei Ohrhörern kann man diese Geräusche vermindern, indem man das Kabel einmal ums Ohr wickelt und hinter der Ohrmuschel entlangführt (siehe Foto auf Seite 173). Bei Headsets ist dies meist jedoch nicht möglich, weil dann das Mikrofon hinter dem Ohrläppchen baumeln würde. Sennheiser hat hier einen guten Kompromiss gefunden, indem das Kabel des MM50 asymmetrisch geteilt wurde und hinter dem Nacken entlang läuft. Hama umwickelt das Kabel der V9 Pro gar mit einem Stoffgewebe, das keinerlei Schallbrücken bildet, dafür aber auch das Kabel kaum gegen ein Abknicken schützt.

Weil die Mikrofone der In-Ear-Headsets an einer Seite am Kabel hängen, arbeiten sie mit einer Kugelcharakteristik, die nicht nur die Stimme des Sprechers, sondern auch alle Außengeräusche mit aufzeichnet. Die Unterschiede fallen hier nicht besonders groß aus und sind im Wesentlichen vom Abstand des Mikrofons zum Mund abhängig. Die Modelle von Etymotic und Klipsch zeichnen die Stimmen bei entsprechender Mikrofonpositionierung etwas lauter und deutlicher auf und liegen deshalb leicht vor dem übrigen Testfeld. Etwas schlechter schneidet das Hama Pro V9 aufgrund des größeren Abstands ab.

Einzig Plantronics hat seinem Audio 480 ein Mikrofon mit Richtcharakteristik an einem Schwanenhals angeflanscht, das Nebengeräusche besser ausblendet. Allerdings arbeitet es mit einem sehr mittenbetonten Frequenzgang, sodass Stimmen äußerst dünn klingen.

Apple, MA 850: kraftlose Bässe, matte Höhen, aber ohrenschonend

Apple führt die Kabel des MA 850 symmetrisch aus. Leider ist die Entfernung des rechten Ohrstöpsels zum Mikrofon zu gering, als dass man die Kabel hinter den Ohren entlangführen könnte. Dadurch wird der Körperschall, wenn das Kabel an der Kleidung reibt, unangenehm ins Ohr übertragen. Für die Klangregelung des iPod findet man am Mikrofon zusätzliche Lautstärkeschalter. Die Aufnahmen sind gut verständlich, aufgrund der Kugelcharakteristik überträgt das Mikro aber auch alle Nebengeräusche.

Die flexiblen Gummimanschetten sitzen angenehm im Ohrkanal und dämpfen Außengeräusche recht wirkungsvoll. Der Wirkungsgrad der Ohrstöpsel ist mit 83 dB bei 30 mV eher gering, was allzu frühe Hörschäden vermeidet. Im Bass- und Mittenbereich bleibt der Frequenzgang relativ linear. Tiefe Töne klingen schlapp, es fehlt ihnen schlichtweg der Wumms. Die Höhen klingen wiederum wenig brillant, sodass der Musik Räumlichkeit fehlt.

Beyerdynamic, MMX 100: warmer, überragender HiFi-Klang, auch mit Otoplastiken

Menschen mit ungewöhnlich geformten Ohren können sich zu dem MMX 100 von Beyerdynamic für einen Aufpreis von 120 Euro individuelle Otoplastiken anfertigen lassen. Die Anpassung übernehmen Hörgeräte-Akustiker der Kind-Kette, die nach etwa zehn Tagen die Ohrpassstücke fertig haben. Mit diesen sitzen die Hörer selbst in schwierigen Ohren satt saugend fest und verbessern Klang und Abschirmung nochmals.

Doch selbst mit den Standard-Silikonmanschetten klingt das MMX 100 überragend und offenbart saftige Bässe und luftige Details, wie man sie sonst nur unter deutlich teureren HiFi-Kopfhörern hört. Das macht sich selbst bei niedriger Lautstärke bemerkbar, bei der man aufgrund der sehr guten Dämpfung seine Musik genießen kann. Laut aufdrehen sollte man das Set aber sowieso nicht, weil es bei 150 mV das Gehör mit einem Schallpegel von 107 dB schädigt. Mit seinem warmen Klang setzt sich das MMX 100 deutlich von dem eher kalt, linear klingenden SuperFi-Set von Ultimate Ears ab.

Das symmetrisch geführte Kabel ist nicht besonders gut entkoppelt, lässt sich aber um die Ohren herumführen. Der Abstand zum Mikrofon ist hierzu groß genug. Ein Klipp fixiert das Kabel zusätzlich an der Kleidung.

Creative Labs, EP-630i: viel Wumms für wenig Geld, spitze Höhen

Das Kabel des Headset EP-630i von Creative ist nicht ganz so steif wie bei Apple, sodass Körperschall weniger stark ans Ohr dringt. Auch hier sitzt das Mikrofon zu nahe am rechten Ohrstöpsel, als dass man die Kabel hinter dem Ohr langführen könnte. Die Aufnahmen klingen etwas dumpf, aber verständlich. Die Silikonmanschetten sitzen recht angenehm im Ohr. Man bekommt noch relativ viele Geräusche mit und fühlt sich nicht so sehr abgeschirmt.

Der Klang ist von einer typischen Loudness-Wanne mit kräftigen Bässen, dünnen Mitten und spitzen Höhen geprägt, die man per Equalizer etwas dämpfen sollte. Der Wirkungsgrad liegt mit 88 dB bei 30 mV im oberen Mittelfeld. Wie auch bei den übrigen Testkandidaten sollte man hier zum Schutz der Ohren die Lautstärke drosseln.

Etymotic, hf2: feste Pfropfen mit hohem Wirkungsgrad, mittenbetont, detailreich

Etymotic stattet sein hf2-Headset mit Dreifach-Gummidichtungen aus, die man sehr tief in den Gehörgang einführen muss (dazu das Ohr etwas vom Kopf abziehen). Die Gummis sitzen sehr stramm im Ohrkanal, sodass Außengeräusche zwar stark gedämpft werden, aber auch ein unangenehmes Fremdkörpergefühl aufkommt. Das symmetrisch geführte Kabel wird über eine Klemme an der Kleidung gesichert und überträgt unterhalb dieser keine Körperschallgeräusche. Eine Kabelführung hinter dem Ohr ist nicht möglich, weil das Mikrofon dann hinter dem Ohr sitzen würde. Dessen Aufnahmen klingen überaus klar und druckvoll.

Mit 94 dB bei 30 mV hat das hf2-Headset den mit Abstand höchsten Wirkungsgrad im Test, sodass man selbst mit eingeschalteter Lautstärkebegrenzung sein Gehör noch schädigen kann. Der Klang ist mittenbetont und schwächelt etwas in den Bässen – ideal für Sprache, aber das genaue Gegenteil von der Loudness-Wanne der Creative-Stöpsel. Dafür löst das hf2 selbst feinste Details gut auf und übersteuert die Höhen nicht, was besonders bei Jazz- und Klassik-Aufnahmen gefällt. Für Pop oder Rock würde man sich jedoch etwas mehr Wumms wünschen.

Hama, Pro V9: toller Klang und Tragekomfort dank entkoppeltem Kabel

Wenn die Sprache auf High-End-Kopfhörer kommt, fällt einem der Name Hama nicht gerade als Erstes ein. Umso mehr waren wir überrascht, als wir die Pro V9 zum ersten Mal ausprobierten. Die Ohrhörer sitzen sehr angenehm und lassen sich durch den kurzen Griff leicht einführen, ohne ein unangenehmes Druckgefühl aufzubauen. Allerdings dämpfen sie Außengeräusche nicht so stark ab wie andere Modelle. Das stoffummantelte Kabel mit praktischer Nackenführung überträgt so gut wie keinen Körperschall, man sollte jedoch aufpassen und es nicht zu stark knicken. Eine Kabelführung hinter dem Ohr ist zwar möglich (wenn man rechten und linken Kanal vertauscht), aber nicht nötig. Mikrofon und Klinkenstecker wurden in stabilem Metall ausgeführt. Weil das Mikrofon etwas tief hängt, sind seine Aufnahmen leiser als bei anderen Modellen.

Der V9 hat einen linearen Frequenzverlauf im gesamten Bassbereich und in den Höhen bis etwa 5 kHz. Allerdings werden die Mitten zwischen 700 Hz und 2 kHz stark abgesenkt, was zu einem leichten, aber keinesfalls unangenehmen Loudness-Klang führt, der nicht so aufgepumpt klingt wie bei dem Sennheiser-Modell. Für Sprachübertragung mag dies weniger ideal sein, Musik – egal welcher Stilrichtung – klingt jedoch satt und kraftvoll.

Hama, Music X-10 Universell: etwas billig verarbeitet, satte Bässe, schrille Höhen

Das billigste Modell für 20 Euro trägt klanglich etwas dick auf. Hama hat das Music X-10 mit einem kräftigen, teilweise etwas bollerigen Bass ausgerüstet. Die Höhen klingen mit ihrer Pegelspitze bei 7 kHz etwas unnatürlich und schrill. Der Wirkungsgrad fällt mit 83 dB bei 30 mV ohrenschonend aus. Für Pop und Rock ist der Klang aber durchaus in Ordnung.

Auch am Sitz gibt es außer der symmetrischen Kabelführung kaum etwas zu bemängeln. Das weiche Kabel ist gut entkoppelt, selbst eine Kabelführung hinter dem Ohr ist möglich. Das Mikrofon sollte man mit dem Klipp in der Nähe des Mundes befestigen, dann sind die Aufnahmen klar verständlich. Einzig bei der Verarbeitung muss man Abstriche machen – Stecker und Kabel machen nicht den stabilsten Eindruck. Wer vorsichtig mit dem Music X-10 umgeht, erhält jedoch viel Headset für sein Geld.

Klipsch lässt Anwender seine In-Ear-Stöpsel ähnlich tief in den Ohrkanal einführen wie Etymotic das hf2-Set. Dort sitzen sie stramm und fest, sodass kaum noch Außengeräusche wahrgenommen werden, aber auch hier ein störendes Fremdkörpergefühl aufkommt. Immerhin überträgt das weiche Kabel kaum Körperschall, wenn man sich bewegt. Das Mikrofon nimmt Stimmen klar und deutlich auf.

Hat man die Stöpsel richtig tief in den Hörkanal gebohrt, spielen sie wegen ihres geringeren Wirkungsgrades nicht so laut auf wie das hf2-Modell von Etymotic. Der Klang überzeugt mit wuchtigen Bässen unterhalb von 200 Hz, die fast so stark auftrumpfen wie beim Sennheiser-Modell. Sie verleihen Rock und Pop ordentlich Wumms, wirken bei Jazz und Klassik aber leicht übertrieben. Die Höhen fallen jenseits der 6 kHz ab, sodass man ähnlich wie den MetroFi-Modellen von Ultimate Ears das letzte Quäntchen Brillanz vermisst.

Logitech/Ultimate Ears, MetroFi 170vi: unausgewogener Klang, schrille Höhen

Trotz des Preisunterschieds von 20 Euro konnten wir zwischen den beiden MetroFi-Modellen 170vi und 220vi keine klanglichen Unterschiede ausmachen. Einzig bei der Dämpfung von Außengeräuschen schnitt das 220vi besser ab. Die Ohrpolster sitzen etwas locker, aber nicht unangenehm im Ohr. Die symmetrisch geführten Kabel haben einen recht wirksamen Knickschutz, der leider auch jede Kopfbewegung und jedes Rascheln auf die Ohren überträgt, was den Tragekomfort etwas mindert. Leider ist der Abstand zum Mikrofon zu kurz, als dass man das Kabel hinter die Ohren verlegen könnte. Die Aufnahmequalität ist befriedigend.

Ultimate Ears verstärkt den Bassbereich unterhalb 200 Hz zu stark, sodass er sehr bollerig wirkt. Gleichzeitig wurden auch die mittleren Höhen zwischen 3 und 5 kHz über Gebühr angehoben, sodass sie unangenehm hervorstechen. Darüber hinaus fehlt dem Klang die Brillanz.

Logitech/Ultimate Ears, SuperFi 5vi: sehr linearer, kalter Klang, detailreich

So sehr die MetroFi-Modelle klanglich enttäuschten, konnte Ultimate Ears mit den SuperFi 5vi überzeugen. Kein anderer Testkandidat wartete mit einem derart linearen Frequenzgang auf, der erst bei etwa 4 kHz nach unten einknickte. Offenbar müssen die hohen Frequenzen abgesenkt werden, damit die In-Ear-Hörer nicht zu spitz klingen. Der neutrale Klang eignet sich für die unverfälschte Wiedergabe nahezu jeder Musikrichtung, wirkt im Vergleich zu Beyerdynamics MMX 100 aber sehr kalt. Wenn unterwegs in Bahn und Verkehr jedoch tieffrequente Störgeräusche den Musikgenuss stören, könnte es durchaus vorteilhaft sein, wenn die Bassfrequenzen etwas stärker angehoben würden. Bei 30 mV erreicht das SuperFi-Headset einen Schalldruckpegel von 90 dB, weshalb man die Lautstärke am MP3-Player niedrig einstellen sollte, um sein Gehör zu schützen.

Die Ohrpolster schmiegen sich angenehm an, allerdings kann man das biegesteife Kabel aufgrund der zu kurzen Entfernung zum befriedigend klingenden Mikrofon nicht hinter dem Ohr langführen, sodass der Körperschall bei Kopfbewegungen unangenehm zum Ohr übertragen wird.

Logitech/Ultimate Ears, TripleFi 10 vi: Teuer, Klang und Tragekomfort enttäuschend

Angesichts des Preises von knapp 300 Euro erwarteten wir vom den TripleFi 10vi klangliche Höchstleitungen, wurden aber enttäuscht. Mit ihren leicht angehobenen Bässen und einem etwas früh einsetzenden Höhenabfall bei 3 kHz konnten sie nicht mit dem ausgewogenen SuperFi-Modell mithalten. Details wurden aber gut aufgelöst. Auch hier sollte man aufgrund des sehr hohen Wirkungsgrades die Lautstärke reduzieren.

Weil Ultimate Ears in jeden Stöpsel drei Schallwandler einbaute, sind sie deutlich größer und schwerer als andere Modelle. Das symmetrisch geführte, vergleichsweise dicke Kabel muss hinter dem Ohr verlegt werden, sonst rutschen die Hörer aus dem Ohr. Dank eines im Kabelansatz eingelassenen dünnen Drahtes lässt es sich gut um das Ohr legen. Dadurch wird die Übertragung von Körperschall aus dem Kabel gut gedämpft. Die Pfropfen sitzen recht stramm im Hörkanal, was Außengeräusche sehr wirkungsvoll abblockt, aber auch ein unangenehmes Fremdkörpergefühl hervorruft.

Während die übrigen In-Ear-Headsets alle mit einem Mikrofon am Kabel ausgestattet sind, das mit seiner Kugelcharakteristik nicht nur den Sprecher, sondern auch alle Umgebungsgeräusche aufzeichnet, rüstet Plantronics sein Audio 480 mit einem gerichteten Mikrofon aus, das an einem biegsamen Draht am linken Ohrstöpsel angebracht ist und bis an den Mundwinkel des Sprechers reicht. Die Stimme ist dadurch wesentlich besser zu verstehen und Nebengeräusche werden deutlich vermindert. Allerdings überträgt das Mikrofon keine tiefen Frequenzen, wodurch sich die Stimme sehr nasal anhört. Kopfhörer und Mikrofon werden über zwei separate 3,5-mm-Buchsen angeschlossen. Plantronics legt eine kleine USB-Soundkarte bei, über die das Set direkt am USB-Port eines PC betrieben werden kann.

Doch zuerst muss man sich durch ein Kabelgewusel kämpfen, wenn man das Headset aus seiner Lederhülle zieht. Damit die Ohrstöpsel tatsächlich halten und nicht vom Gewicht des Mikrofons herausgezogen werden, muss man die Kabel kunstvoll um die Ohren legen. Positiver Nebeneffekt: Das Kabel überträgt kaum Geräusche, wenn es an der Kleidung reibt oder man den Kopf bewegt. Doch letzteres sollte man sowieso weitgehend vermeiden, sonst kommt die gesamte Kabellage schnell ins Rutschen. Mit zusätzlichem Klipp, Lautstärkeregler und Mikrofonschalter muss man allerhand Gebamsel mit sich herumtragen. Wer ein Headset zur reinen Sprachkommunikation sucht, sollte besser auf einen Bügelhörer zurückgreifen, der wesentlich einfacher zu handhaben ist.

Offenbar ist das Set nicht für den Musikgenuss, sondern speziell für Sprache optimiert. Der Frequenzgang der Ohrhörer betont Mitten zwischen 1 und 4 kHz überaus stark, während Bässe und Höhen nur schwach zu hören sind. Musik klingt, als käme sie aus einem Telefonhörer. Aufgrund seines geringen Wirkungsgrades bleibt das Headset als einziges Modell im Test bei einer Spannung von 30 mV unter 80 dB, sodass das Gehör weitgehend geschont wird.

Razer vermarktet sein Headset Moray+ speziell für Spieler und legt dem Set Adapter für Nintendos DS und Sonys PSP (Modelle 1000 bis 3000) sowie einen PC-Adapter mit separaten Klinkenausgängen für Kopfhörer und Mikrofon bei. Wegen der niedrigen Impedanz von nur 16 Ohm muss man die Lautstärke am PC oder Notebook sehr weit herunterregeln, sonst ist es zu laut. Der Wirkungsgrad liegt mit 89 db bei 30 mV im oberen Mittelfeld.

Das Moray-Headset bildet eine ähnliche Loudness-Wanne aus wie das deutlich günstigere Creative-Modell. Wuchtige Bässe unterhalb von 300 Hz, ein abgeschwächter Mittenbereich zwischen 1 und 5 kHz sowie zwei Höhenspitzen bei 7 und 14 kHz ergeben einen sehr druckvollen, transparenten Klang bei Pop und Rockmusik. Allerdings zischeln hier die Höhen und Jazz- und Klassik-Stücke leiden unter dem überbetonten Bass.

Die weichen Ohrpolster schmiegen sich angenehm ins Ohr, aber leider überträgt das symmetrisch geteilte Kabel bei Bewegungen unangenehme Körperschallgeräusche. Weil der Abstand des befriedigend klingenden Mikrofons zu kurz ist, kann man die Kabel nicht um das Ohr führen, um diese zu vermindern.

Obwohl der Sennheiser MM50 im Namen das iPhone trägt, passt er mit seinem 3,5-mm-Klinkenstecker auch an andere MP3-Player. Im Unterschied zu den meisten anderen Headsets führt Sennheiser die Kabel asymmetrisch um den Nacken, wenn auch der Abstand zum Mikrofon für eine zusätzliche Ohrumlegung zu kurz ist. Die Kabelgeräusche werden dadurch zwar nicht (wie beim Hama V9) komplett vermieden, stören aber deutlich weniger als bei anderen Testkandidaten.

Sennheisers MM50 verstärkt Bassfrequenzen noch stärker als die Modelle von Creative und Razer, was zu einem unnatürlich wummernden Klang führt. Die Mitten werden hingegen zwischen 1 und 3 kHz stärker zurückgefahren, während die Höhen bei 7 und 14 kHz die typischen Spitzen aufweisen. Für die mittlere Preisklasse erreicht er mit 90 dB bei 30 mV einen ungewöhnlich hohen Wirkungsgrad, weshalb man die Lautstärke zum Schutz der Ohren reduzieren sollte. Wer viel Techno hört, wird an dem MM50 seine Freude haben, bei allen anderen Musikrichtungen wäre weniger Bass mehr gewesen.

Wer ein günstiges In-Ear-Headset mit wuchtigen Bässen sucht, mit dem Pop- und Rock-Nummern auch in der Bahn gut klingen, der findet im Creative EP-630i und Hamas Music X-10 zwei billige Modelle mit befriedigendem Klang. Die Aufpreise, die Razer und Sennheiser für ihre ähnlich klingenden Modelle verlangen, lohnen sich nicht. Das ebenfalls den Bass sehr stark betonende Image S2m von Klipsch spielt seine Vorzüge vor allem in lauten Umgebungen aus, weil die Ohrstöpsel besser abdichten, allerdings auch unangenehm stramm sitzen.

In der Preisklasse unter 50 Euro konnte uns Hamas Pro V9 am meisten überzeugen. Die Stöpselform sitzt von allen Kandidaten mit Standard-Manschetten am angenehmsten im Ohr, das Kabel überträgt keinen Körperschall und der Frequenzgang ist angenehm linear mit einer leichten Mittenabsenkung, sodass er für jede Musikart gut geeignet ist. In lauten Umgebungen macht sich allerdings die schwache Abschirmung gegenüber Außengeräuschen bemerkbar. Diese wirkt sich jedoch in leisen Umgebungen positiv aus, weil der Hörer nicht das für In-Ear-Hörer typische Glockengefühl entwickelt.

Die teureren Headsets zeichnen sich vor allem durch ihren hohen Wirkungsgrad und ihren linearen Frequenzverlauf aus.

Wer einen leisen Zuspieler hat, kann sich an diesem mit dem extrem lauten Etymotic hf2 trotzdem problemlos sein Gehör ruinieren. Mit Abstand am besten gefiel uns der warme, detailreiche Klang des MMX 100 von Beyerdynamic, der selbst audiophilen Ansprüchen genügt und uns dazu veranlasste, das Konkurrenzfeld um eine Note abzustufen. Aber auch das SuperFi 5vi von Logitech/Ultimate Ears kann mit seinem linearen, natürlichen Klang überzeugen. Im ersten Moment klingt er bei Pop- und Rocknummern etwas dünn, offenbart nach einiger Zeit aber eine enorme Detailfülle. Hier kann das überteuerte TripleFi-Modell aus gleichem Hause nicht mithalten.

Für die Sprachkommunikation eignen sich alle Geräte aufgrund der Kugelchrakteristik der Mikrofone nur in leisen Umgebungen. Einzige Ausnahme ist Plantronics Audio 480 mit seinem Mikrofonbügel. Allerdings ist hier das Kabelgewirr so groß, dass man besser zu einem Headset mit Kopfbügel greift (hag) (ll)