Breitband-Mobilfunk

Seite 9: Ausblick

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Dem hier beschriebenen LTE-System liegt die Spezifikation „Release 8“ zugrunde, die Ende 2008 fertig gestellt worden ist. Sie bildet die Grundlage für die LTE-Systeme und Endgeräte, die nun im Markt eingeführt werden. Das sind zunächst USB-Erweiterungen für PCs. Später kommen integrierte Breitbandmodule für Laptops und auch leistungsfähige Mobiltelefone wie Smartphones hinzu. Die später eingeführten Geräte werden multistandardfähig sein, also neben LTE auch für UMTS und GSM geeignet sein, sodass sie auch in Gebieten ohne LTE-Versorgung Mobilfunkdienste nutzen können.

Im 3GPP ist die Standardisierung bereits fortgeschritten. Release 9 des LTE-Standards ist fertig gestellt und bietet im Wesentlichen eine Erweiterung um einen Multimedia Broadcast und Multicast Service (MBMS). MBMS ermöglicht es, gleichzeitig Daten zu mehreren oder allen Nutzern im Empfangsgebiet zu schicken. MBMS eignet sich daher ganz besonders zum Verteilen von Informationen, die viele Nutzer interessieren: Nachrichten, Verkehrsinfos, Warnmeldungen und Ähnliches.

Ein größerer Schritt ist von Release 10 zu erwarten, die zur Jahreswende 2010/2011 fertig gestellt sein sollte. Hauptziele dieser Version sind es, die maximale Datenrate auf mehr als 1 GBit/s zu steigern und die Datenraten an den Zellrändern signifikant zu erhöhen. Dieser Standardisierungsschritt wird auch als „LTE Advanced“ bezeichnet.

Das 1-GBit/s-Ziel soll durch je acht Sende- und Empfangsantennen sowie durch die Ausweitung der Bandbreite auf bis zu 100 MHz erreicht werden. Allerdings ist ein zusammenhängendes Spektrum von 100 MHz für Netzbetreiber eher die seltene Ausnahme als die Regel. Aber wieder erweist sich OFDM als Vorteil: Mehrere Bänder lassen sich mit akzeptablem Aufwand zu einem „Spektrum“ aggregieren. Zum Beispiel könnten Netzbetreiber Spektren im 800-MHz-Band und im 2-GHz- oder 2,6-GHz-Band zusammenfassen.

Erhöhte Datenraten am Zellrand sollen Relaisstationen oder kooperierende Basisstationen liefern. LTE-Relais sind Zwischenstationen, die Signale empfangen, dekodieren und dann neu kodiert weiterschicken. Bei kooperierenden Basisstationen wird durch einen schnellen Informationsaustausch die Interferenz zwischen Funkzellen minimiert beziehungsweise die Empfangsleistung maximiert. Dieses Konzept kann als ein verteiltes Mehrantennenverfahren angesehen werden.

Mit LTE geht in Kürze eine Mobilfunktechnik an den Start, die sogar mit VDSL mithalten kann. Mit den hohen Datenraten und den geringen Latenzen, die LTE bietet, werden die Nutzer ganz neuer Mobilfunkerfahrungen teilhaftig. Aber auch Anforderungen von besonders datenratenhungrigen Anwendungen wie HDTV oder Echtzeitspielen mit strikten Anforderungen an Verzögerungen kann die Technik erfüllen …

Dr. Michael Meyer ist Abteilungsleiter im Bereich Forschung bei Ericsson.

Auf fatcow.com ist eine bulgarische Version dieses Artikels verfügbar. (dz)