ScanTailor in der Praxis (Teil 2)

Die kostenlose Softwaren ScanTailor bügelt Freihandfotos von Buchseiten für die digitale Bibliothek glatt. Wir zeigen, wie der Einstieg in die Bedienung der Freeware klappt.

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Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Burkhard Fleischer
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Zweiter Teil und Schluss

Dies ist der zweite Teil unseres ausführlichen Online-Praxisartikels zum Umgang mit der Gratissoftware Scan Tailor – der erste Teil beschreibt die Arbeitsschritte 1 bis 5.

Der Titel dieses letzten Arbeitsschrittes mit der Software ScanTailor ist eine Untertreibung. Die bearbeiteten Seiten werden nicht nur ausgegeben, sondern sie erhalten hier ihren letzten Schliff. Es ist enorm, welche Korrekturen noch vorgenommen werden können. Eine besondere Bedeutung haben dabei die Funktionen, die sich hinter den Seitenreitern am rechten Rand des Bearbeitungsfensters verbergen: "Ausgabe", "Bildbereiche", "Bereiche füllen", "Dewarping" und "Despeckling".

Die Bezeichnung "Ausgabe" für diesen Arbeitsschritt untertreibt. In diesem Befehlsfeld verbergen sich zahlreiche und wirkungsvolle Funktionen, die der Kopie ihren letzten Schliff geben. Dies gilt besonders den geschwungenen Zeilen, die begradigt werden müssen.

Beginnen wir von hinten: Flecken sollte man vorsichtig entfernen ("Despeckling"), denn zu schnell identifiziert das Programm unscharfe Textpassagen als Flecken. Bei dieser Funktion sollte man auf die automatische Bearbeitung der Seiten verzichten, damit nicht unbemerkt Textpassagen entfernt werden.

Dagegen ist die Funktion "Dewarping" ein mächtiges Werkzeug. Es entzerrt und begradigt problematische Originale. Mit dieser Funktion werden die schiefen Ursprungsaufnahmen geradegebügelt. In der Grundeinstellung ist diese Funktion deaktiviert. Dies macht auch Sinn, solange die Originalaufnahmen mit Flachbettscanner oder Buchscanner angefertigt wurden. Bei diesen Geräten kann bereits bei der Aufnahme darauf geachtet werden (Vorlage platt auf der Gerätescheibe, rechtwinklige Positionierung), dass spätere Korrekturen die Ausnahme bleiben. Bei der Freihandaufnahme mit einer Kamera sind dagegen Verzerrungen unvermeidlich.

Glätten und begradigen der Textzeilen mit der "Dewarping"-Anweisung. Das Gitternetz über dem
Text ist so hin- und herzuziehen, dass die erste und letzte Textzeile jeweils auf der oberen beziehungweise unteren Gitternetzlinie stehen.

Viele der Fehler sind gleicher Art und die Dokumentendatei lässt sich in einem Rutsch automatisch korrigieren. In etwa 10 Prozent der Fälle müssen einzelne Seiten jedoch manuell nachgearbeitet werden. Hierzu wird der Seitenreiter "Dewarping" angeklickt. Im Arbeitsfeld erscheint die Einzelseite mit einem darübergelegten Gitternetz. Die oberste und unterste Gitterlinie sind mit roten Anfasspunkten versehen, mit deren Hilfe diese Gitterlinien unter die erste und letzte Textzeile gezogen werden. Wie in einem linierten Schulheft sollen die Textzeilen auf den Gitternetzlinien stehen und dabei jede Krümmung mitmachen. Um präzise zu arbeiten, ist es empfehlenswert, in den Text hineinzuzoomen. Dies lässt sich mit dem Scrollrad der Maus einfach bewerkstelligen.

Zur präzisen Arbeit ist es vorteilhaft, die Arbeitsfläche mittels eines Zooms zu vergrößern. Reichen die roten Anfasspunkte nicht aus, um einen engen Bogen hinzubekommen, können mit der linken Maustaste auf den Grundlinien des Gitternetzes weitere Anfasspunkte kreiert werden.

Ist ein Bogen äußerst eng, können zusätzliche Anfasspunkte mit der linken Maustaste gesetzt werden, Das Ergebnis kann im Arbeitsfeld immer wieder kontrolliert werden. Hierzu wird nur der Seitenreiter "Ausgabe" angeklickt. Die korrigierte Seite wird im von ScanTailor automatisch angelegten Ordner "out" sofort abgelegt. Wird die entsprechende Seite nachbearbeitet, so wird das entsprechende Bilddokument im Ordner "out" überschrieben, sobald "Ausgabe" angeklickt wird.