ScanTailor in der Praxis (Teil 2)
Die kostenlose Softwaren ScanTailor bügelt Freihandfotos von Buchseiten für die digitale Bibliothek glatt. Wir zeigen, wie der Einstieg in die Bedienung der Freeware klappt.
- Burkhard Fleischer
Zweiter Teil und Schluss
Dies ist der zweite Teil unseres ausführlichen Online-Praxisartikels zum Umgang mit der Gratissoftware Scan Tailor – der erste Teil beschreibt die Arbeitsschritte 1 bis 5.
6. Schritt: Ausgabe
Der Titel dieses letzten Arbeitsschrittes mit der Software ScanTailor ist eine Untertreibung. Die bearbeiteten Seiten werden nicht nur ausgegeben, sondern sie erhalten hier ihren letzten Schliff. Es ist enorm, welche Korrekturen noch vorgenommen werden können. Eine besondere Bedeutung haben dabei die Funktionen, die sich hinter den Seitenreitern am rechten Rand des Bearbeitungsfensters verbergen: "Ausgabe", "Bildbereiche", "Bereiche füllen", "Dewarping" und "Despeckling".
Beginnen wir von hinten: Flecken sollte man vorsichtig entfernen ("Despeckling"), denn zu schnell identifiziert das Programm unscharfe Textpassagen als Flecken. Bei dieser Funktion sollte man auf die automatische Bearbeitung der Seiten verzichten, damit nicht unbemerkt Textpassagen entfernt werden.
Dagegen ist die Funktion "Dewarping" ein mächtiges Werkzeug. Es entzerrt und begradigt problematische Originale. Mit dieser Funktion werden die schiefen Ursprungsaufnahmen geradegebügelt. In der Grundeinstellung ist diese Funktion deaktiviert. Dies macht auch Sinn, solange die Originalaufnahmen mit Flachbettscanner oder Buchscanner angefertigt wurden. Bei diesen Geräten kann bereits bei der Aufnahme darauf geachtet werden (Vorlage platt auf der Gerätescheibe, rechtwinklige Positionierung), dass spätere Korrekturen die Ausnahme bleiben. Bei der Freihandaufnahme mit einer Kamera sind dagegen Verzerrungen unvermeidlich.
Text ist so hin- und herzuziehen, dass die erste und letzte Textzeile jeweils auf der oberen beziehungweise unteren Gitternetzlinie stehen.
Viele der Fehler sind gleicher Art und die Dokumentendatei lässt sich in einem Rutsch automatisch korrigieren. In etwa 10 Prozent der Fälle müssen einzelne Seiten jedoch manuell nachgearbeitet werden. Hierzu wird der Seitenreiter "Dewarping" angeklickt. Im Arbeitsfeld erscheint die Einzelseite mit einem darübergelegten Gitternetz. Die oberste und unterste Gitterlinie sind mit roten Anfasspunkten versehen, mit deren Hilfe diese Gitterlinien unter die erste und letzte Textzeile gezogen werden. Wie in einem linierten Schulheft sollen die Textzeilen auf den Gitternetzlinien stehen und dabei jede Krümmung mitmachen. Um präzise zu arbeiten, ist es empfehlenswert, in den Text hineinzuzoomen. Dies lässt sich mit dem Scrollrad der Maus einfach bewerkstelligen.
Ist ein Bogen äußerst eng, können zusätzliche Anfasspunkte mit der linken Maustaste gesetzt werden, Das Ergebnis kann im Arbeitsfeld immer wieder kontrolliert werden. Hierzu wird nur der Seitenreiter "Ausgabe" angeklickt. Die korrigierte Seite wird im von ScanTailor automatisch angelegten Ordner "out" sofort abgelegt. Wird die entsprechende Seite nachbearbeitet, so wird das entsprechende Bilddokument im Ordner "out" überschrieben, sobald "Ausgabe" angeklickt wird.