Pimp my Revo
Mit dem Revo R3600 hat Acer einen gĂĽnstigen Nettop-PC im Angebot, der sich ideal als sparsamer Server fĂĽr die Musik- und Videosammlung eignet. Ein Festplatten-Update macht den Kleinen zum Speicherriesen.
Der in c't 11/09 auf Seite 75 vorgestellte Nettop-PC Revo R3600 von Acer hat einiges zu bieten: Durch die Kombination aus Intels Atom-230-CPU, Nvidias GeForce 9400M ION und einer HDMI-Schnittstelle taugt der Kleine sogar zum Anschauen von HD-Videos. Gleichzeitig empfiehlt sich der Nettop-PC mit 21 Watt im Leerlauf und 2,1 Watt im Standby auch für den Einsatz als sparsamer Media-Tank. Wer gerade auf der Suche nach einem Multimedia-Server ist, wird sich schnell fragen, ob er lieber zu einer kompakten Netzwerkfestplatte oder zum Mini-PC greifen sollte – bei einem Straßenpreis von rund 250 Euro ist der Revo nicht nur günstiger als manche NAS-Lösung, sondern auch richtig schnell.
Die PC-Variante bietet dabei einen entscheidenden Vorteil: Während NAS-Lösungen meist mit schwächeren CPUs ausgestattet sind, kann der Nettop-Rechner als Medienserver aus dem Vollen schöpfen. Gerade beim Bereitstellen umfangreicher Musik oder Filmsammlungen oder beim Betrieb leistungshungriger Serversoftware, wie sie zum Beispiel für Logitechs Squeezebox-Audiospieler nötig ist, profitiert man von der potenten PC-Hardware: Es macht beim Befüllen mit Mediendateien doch einen Unterschied, ob das mit 60 oder 12 MByte/s geht.
Ein weiterer Vorteil ist die Flexibilität eines Server-PC. Bei Windows ist der UPnP-AV-Server in Form des Windows Media Player 11 gleich an Bord, ein Twonkymedia-Server ist schnell aufgespielt. Die Server-Anwendung bei den meisten NAS-Lösungen kann man nur über ein komplettes Firmware-Update aktualisieren – wenn es der Hersteller denn bereitstellt.
Einziger Pferdefuß: Mit 160 GByte bietet die im preiswertesten Revo eingebaute Festplatte nicht genug Speicherplatz, um den Mini-PC ernsthaft als Datenhuber einsetzen zu können. Auch die 320-GByte-Version für 300 Euro reißt es nicht raus. Zwar lässt sich per eSATA oder USB eine externe Festplatte anschließen, viel eleganter ist es natürlich, wenn das TByte direkt im Gehäuse des Revo geparkt ist. Dieses bietet dabei genug Platz für 2,5"-Festplatten mit 12,5 mm Bauhöhe. Dem Einbau einer aktuellen Notebook-Festplatte mit bis zu 1 TByte steht also nichts im Wege. Vor dem Griff zum Schraubendreher noch ein Hinweis: Das Garantiesiegel des R3600 wird beim im Folgenden beschriebenen Festplattenwechsel beschädigt – die Herstellergarantie ist somit sehr stark dem Kulanzwillen Acers unterworfen.
Frisch ans Werk
Um die Festplatte im Revo R3600 zu wechseln, benötigen Sie als Minimalausstattung je einen Kreuzschlitz- und Schlitz-Schraubendreher. Letzteren brauchen Sie vor allem, um den mit Plastik-Clips befestigten Gehäusedeckel zu lösen. Wer unschöne Macken im Kunststoff vermeiden möchte, sollte lieber zu einem festen Stahlspachtel greifen.
Zuerst muss die Kreuzschraube entfernt werden, die sich im Einschub für den Gerätefuß des R3600 befindet. Sie wird vom Garantiesiegel verdeckt. Danach kann man mit dem Metallspachtel oder Schlitz-Schraubendreher vorsichtig beginnen, den Gehäusedeckel zu lösen. Ist dieser entfernt, liegt das Innenleben des Nettop-PC offen. Die Festplatte ist schon jetzt sichtbar, allerdings ist sie von unten mit dem Mainboard verschraubt – zum Wechseln muss man es daher komplett aus dem Gehäuse lösen.
Hierzu sind zunächst drei Schritte erforderlich. Entfernen Sie die über einen Pfostenstecker mit dem Mainboard verbundene USB-Schnittstelle, indem Sie die zwei seitlichen Kunststoff-Clips vorsichtig beiseite biegen und die Mini-Platine nach oben abziehen. Als nächstes sollten Sie sich um das WLAN-Modul kümmern. Statt die filigranen Antennenkabel vom Modul zu lösen, empfiehlt es sich, gleich das gesamte WLAN-Modul herauszunehmen: Drücken Sie einfach die metallenen Federlaschen am Ende des Moduls beiseite und kippen Sie die Platine aus der Halterung.
Die dritte Hürde ist die CPU-Kühlung: Sie verbindet das Mainboard fest mit der Unterschale und muss in zwei Schritten demontiert werden. Entfernen Sie zunächst den Lüfter, indem Sie die drei schwarzen Schrauben lösen, die den Lüfter am Kühlkörper fixieren. Als nächstes entfernen Sie den eigentlichen Kühlkörper, indem Sie die nun zugänglichen vier silbernen Schrauben lösen und den Kühlkörper vorsichtig nach oben abheben. Anschließend muss man nur noch die vier darunterliegenden Schrauben an den Ecken des Mainboards lösen. Kühlpads sorgen für die korrekte Wärmeleitung zwischen Chips und Kühlkörper. Sollte eines der Pads beschädigt sein, sollte man es vor dem Zusammenbau ersetzen, um die optimale Kühlung zu gewährleisten. Wenn Ihnen die Kühleranbindung nicht gelungen ist, wird der Lüfter auch bei wenig belastetem Prozessor sehr schnell laufen, weil er wenig Wirkung erzielt. Dann lieber noch mal mit neuem Pad oder Wärmeleitpaste neu montieren.
Nun können Sie die Hauptplatine vorsichtig aus dem Gehäuse entnehmen. Lösen Sie von der Unterseite des Mainboards die vier Schrauben, welche die SATA-Festplatte in Position halten und ziehen Sie die alte Festplatte vorsichtig aus dem SATA-Steckverbinder heraus. Setzen Sie abschließend die neue Festplatte ein.
Service+
Wer den nächsten Festplattenwechsel etwas servicefreundlicher gestalten will, kann das Gehäuse des Revo R3600 in diesem Zustand auf Wunsch leicht verändern. Über die nun freiliegenden schwarzen Kunststoff-Clips lässt sich die äußere Gehäuseverblendung entfernen. Keine Angst, wenn hier mal ein Clip abbricht – die Außenschale wird ohnehin über die Mainboard-Schrauben wieder fest mit dem restlichen Gehäuse verbunden. Hat man die Abdeckung entfernt, kann man nun 8-mm-Löcher durch Kunststoffwanne und Abschirmblech bohren, die einem direkten Zugriff auf die Festplattenschrauben gewähren. Beim nächsten anstehenden Festplattenwechsel kann das Mainboard dann an seinem Platz verbleiben, das Abnehmen der rückseitigen Abdeckung genügt, um die 2,5-Zoll-Festplatte vom Mainboard zu lösen.
Den Umzug des Betriebssystems kann man durch einfaches Klonen der Festplatten bewerkstelligen – die Festplattenhersteller bieten solche Umzugs-Tools kostenfrei an. So gelangt dann auch die Recovery-Partition unversehrt auf die neue Platte. Über ein externes optisches Laufwerk lässt sich ein Betriebssystem natürlich auch auf herkömmlichem Wege nach dem Zusammenbau des Revo R3600 einspielen. (sha)