Ratgeber: Lautstärken mit dem iPhone richtig messen

Seite 3: Lautstärken präzise messen mit iOS

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Prinzipiell gelingt der Einsatz von Schalldruck-Messgeräten denkbar einfach. Sie richten das Mikrofon auf die Schallquelle, starten die Messung und betrachten die Ergebnisse. Wollen Sie wissen, wie laut es gerade in Ihrer unmittelbaren Umgebung ist (Immissionsmessung), reicht es, das iOS-Gerät in der Hand zu halten oder auf einen Tisch zu legen.

Achten Sie darauf, das Mikrofon nicht mit der Hand oder Kleidungsstücken zu verdecken. Auch sollte das Mikrofon nicht unmittelbar auf Ihren Körper zeigen, denn den wollen Sie wahrscheinlich in den wenigstens Fällen messen.

Liegen iPhone oder iPad auf einem Tisch, vermeiden Sie bitte Stöße etwa gegen Tischbeine oder -platte, da diese Geräusche die Messung erheblich verfälschen.

Wenn Sie die Lärmbelästigung durch einzelne Gegenstände erfassen möchten, etwa Rasenmäher oder Motorradauspuff (Emissionsmessung), so müssen Sie sich diesem Objekt natürlich nähern. Der Schalldruckpegel von Rasenmähern wird beispielsweise "direkt am Arbeitsplatz" gemessen, also dort, wo sich die Ohren des Gartenfreundes beim Rasenmähen befinden. Das Standgeräusch eines Motorradauspuffs wird hingegen in einem halben Meter Abstand zur Auspuffmündung gemessen, und zwar mit einem Versatz von 45 Grad zur Ausströmungsrichtung.

Untersuchungen in unserem Messlabor haben gezeigt, dass iOS-Apps wie Dezibel X erstaunlich präzise Ergebnisse liefern. Im Vergleich zu teuren, geeichten Schalldruckmessgeräten betrugen die Abweichungen lediglich 1 bis 3 Dezibel: Für den "Hosentaschen-Gebrauch" sind diese Unterschiede zu vernachlässigen. Günstige Schalldruckmessgeräte aus dem Versandhandel kosten zwischen 30 und 50 Euro und sind keinen Deut besser.

Doch warum liefern Apples iOS-Geräte so präzise Resultate? Einerseits ist die Audio-Hardware in iPhone und iPad tatsächlich erheblich besser als vielfach kolportiert. Gerade beim Mikrofon wird gerne außer Acht gelassen, dass Apple Filter im Aufnahmeweg integriert hat, die für optimale Sprachverständlichkeit sorgen sollen. Beim iPhone handelt es sich schließlich nach wie vor um ein Telefon. Um das Optimum herauszuholen, schalten viele Entwickler diese Filter ab.

Andererseits untersuchen die Entwickler einer solchen Schalldruck-App unter Laborbedingungen, wie sich Messungen mit geeichten Mikrofonen und iOS-Geräten voneinander unterscheiden. Dann ziehen sie die Messkurve des Labormikrofons von der des iOS-Devices ab, woraus eine Differenzkurve resultiert, die sie zur Korrektur heranziehen.

Weiß der Entwickler, dass Mikrofon A gegenüber dem geeichten Messmikrofon Bässe abschwächt, lässt sich dies durch ein entsprechendes Filter kompensieren. Je feiner es arbeitet, desto besser lassen sich diese Schwächen ausgleichen. iPhones und iPads sind längst so rechenstark, dass ihnen diese Aufgabe auch in Echtzeit keine Mühe bereitet.

Sorgfältige Entwickler unterziehen zudem verschiedene Baureihen von iPhones und iPads einer solchen Prozedur, um etwaige Designänderungen abzufangen. Dennoch können auch innerhalb einer Modellgeneration Schwankungen durch Bauteiltoleranzen auftreten. Das kann allerdings selbst der fleißigste Entwickler nicht kompensieren.

Auf der Apple Watch (Series 4 und 5) liefert Apple mit watchOS 6 (siehe auch
Neue Funktionen für die Apple Watch – watchOS 6 im Griff) übrigens eine neue Lautstärke-App aus, die auch im Hintergrund wacht und den Geräuschpegel in der Health-App aufzeichnet. Ob diese App in Zukunft auch aufs iPhone kommt, bleibt offen. Decibel X läuft inzwischen auch auf der Apple Watch, zeigt dort aber nur den aktuellen Geräuschpegel.

Das i437L von micW wurde speziell für iOS-Geräte entwickelt.

Wenn Sie ganz besonders präzise messen möchten, greifen Sie zu einem sogenannten Messmikrofon. Die werden unter besonders strengen Bedingungen hergestellt und weisen nur minimale Toleranzen auf.

Außerdem hat der Hersteller im Idealfall die technischen Spezifikationen jedes einzelnen (!) Mikrofons akribisch dokumentiert. So kann der Anwender das Mikrofon optimal an die App anpassen.

Einige Apps unterstützen gängige Messmikrofone, etwa das unter iOS-Usern sehr beliebte micW i436, das sich in die Mikrofonbuchse von iPhone und iPad stecken lässt. Alternativ bietet sich das micW i437L für den digitalen Anschluss am Lightning-Port an.

Die zusätzlichen Ausgaben von 85 respektive 170 Euro für das i437L können Sie sich jedoch getrost sparen, wenn Sie lediglich den Schalldruck ermitteln möchten. Die Kompensationskurven der App-Entwickler funktionierten bei einem getesteten iPhone 5s ebenso zuverlässig wie bei einem iPhone 7 und einem iPad Air 2. Lediglich bei extrem lauten Pegeln messen zum Beispiel die micWs präziser, sie meistern auch noch einen Schalldruck von 130 dB, während mit iPhones und iPads nicht mehr geht als 120 dB.