Startschuss zur Aufholjagd

Seite 2: Windows fensterlos

Inhaltsverzeichnis

Alle Applikationen nutzen stets die komplette Bildschirmfläche – Fenster gibt es nicht, die üblichen Schaltflächen zum Vergrößern, Verkleinern und Schließen sind überflüssig, statt eines Scrollbalkens taucht beim Fingerwischen ein dünner Lageindikator am Displayrand auf.

Mails, Apps und Organizer-Daten werden ausschließlich online geladen, installiert und synchronisiert. Ein Abgleich mit Outlook ist über Exchange, Windows Live oder die SharePoint Services möglich. Des Weiteren stehen die Kontentypen Google, Yahoo, Facebook und für Mails POP3 und IMAP zur Verfügung.

Das Hauptmenü von Windows Phone 7 erinnert mit den meist quadratischen Live Tiles an ein Memory-Spiel. Hinter jeder Kachel verbirgt sich eine Anwendung oder eine Anwendungsgruppe (Hub).

Ein Konto bei Windows Live – Microsofts Pendant zu Apples iTunes-Account oder dem bei Android nötigen Google-Account – braucht man für die eingebauten Funktionen des Telefons nicht, aber für die Installation auch von kostenlosen Apps. Sinnvoll ist das allemal, bekommt man doch kostenfrei ein Sicherheitspaket: Die Handys lassen sich vom PC aus zum Klingeln bringen, sperren (wobei ein frei einstellbarer Text auf dem Display angezeigt wird) und notfalls auch löschen. Auch kann man sich am PC anzeigen lassen, wo das Handy ist – beziehungsweise glaubt zu sein. Bei Apple kostet dieser Service jedes Jahr 80 Euro.

Das Anwendungsmenü listet alle Anwendungen und Funktionen alphabetisch geordnet untereinander auf; eine zweidimensionale Anordnung der Icons, wie bei Android, iPhone und Co. üblich, gibt es nicht.

An das Dateisystem kommt man wie beim iPhone nicht heran; es fehlen auch ein Einschub für Speicherkarten (siehe dazu Windows Phone 7 und die SD-Karten und Verwirrung um SD-Karten für Windows Phone 7) und die Möglichkeit, Datentransfers via Bluetooth oder USB durchzuführen. Eine Ausnahme sind Multimedia-Dateien: Mit der Windows-Software Zune – eine Mac-Version des Windows Phone 7 Connectors steht als Beta-Version bereit – kann man Fotos, Musik, Podcasts und Videos zwischen PC und einem via USB angeschlossenen oder WLAN erreichbaren Smartphone austauschen. Mit dem Handy aufgenommene Fotos und Videoclips landen auf Wunsch automatisch auf Microsofts kostenloser Online-Festplatte SkyDrive.

Das Umschalten zwischen WLAN und Mobilfunk geschieht reibungslos. Per Bluetooth kommt man nicht ins Internet, darüber binden die Phones nur Freisprechanlagen, Kopfhörer und Lautsprecher an. Tethering, also das Weiterreichen der Internetverbindung an andere Geräte, ist nicht vorgesehen – in dieser Disziplin führt Android.

Microsoft stellt eine eigene Entwicklungsplattform bereit, die besonders das Programmieren für die neue Grafikoberfläche erleichtert. Doch müssen die Entwickler mit einigen Einschränkungen leben, wovon die schwerwiegendste der Verzicht auf Multitasking sein dürfte. Installierbare Apps dürfen nicht im Hintergrund weiterlaufen – das bleibt Microsoft und einer ausgewählten Gruppe von Geschäftspartnern vorbehalten. Android beherrschte den Hintergrundbetrieb von Apps schon immer, Apple hat ihn mit iOS 4 vor einigen Monaten eingeführt.

Mit dem Vorgänger Windows Mobile, inzwischen in Windows Phone Classic umbenannt, hat das neue Mobilbetriebssystem so gut wie nichts mehr gemeinsam. Die Eingabestifte sind passé und auf den kapazitiven Displays der neuen Geräte unbrauchbar. ActiveSync oder das Mobile Device Center ignorieren das neue Smartphone. Ein Kompatibilitätsmodus für Windows-Mobile-Apps ist nicht vorgesehen, die alten Anwendungen sind daher nicht nutzbar.