Startschuss zur Aufholjagd

Seite 5: Standardanwendungen

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Auch die Standardanwendungen hat Microsoft ausgemistet, teils wohltuend, teils zu radikal. Schon die Telefonfunktion stellt nur das Nötigste bereit, abgesehen für die Mailbox gibt es keine Kurzwahl, Optionen zum Einrichten von Anrufsperren fehlen. Zudem stellt es nur eine gemeinsame Anrufliste für eingegangene und verpasste Anrufe und gewählte Nummern bereit. Während eines Telefonats klappt nach Antippen des Pfeilsymbols ein Menü mit Zusatzoptionen (Lautsprecher, Stummschalten, Halten und Makeln) auf. Beim SMS/MMS-Hub folgt Microsoft dem Trend zur Thread-Darstellung, eine Funktion zum SMS-Versand an Gruppen fehlt – mehrere Empfänger gehen immerhin.

Die Kontakte sind in der Grundeinstellung nach Vornamen sortiert.

Der Kontakte-Hub synchronisiert sich mit Facebook-, Google- und Windows-Live-Accounts, dabei erkennt er in mehreren Konten aufgeführte Personen weitgehend automatisch und führt sie zusammen; notfalls hilft man manuell nach. Optional werden nur diejenigen Facebook-Kontakte geladen, die schon im Adressbuch vorhanden sind. Die Kontaktfelder sind vom Umfang her auf Outlook und Exchange ausgelegt und lassen kaum zu wünschen übrig. Die Namensliste sortiert in der Grundeinstellung nach Vornamen, was sich aber auf Nachnamen ändern lässt. Zum schnelleren Springen tippt man auf die Buchstabensymbole. Die Facebook-Timeline umfasst nur die Haupteinträge, es fehlen angenommene Kontakte und Ähnliches.

Die Kalenderfunktion nutzt standardmäßig den Speicher des Smartphones und gleicht mit Windows Live ab. Bei einem eingerichteten Google-Account ist „Kalender“ zunächst ausgeschaltet; man aktiviert ihn in den Kontoeinstellungen. Danach zeigt der Kalender auch alle Termine aus dieser Quelle in einer anderen (einstellbaren) Farbe. Allerdings werden nur die Termine des primären Google-Kalenders dargestellt; der bei anderen Telefonen funktionierende Trick über m.google.com/sync funktioniert nicht. Durch horizontalen Fingerwisch wechselt man zwischen der Tages- und einer Agenda-Ansicht, per Menü schaltet man zur Monatsansicht, in der Termine allerdings unleserlich sind. Anstehende Termine erscheinen im Hauptmenü auf dem Kalender-Hub.

In einer zweiten Spalte findet man aktualisierte Facebook-Einträge der aufgeführten Personen.

Zur Grundausstattung gehören Mobilversionen von Word, Excel, PowerPoint und dem Notizprogramm OneNote. Alle speichern ihre Daten wahlweise per SharePoint oder SkyDrive in der Cloud, jedem Anwender stehen kostenfrei 5 GByte Speicher online zur Verfügung. Im Kurztest zeigte sich aber schon, dass nur einfache Dateien fehlerfrei angezeigt werden und dass beim Abspeichern manchmal Zusätze wie eingefügte Bilder verloren gehen. Die Bearbeitungsfunktionen sind einfach gehalten. Besser schlägt sich OneNote, es ermöglicht nicht nur die Eingabe von Notizen oder Listen, sondern zeichnet auch Sprachaufnahmen auf. Doch insgesamt ist das mehr als iPhone und Android bieten – beide lassen sich aber per Apps auf einen ähnlichen Stand bringen.

Das Mail-Programm ist karg, bietet aber alle wichtigen Grundfunktionen. Pro Konto richtet es eine eigene Kachel ein, sodass Signatur und Name für jedes Konto unterschiedlich sein können. Unterstützt werden IMAP (ohne IMAP-Idle), POP3 und Exchange, Voreinstellungen für Dienste wie Google oder Yahoo sind vorhanden. Beim Wechsel des IMAP-Ordners bekommt man eine Liste der zuvor schon mal gewählten Unterordner; erst wenn der gewünschte nicht dabei ist, muss man die Liste aller IMAP-Ordner aufrufen. Mehrere Mails lassen sich auf einen Schlag löschen oder verschieben. Anhänge werden nur auf Anforderung heruntergeladen und angezeigt. Für Text- und Office-Dateien ist das Mobile Office zuständig, die PDF-App war zum Testzeitpunkt noch nicht verfügbar. Wenn die App es erlaubt, können Anhänge lokal gespeichert werden – beispielsweise Bilder und Office-Dateien. Hier bietet Phone 7 mehr als das iPhone und Android, wobei für Android mit K-9 ein mächtigeres Mail-Programm existiert.

Eines der größten Mankos (schon ohne Vergleich mit iPhone und Android) ist der mitgelieferte Webbrowser, der auf dem veralteten Internet Explorer 7 gründet und weder Flash noch HTML5 kennt. Webseiten zeigt er durchaus zügig an, auch das Zoomen per Multitouch und der Auto-Zoom per Doppeltipp klappen gut. Im Querformat bekommt man eine Fullscreen-Darstellung ohne Menü und Statuszeile. Blöcke mit Inhalten erhalten eine gut lesbare Schrift, größer als im Original-Layout. Viele Navigationselemente sind allerdings ohne Zoomen im Hochformat nicht, im Querformat nur schwer zu entziffern, einige Webseiten werden fehlerhaft dargestellt. In den Einstellungen kann man wählen, dass der Browser sich als Desktop-Version meldet, sodass einem die speziellen Mobilseiten vieler Anbieter erspart bleiben.

Als Kartensoftware kommt das mit Google Maps vergleichbare Bing Maps zum Einsatz. Die Lokalisierung per GPS klappte schnell, in Innenräumen auch mit recht großem Abstand zu Fenstern. Doch per WLAN- oder Mobilfunk-Ortung fanden die Handys ihre Position überhaupt nicht. Eine einfache Navigation ist eingebaut, bei der die Navigationsanweisungen auf der unteren Bildschirmhälfte stehen und oben der passende Kartenausschnitt mit optisch hervorgehobenen Straßenzügen. Als Navigationsziel lassen sich Adressen von Kontakten nutzen, allerdings muss man dazu die Navi-App über die Kontakt-App starten.

Der Bilder-Hub zeigt sowohl selbst geschossene wie auch vom PC oder SkyDrive synchronisierte Bilder an, aber auch die Fotos aus der Facebook-Timeline. Als Hintergrundbild wählt die App zufällig eines aus dem eigenen Fundus aus und wechselt es alle paar Tage – die stets weiße Schrift ist dann je nach Motiv schlecht lesbar. Bilder kann man zu Facebook oder SkyDrive hochladen und per Mail oder MMS verschicken. Andere Apps haben keinen Zugriff auf die Bilder, die Twitt-App kann also keine Fotos verschicken. Sie lassen sich aber ins Versenden-Menü einhängen.