Technik für den Urlaub: Welche Elektronik in den Koffer und durch den Zoll kommt

Seite 3: Smartes Reisegepäck

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Technik kann im wortwörtlichen Sinne auch direkt im Koffer stecken und auf Flügen Papier ersetzen, unterwegs das Smartphone und Tablet laden oder den Verlust von Reisegepäck verhindern.

Den Verzicht auf Papier macht ein im oder am Koffer untergebrachtes Display möglich, das den Gepäckanhänger mit dem typischen Barcode sowie Flughafenkürzeln und weiteren Angaben ersetzt. Der Kofferhersteller Rimowa bietet ein entsprechendes, fest in den Koffer verbautes System unter der Bezeichnung Rimowa Electronic Tag an, das von der Lufthansa, Swiss, Austrian und Eva unterstützt wird. Eine Alternative kommt aus den Niederlanden. Bei Bagtag handelt es sich anders bei Rimowa um eine Nachrüstlösung, die auf Flügen von Lufthansa, Swiss und Austrian funktioniert.

Hat der Nutzer das E-Tag-System eingerichtet, wozu die Installation der jeweiligen Apps sowie die Bluetooth-Koppelung gehört, ist die App der jeweiligen Airline fortan die wichtigste Anlaufstelle. Nach dem Check-In übermittelt diese per Knopfdruck die notwendigen Daten an das E-Tag-System. Am Flughafen lässt sich dann im Idealfall Zeit sparen: Statt sich am Check-In-Schalten anzustellen, können Nutzer des Systems stattdessen einen Fast-Bag-Drop-Schalter aufsuchen. Lange Wartezeiten reduzieren sich dann auf 20 Sekunden – so zumindest die Aussage der Lufthansa.

Bagtag ist ein digitaler Gepäckanhänger, der nachträglich an Koffern und Taschen angebracht werden kann. Das verringert das Verlustrisko und spart beim Aufgeben des Gepäcks am Flughafen Zeit.

(Bild: heise online / Patrick Bellmer)

In der Praxis können nur wenige Passagiere diesen Vorteil nutzen. Bislang gibt es derartige Schalter nur an wenigen Flughäfen, die Lufthansa will deren Anzahl aber weiter ausbauen. Abseits davon bieten E-Tag-Systeme aber auch eine geringere Wahrscheinlichkeit des Gepäckverlustes, da es keinen Papieranhänger gibt, der verloren gehen kann.

Technisch unterscheiden sich Rimowas Electronic Tag und Bagtag in einem wichtigen Punkt. So stecken im Bagtag RFID-UHF- und RFID-NFC-Komponenten, die die Erkennung des Gepäcks noch zuverlässiger machen sollen – sofern entsprechende Lesegeräte flächendeckend an Flughäfen zum Einsatz kommen. Rimowa hat auf derartige Funklösungen verzichtet und bietet somit das weniger zukunftssichere System; ein möglicher Grund dafür, warum das Unternehmen das Electronic Tag in seinen aktuellen Produkten nicht mehr verbaut.

Elektronischer Gepäckanhänger Bagtag (4 Bilder)

Die Lufthansa unterstützt neben Bagtag auch Rimowas Electronic Tag. Beide Systeme erfordern den Check-In per Smartphone.
(Bild: heise online / Patrick Bellmer)

In einem anderen Punkt bietet Rimowa hingegen mehr als Bagtag. Das E-Paper-Display kann auf Wunsch Kontaktdaten anzeigen – hilfreich, wenn der Koffer verloren geht. Bagtag bietet diese Funktion nicht, das Unternehmen arbeitet nach eigenen Angaben aber ein einer vergleichbaren Lösung. Dafür erlaubt das System die Darstellung von besonderen Informationen, beispielsweise den Vielflieger-Statuslevel.

Einen anderen technischen Aspekt decken Hersteller wie Samsonite und Horizn ab. Beide bieten Koffer mit integrierter Powerbank an und machen den Nutzer damit auf Reisen unabhängiger von Steckdosen. Während Samsonite die Powerbank in einer Innentasche des Koffers unterbringt und den Anschluss lediglich nach Außen leitet, ist die bei Horizn in einem speziellen, gut geschützten Fach unterhalb des Griffs verstaut. Entnehmbar sind beide Powerbanks, womit die Anforderungen von Fluggesellschaften in Hinblick auf Akkus erfüllt werden.

Horizn integriert in seine Koffer eine Powerbank, die gemäß den IATA-Vorgaben mit in Flugzeuge genommen werdend darf.

(Bild: heise online / Patrick Bellmer)

Samsonite setzt auf ein 6000 mAh fassendes Modell, dass zweimal USB Typ-A bietet. Horizn bietet zwei 10.000 mAh fassende Varianten an – eine mit zweimal USB Typ-A sowie eine mit jeweils einmal Typ-A und -C. Samsonites Vorteil: Es lassen sich beliebige Powerbanks nutzen, was bei Horizn am dafür vorgesehenen Fach scheitert.

Beide Hersteller beschäftigen sich aber auch mit einem anderen Problem, dem man mit Technik begegnen kann: Dem Abhandenkommen von Gepäckstücken. Samsonite setzt auf einen Bluetooth-Tracker, der sich über eine dazugehörige Smartphone-App lokalisieren lässt. Horizn vertraut auf die Ortung per GPS, ist Details dazu bislang aber schuldig geblieben. Das entsprechende GPS-Model wurde bereits vor Monaten angekündigt, ist aber noch immer nicht lieferbar.

Wer sich für ein Gepäckstück von Horizn entscheidet, erhält ein Jahr lang kostenlos Zugriff auf den Concierge-Service Horizn Go. Dieser übernimmt auf Wunsch Hotel-, Flug- und andere Buchungen und kann auch im Falle von Verspätungen oder Stornierungen helfend zur Seite stehen. An die Nutzung des Koffers während des Urlaubs ist der Dienst nicht gebunden. (pbe)