Wie der aktuelle Stand bei digitalen Ausweisen ist

Seite 3: Verimis Cloud-Wallet

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Die Verimi-App zeigt Ausweis- und FĂĽhrerscheindaten, taugt in Deutschland aber aus rechtlichen GrĂĽnden nicht fĂĽr offizielle Kontrollen durch die Polizei.

(Bild: Verimi)

Verimi – ein Joint-Venture zahlreicher Konzerne, unter anderem Deutsche Bank, Telekom, Samsung und VW – bietet bereits jetzt ein Wallet für Ausweisdokumente. Mit der App kann man den E-Perso via NFC auslesen oder geprüfte Identitätsdaten von seiner Bank übernehmen. Den Führerschein erfasst die Anwendung mit einem "Foto-Ident-Verfahren": Man fotografiert die Karte und nimmt als Vergleichsbild ein Selfie auf. Laut Verimi prüft eine KI die Authentizität des Dokuments und gleicht das Selfie mit dem Foto auf dem Führerschein ab. "Zweifelsfälle werden manuell überprüft", teilte das Unternehmen mit. Foto-Ident-Verfahren gelten allerdings grundsätzlich als nicht besonders sicher. Im Sommer legte der Sicherheitsforscher Martin Tschirsich in der Verimi-App mehrere digitale Führerscheine unter falschem Namen an. Nach seinen Angaben täuschte er die KI mit großformatig ausgedruckten, per Bildbearbeitung manipulierten Fotos des Führerscheins.

Anders als die Smart-eID und die gefloppte staatliche ID-Wallet speichert Verimi die Daten in der Cloud. Das behagt nicht jedem – Datenschützer sehen eine zentrale Speicherung von Ausweisdaten grundsätzlich kritisch, weil ein erfolgreicher Angriff eine riesige Beute ergeben würde. Im Sommer 2022 wurde bekannt, dass es bei Verimi eine Datenpanne gegeben hatte: Eine Zeit lang speicherte das Unternehmen Nutzernamen und Passwörter aus Versehen im Klartext. Verimi entdeckte das Problem selbst und informierte die zuständige Berliner Datenschutzbehörde darüber.

Verimi eignet sich wie die staatliche eID im Moment in erster Linie fürs Ausweisen aus der Ferne. Nutzer können sich mit der App zum Beispiel bei der Deutschen Bank und bei der Telekom einloggen. Das Unternehmen arbeitet aber auch an Vor-Ort-Szenarien, zum Beispiel für Carsharing.

Anfang 2022 bewarb Verimi sein Wallet als bequeme Möglichkeit für Coronakontrollen, weil man damit den Impfpass-Code und die Ausweisdaten auf dem Smartphone-Bildschirm vorzeigen kann. 13 von 16 Bundesländern verlangten in ihren Coronaverordnungen allerdings, dass Restaurantbetreiber einen "amtlichen" Ausweis überprüfen – und damit ist stets nur die Plastikkarte gemeint, keine App wie Verimi. Insgesamt wirkt Verimis Werbespruch "Das Ende von Plastikkarten" bislang reichlich vollmundig: Man kann mit der App zwar Ausweisdaten vorzeigen, im Alltag aber fast nichts damit anfangen.

Einen Schritt weiter ist das Nachbarland Ă–sterreich: Dort fĂĽhrte die Regierung im Herbst 2022 einen digitalen FĂĽhrerschein ein. Autofahrer mĂĽssen seitdem ihren PlastikfĂĽhrerschein nicht mehr mitfĂĽhren, es reicht die App "eAusweise".

Die Ausweisdaten werden lokal im Smartphone gespeichert. Bei einer Kontrolle scannt die Polizei einen QR-Code auf dem Handy des Nutzers und ruft die aktuellen Führerscheindaten aus einer staatlichen Datenbank ab. Außerdem ist eine Offline-Prüfung gemäß dem ISO-Standard 18013-5 möglich, dann fließen die Daten via Bluetooth von Smartphone zu Smartphone, zum Beispiel beim Ausleihen eines Mietwagens. Dabei kriegt der Staat nicht mit, wer wann wo seinen Führerschein vorzeigt.

Mit dem Gesamtkonzept sind selbst Datenschutzaktivisten zufrieden: Das System sei "für Führerscheine eine taugliche Lösung", urteilte der österreichische Datenschutzverein Epicenter.Works auf unsere Anfrage. (cwo)