Abkassieren trotz Verbot

Seit 1. Juni dürfen telefonische Warteschleifen dem Verbraucher nichts mehr kosten. Viele Unternehmen kassieren dennoch ab.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Auf diesen Tag haben sich viele Verbraucher gefreut: Seit 1. Juni ist es nicht mehr erlaubt, Verbraucher in der Leitung schmoren zu lassen und dafür auch noch Geld zu kassieren. Bisher mussten nur die ersten zwei Minuten einer Warteschleife für den Verbraucher kostenlos sein. So mancher Kunde vermutete hinter dem Dauergedudel durchaus ein eigenes Geschäftskonzept. Mit der Abzocke soll nun Schluss sein, wenn es nach dem Gesetzgeber geht.

Doch offenbar sind die neuen Vorschriften noch nicht bei allen Anbietern von Sonderrufnummern angekommen, wie eine Stichprobe der Stiftung Warentest ergab. Demnach wurde Mitte Juli noch immer bei fast jeder dritten Warteschleife rechtswidrig abkassiert. So manches Unternehmen schwindelte seine Kunden sogar an, indem es eine kostenlose Bandansage versprach – und dann doch Geld für die Warterei einzog.

Insgesamt wurden 171 Hotlines angerufen, um zu überprüfen, ob sich alle Anbieter an das geänderte Telekommunikationsgesetz halten. In 37 Fällen landeten die Tester in einer Warteschleife, bei jeder dritten wurde unrechtmäßig abkassiert. Auch Anbieter, die unter der alten Servicenummer auf neue Sondernummern verweisen, dürfen diese Ansage übrigens nicht in Rechnung stellen. Doch auch hier tauchten einige trotzdem auf der Monatsrechnung auf.

Die neuen Servicerufnummern sorgen für zusätzliche Verwirrung bei den Verbrauchern. So gibt es jetzt die 01806-Nummer, bei der pauschal pro Anruf (20 Cent aus dem Festnetz, bis zu 60 Cent aus dem Mobilfunknetz) abgerechnet wird. Bei den neuen 01807er-Nummern tickt die Uhr sogar wieder im Minutentakt: 14 Cent pro Minute aus dem Festnetz oder bis zu 42 Cent pro Minute aus dem Mobilfunknetz kostet das Gespräch mit dem Service-Mitarbeiter. Die ersten 30 Sekunden sind frei und eine Warteschleife darf auch nicht länger als diese halbe Minute dauern, sie muss also auch hier kostenlos bleiben. Nötig wurden die neuen Nummern dann auch, weil es bei der weit verbreiteten 08105er technisch nicht möglich ist, Warteschleifen während des Weiterleitens kostenlos zu schalten.

Vielleicht haben es einige der getesteten Unternehmen einfach nicht rechtzeitig geschafft, auf die neuen Service-Rufnummern umzustellen. Allerdings gehen sie damit ein hohes Risiko ein. Denn auch die Bundesnetzagentur will demnächst die ersten Testanrufe tätigen und kann bei Verstößen Bußgelder von bis zu 100.000 Euro verhängen. (masi)