Alarm: Jede dritte Führungsposition im Mittelstand ist schwer zu besetzen

Der Mittelstand tut sich seit jeher schwer, Top-Leute an Bord zu holen. Inzwischen ist die Situation alarmierend, wie die Personalberatung Rochus Mummert festgestellt hat. Nur wenn Mittelständler die Personalarbeit endlich so ernst und wichtig nehmen, wie es erforderlich ist, lässt sich das Problem entschärfen.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Die Besetzung von Führungspositionen wird für den deutschen Mittelstand immer schwieriger. Rund ein Drittel der aktuell vakanten Stellen für Führungskräfte ist dort derzeit nicht oder nur nach überdurchschnittlich langer Zeit besetzbar, hat die Münchener Personalberatung Rochus Mummert herausgefunden. Dies führt nach Angaben der Experten zu jährlichen Umsatzeinbußen im zweistelligen Milliardenbereich. Denn der wirtschaftliche Erfolg eines Unternehmens hänge nun einmal maßgeblich genau von diesen Leistungsträgern ab. Mittelständlern, denen es nicht gelingt, ihre Kernkompetenzen laufend vorzuhalten, drohe damit schon bald der Verlust der Wettbewerbsfähigkeit, so die Meinung der Fachleute von Rochus Mummert.

"Noch vor wenigen Jahren konnte eine Führungsposition im Mittelstand in der Regel binnen ein bis zwei Monaten besetzt werden, so dass ein Unternehmen das Vakuum meist nicht viel länger überbrücken musste als beispielsweise den krankheitsbedingten Ausfall eines Leistungsträgers", sagt Dr. Frank Döring, Partner bei Rochus Mummert. "Diese Zeiten sind definitiv vorbei. In Einzelfällen suchen Mittelständler mitunter länger als ein Jahr nach dem richtigen Kandidaten." Besonders Führungskräfte mit technischer oder naturwissenschaftlicher Ausbildung seien derzeit kaum zu finden. Kein Wunder also, dass bereits zwei von drei Maschinenbauunternehmen über einen Mangel an geeigneten Fach- und Führungskräften klagen. Aber auch im verarbeitenden Gewerbe sowie in Dienstleistungsbranchen wie der Gesundheitswirtschaft und dem Finanzsektor bleiben Schlüsselfunktionen zunehmend über längere Zeit unbesetzt.

Das kann für die Unternehmen im Extremfall zu einer existenzbedrohenden Situation führen. Um dies zu vermeiden, sollten auch Mittelständler ihre Personalabteilung nicht länger als reine administrative Personalverwaltung – Stichwort Gehaltsbuchhaltung – betrachten, sondern als ein echtes Personalmanagement aufstellen, fordert Rochus Mummert. In einem ersten Schritt sei es dafür wichtig, die Mitarbeiter nicht zuerst als Kostenfaktor, sondern als Werttreiber zu betrachten. Erst dieser Kulturwechsel ermögliche den Übergang zu professioneller Personalarbeit.

"Der Gedanke der Professionalisierung erstreckt sich dabei von der Personalfindung über die Personalentwicklung bis hin zum Personalcontrolling", so Personalberater Döring weiter. Stichworte hierzu sind eine systematische Personalbedarfsanalyse, eine strukturierte Nachbesetzung von Schlüsselpositionen sowie die Ermittlung der Wertbeiträge einzelner Fach- und Führungspositionen. Parallel zu dieser eher strukturellen Professionalisierung der Personalarbeit müssen sich Unternehmen zunehmend als attraktiver Arbeitgeber positionieren – und zwar sowohl für aktuelle als auch potenzielle Mitarbeiter. "Die Vereinbarkeit nicht nur von Beruf und Familie, sondern auch von Karriere und Familie stellt für mittelständische Unternehmen, die ja immerhin für 70 Prozent der hiesigen Arbeitsplätze stehen, aktuell die größte Herausforderung dar. Treffen neue Arbeitszeitmodelle doch gerade im von einer Macher- und Hands-on-Mentalität geprägten Mittelstand oftmals noch auf erheblichen Widerstand", sagt Rochus-Mummert-Partner Döring. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)