Arbeitskosten: Deutschland verbucht den geringsten Anstieg

Die Arbeitgeber in Deutschland beklagen eine hohe Abgabelast. Zumindest wenn es um die Arbeitskosten geht, sind sie im Vergleich zu vielen europäischen Ländern aber gut dran.

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Von
  • Marzena Sicking

30,10 Euro kostete einen Arbeitgeber in der deutschen Privatwirtschaft 2011 eine geleistete Arbeitsstunde. Wie das Bundesamt für Statistik mitteilt, lag Deutschland im Vergleich mit den anderen europäischen Ländern beim Arbeitskostenniveau damit auf Rang 7.

Somit gehören die deutschen Arbeitnehmer eindeutig zu den besonders gut bezahlten Kräften in der EU. Denn ihr Lohn liegt ganze 32 Prozent über dem Durchschnitt – allerdings auch noch 12 Prozent unter dem Stundenlohn in Frankreich. Noch besser sieht es für Mitarbeiter der ITK-Branche in Deutschland aus: hier beträgt der Lohn für eine geleistete Arbeitsstunde 40,80 Euro.

Von solchen Stundensätzen können Arbeitnehmer in Bulgarien nur träumen: Sie erhalten im EU-Vergleich mit 3,50 Euro in der Stunde die niedrigste Bezahlung. Belgien zahlt mit durchschnittlich 39,30 Euro den höchsten Stundenlohn.

Noch mehr als in der Privatwirtschaft wird im Verarbeitenden Gewerbe gezahlt. Hier kostete eine Arbeitsstunde 2011 durchschnittlich 34,30 Euro. Im EU-weiten Vergleich lag Deutschland in diesem Segment auf Rang fünf. Damit ist eine Stunde Arbeit in der deutschen Industrie um 48 Prozent teurer als im EU-Durchschnitt.

Kein Wunder also, dass die deutschen Arbeitgeber über die hohen Arbeitskosten stöhnen. Wenn man genau hinschaut, zeigt sich allerdings auch, dass sie in den letzten Jahren ziemlich gut davon gekommen sind. Denn die Arbeitskosten in der deutschen Privatwirtschaft haben zwischen 2001 und 2011 nur um insgesamt 19,4 Prozent zugelegt. Das ist der mit Abstand geringste Anstieg der Arbeitskosten in der EU. In Frankreich beispielsweise stiegen sie im gleichen Zeitraum um 39,2 Prozent mehr als doppelt so stark.

Zumindest in Bezug auf die Statistik gibt es auch bei den reinen Lohnnebenkosten keinen Grund zur Klage. Auf einen Bruttoverdienst von 100 Euro mussten hierzulande zusätzlich 28 Euro Lohnnebenkosten gezahlt werden. Klingt viel, ist aber deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 32 Euro. Im Vergleich mit den anderen Ländern liegt Deutschland hier nur auf Rang 16. In Schweden (52 Euro) und Frankreich (50 Euro) sind die Lohnnebenkosten beispielsweise deutlich höher. Wer sparen will, muss sein Unternehmen nach Malta verlagern. Hier kommen bei 100 Euro Verdienst nur 10 Euro an Lohnnebenkosten hinzu.

Weitere amtliche EU-­Statistiken können beim EDS "Europäischer Datenservice" abgerufen werden. (map)
(masi)