Bezahlverfahren mit Amazon: Begeisterung der Händler hält sich in Grenzen

Mit "Bezahlen über Amazon" bietet der große Online-Shop-Betreiber seinen Kunden jetzt die Möglichkeit, mit den Zugangsdaten ihres Amazon-Kontos auch bei anderen Online-Händlern einzukaufen. Voraussetzung ist natürlich, dass diese Shop-Betreiber das neue Verfahren auf ihrer Site integriert haben.

Ob Händler das "Bezahlen über Amazon“ bei sich als Zahlart einsetzen werden und welche Effekte von ihnen auf die Kundenbeziehung erwartet werden, hat ibi research an der Universität Regensburg zusammen mit dem Partnerkonsortium des E-Commerce-Leitfadens in einer Kurzumfrage ermittelt.

Tatsächlich stößt die neue Bezahlmöglichkeit nicht nur bei den Kunden, sondern auch bei den befragten Online-Händlern auf Interesse. Viele gehen sogar davon aus, dass sich "Bezahlen über Amazon" als eine zusätzliche Zahlungsvariante mittelfristig durchsetzen und andere Zahlungsverfahren teilweise ersetzen wird. Insbesondere für die Zahlungsvarianten PayPal und Vorkasse sehen die Händler "Bezahlen über Amazon“ jetzt schon als starke Konkurrenz.

Interessanterweise bedeutet das aber nicht, dass die Händler, die dem neuen Verfahren eine starke Entwicklung prognostizieren, auch selbst sofort bereit sind, es in ihrem eigenen Shop einzusetzen. Nur ein Prozent setzen das Verfahren bereits ein, weitere 15 Prozent haben es geplant, 38 Prozent signalisieren immerhin grundsätzliches Interesse daran. Zugleich sagen 28 Prozent aber, dass sie das Verfahren auf gar keinen Fall nutzen wollen. Der Rest hat sich noch nicht entschieden oder kennt das Verfahren noch gar nicht.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die meisten Händler zunächst beobachten und das Verfahren – falls "eine kritische Masse“ tatsächlich erreicht wird, dann auch integrieren wollen. Weniger, weil sie davon begeistert sind, sondern vor allem, weil der Kunde es dann offenbar so will.

Auch hat ein Großteil der befragten Händler grundsätzlich Bedenken, dass Amazon die Daten aus den angeschlossenen Shops dazu nutzen könnte, sein eigenes Geschäft bzw. Produktportfolio zu optimieren. Das sei schon heute der Fall, glauben einige der Befragten, wie ihre Kommentare zeigen: "Die einzige Gefahr, die ich sehe, ist, dass Amazon Auswertungen fährt, um festzustellen, welcher Shop mit welchen Artikeln einen großen Umsatz erzielt. Amazon praktiziert das heute schon. Sobald ich einen Artikel sehr gut verkaufe, wird dieser zum Dumping-Preis von Amazon angeboten. Amazon macht einem somit sehr oft gute Geschäfte kaputt“, so der Vorwurf eines Händlers. Ein anderer befürchtet, dass Amazon dem Kunden entsprechend zugeschnittene Produktwerbung präsentieren wird, um ihn so wieder vom anderen Shop weg und hin zu Amazon zu locken. Allein die Tatsache, dass das Bezahlsystem von Amazon kommt, bringe den Kunden vielleicht auf die Idee, auch in dessen Shop nach dem Produkt zu suchen. Da bleibt man doch lieber bei den Wettbewerbern: "Ein PayPal-Kunde kommt nicht auf die Idee, auch bei Ebay zu suchen“.

Auch die Abwicklungsgebühren, die Amazon dafür verlangt, sind den Händlern zu teuer: Sie werden bei Amazon mit einer Note von 3,6 am schlechtesten von allen möglichen Verfahren beurteilt, selbst PayPal, das Bezahlen per Kreditkarte oder Nachnahme kommen den Handel günstiger, Vorkasse oder Zahlen auf Rechnung sowieso.

Wenig überraschend: Die Kundschaft selbst steht der neuen Zahlungsvariante nur selten kritisch gegenüber und zeigt große Bereitschaft, diese zu nutzen. Kein Wunder: Verbraucher haben bereits in anderen Studien mehrfach angegeben, dass sie immer wieder beim gleichen Shop einkaufen, weil sie ihre Daten nur ungern bei vielen verschiedenen Shops hinterlegen und auch nicht immer wieder neu eingeben wollen. Genau diesen Punkt hat auch Amazon erkannt und macht ihn sich nun zunutze.

Die vollständigen Ergebnisse der Händlerumfrage können Sie kostenlos herunterladen. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)