Dem Mittelstand gehen die Nachfolger aus

Der Mittelstand hat nicht nur mit einem Fachkräfte-, sondern auch mit einem Nachfolgerproblem zu kämpfen. Letzteres ist allerdings hausgemacht.

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Von
  • Marzena Sicking

Nur 57 Prozent der Unternehmer haben so etwas wie eine Nachfolgeregelung getroffen. Vor allem in Firmen, die noch in Familienhand sind, fehlt es an einer strategisch durchdachten Zukunftsplanung. Das hat eine Umfrage ergeben, die von TNS Emnid im Auftrag der Deutschen Unternehmerbörse durchgeführt wurde.

Zugleich zeigt eine Erhebungen des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn , dass bis spätestens 2014 für mehr als 100.000 Familienunternehmen die Regelung der Nachfolge relevant sein wird. Oder anders ausgedrückt: Davon, ob diese Firmen rechtzeitig einen neuen Chef haben, hängen geschätzt etwa 290.000 Arbeitsplätze ab.

Und das Horror-Szenario ist keineswegs übertrieben: Man erlebe immer wieder, dass gesunde Mittelständler abgewickelt werden müssten, weil kein Nachfolger in Sicht sei beziehungsweise nicht rechtzeitig danach gesucht wurde, so DUB-Chef Michael Grote.

Einen entsprechenden Markt und Interessenten gäbe es für kleine und mittelständische Firmen aber durchaus. „Tausende“ erfahrene Manager würden eine etablierte Firma suchen, mit der sie sich selbständig machen können, so Michael Grote.

Das größte Problem haben Firmen in Ostdeutschland: Nach Berechnungen des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) suchen hier rund 18.000 dringend einen Nachfolger. Doch zwischen Sachsen und Mecklenburg sind die willigen Jungunternehmer besonders rar. Auch an Kindern, die bereit sind, diese Betriebe zu übernehmen, herrscht hier großer Mangel: Die jungen Menschen ziehen lieber in Regionen, in denen das Angebot an Arbeitsplätzen für gut ausgebildete Manager größer und attraktiver ist.

Problematisch ist die Chef-Frage aber auch, hinsichtlich der Geschlechterfrage. Untersuchungen haben gezeigt, dass für viele Eltern - insbesondere dem Vater - die Tochter als Nachfolgerin oft nur eine Notlösung ist. Frauen, die Chefposten übernehmen, werden auch deutlich häufiger mit Akzeptanz-Problemen konfrontiert, als Männer. Während es beim Fachkräftemangel tatsächlich an ausreichendem Personal fehlt, mangelt es bei der Nachfolgeproblematik also vor allem an der Einsicht der jetzigen Chefs. (masi)