Die Anforderungen an ERP-Systeme in der Zukunft

ERP-Systeme werden hauptsächlich für die Bindung der Bestandskunden und die Verbesserung der Warenwirtschaftssysteme eingesetzt. Dafür müssen sie bestimmte Anforderungen erfüllen.

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Von
  • Marzena Sicking

Firmen, die ERP-Systeme im Einsatz haben, bedienen ihre Kunden nach eigener Einschätzung besser als andere. 83 Prozent setzten ihre ERP-Software vor allem für das sogenannte Customer Relationsship Management (CRM) und die Optimierung ihrer Warenwirtschaftssysteme ein (63 Prozent). Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage, die im Auftrag des Softwareherstellers nGroup durchgeführt wurde. 62 Prozent der Befragten betrachten ihr ERP-System als Herzstück der Online-Aktivitäten, bei 56 Prozent ist es im Rechnungswesen, bei 48 Prozent im Controlling tätig.

Wie eine andere Umfrage der Konradin-Mediengruppe zeigt, will mehr als ein Viertel der hier 1.500 befragten Unternehmen ein neues ERP-System anschaffen oder die bestehende Lösung erweitern. Doch woran erkennen Unternehmen, dass ein ERP-System zukunftssicher ist und sich nicht bereits nach wenigen Jahren überlebt hat? Die Antwort darauf gibt Michael Rosbach, Vorstand der Scopevisio AG.

Offenheit/Integration

Eine zukunftsfähige ERP-Lösung muss in der Lage sein, andere Systeme einfach und kostengünstig integrieren zu können. Gerade Internet-Technologien mit ihren herstellerunabhängigen Standards sind dazu natürlich prädestiniert. So können Systeme, die offene Standards wie XML oder SOAP unterstützten, flexibel in bestehende IT-Infrastrukturen integriert werden. Eine offene ERP-Plattform ermöglicht den Einsatz von beliebigen Datenbanken und Betriebssystemen und die einfache Integration von Drittsystemen.

Mobilität

Die renommierten Analysten, allen voran IDC und Gartner, zählen mobile Anwendungen zu den Top IT-Trends 2011. Laut der internationalen Delphi-Studie "Zukunft und Zukunftsfähigkeit der Informations- und Kommunikationstechnologien und Medien" werden bereits ab dem Jahr 2015 mehr Menschen in Deutschland das Internet über mobile Endgeräte als über stationäre Computer nutzen. Eine zukunftsfähige ERP-Lösung muss deshalb verschiedene Arten von Visualisierungsgeräten wie Smartphones oder Tablet-PCs bedienen können. Auf diese Weise lassen sich zum Beispiel, auf dem iPhone Unternehmenskennzahlen wie Umsätze oder Lagerbestände von unterwegs abrufen.

Dipl.-Betriebsw. Michael Rosbach, MBA, Vorstand der Scopevisio AG. Michael Rosbach war nach seinem Studium in Koblenz und Birmingham mehrere Jahre bei KPMG als Unternehmensberater tätig, bevor er in Vorstand des Software-Herstellers GWI AG berufen wurde. Gemeinsam mit Gleichgesinnten in Sachen Unternehmenssoftware gründete er 2008 die Scopevisio AG.

Benutzerfreundlichkeit

Programme, die sich funktional immer mehr gleichen, verdanken ihren Erfolg anderen Differenzierungsmerkmalen. Benutzerfreundlichkeit ist eines der wichtigsten. Eine benutzerfreundliche Anwendung unterstützt den Anwender dabei, seine Ziele vollständig, bequem und schnell zu erreichen. Langfristig werden deshalb die Applikationen Erfolg haben, die einen hohen Nutzwert aufweisen.

Prozessunterstützung

In der Vergangenheit automatisierten EPR-Systeme oftmals einzelne Arbeitsabläufe, jedoch keine kompletten, funktionsübergreifenden Geschäftsprozesse. Das hatte zum Beispiel zur Folge, dass Daten wiederholt manuell in verschiedene Systeme eingegeben werden mussten. Die Zukunft sieht anders aus: Bereits heute wird nicht mehr in Abteilungen, sondern in zusammenhängenden Geschäftsprozessen gedacht. Zukunftsfähige ERP-Systeme müssen die komplexen Zusammenhänge im Unternehmen deshalb als Prozesse abbilden und unterstützen. Moderne Systeme tun dies auf Basis einer serviceorientierten Architektur (SOA), die sich an Geschäftsprozessen orientiert.

Flexibilität / Skalierbarkeit

Unternehmen müssen in Zukunft noch agiler sein, um den schnell wandelnden Marktanforderungen gerecht zu werden. Moderne Unternehmen benötigen deshalb Systeme, die ihre Wandlungsfähigkeit unterstützen. Zukunftsfähige ERP-System sind so flexibel, dass sie sich einfach an veränderte Rahmenbedingungen anpassen lassen. Modular aufgebaute Systeme sind hier im Vorteil. Sie ermöglichen es, Lösungen individuell zu konfigurieren und bei Bedarf flexibel zu erweitern. Zukunftsfähige ERP-Software ist somit in der Lage, mit Anforderungen eines Unternehmens mitzuwachsen. Idealerweise stellt eine ERP-Software auch branchenspezifische Ausprägungen - wie beispielsweise ein Produktionsplanungssystem für Fertigungsbetriebe - bereit, wodurch sich zeit und kostenintensive Individuallösungen erübrigen.

ERP-Systeme, die diese Anforderungen erfüllen, haben gute Chancen, Unternehmen längerfristig in die Zukunft zu begleiten. Denn anders als die monolithischen ERP-Lösungen aus dem letzten Jahrhundert ermöglichen Lösungen auf der Basis moderner Technologien wie etwa .NET oder Java den Anwendern in den Unternehmen, mit den Anforderungen des Internetzeitalters Schritt zu halten. (masi)