Die Bürgel-Pleitestatistik 2010

Das höchste Risiko für eine Pleite haben Unternehmer in Bremen, das geringste die in Hamburg. Im vergangenen Jahr hat sich die Lage allerdings länderübergreifend verbessert, die Zahl der Insolvenzen ging weiter zurück.

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Von
  • Marzena Sicking

Anteil der Unternehmensinsolvenzen nach Bundesländern

(Bild: Bürgel)

2010 meldeten 32.280 Unternehmen in Deutschland ihre Zahlungsunfähigkeit. Hinter jedem einzelnen Fall stehen Menschen und ihre Schicksale, meist ist nicht nur ein Unternehmer, sondern sind auch seine Mitarbeiter betroffen. Trotzdem ist diese Zahl eine gute Nachricht: denn nach einer aktuellen Untersuchung der Wirtschaftsauskunftei Bürgel sind das 4,4 Prozent bzw. 1.482 Firmeninsolvenzen weniger als im Vorjahr. Und die Experten von Bürgel sind sich sicher: 2011 wird die Zahl der Pleiten noch weiter zurückgehen.

Im absoluten Bundesländervergleich ereigneten sich im vergangenen Jahr 6.548 aller deutschlandweiten Unternehmensinsolvenzen in Nordrhein-Westfalen – das entspricht knapp 20 Prozent der hiesigen Firmenpleitiers. Auch Bayern mit 4.222 Unternehmensinsolvenzen und Baden-Württemberg (3.393) weisen hohe Werte auf. Wenn es um Großstädte geht, führt Berlin das Pleite-Ranking mit 1.639 Fällen an. Die stärkste Steigerung auf Kreisebene um 100 Prozent muss der baden-württembergische Landkreis Lindau hinnehmen. Den stärksten Rückgang um minus 52,4 Prozent meldet das bayrische Dillingen an der Donau.

Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen seit 2001

(Bild: Bürgel)

Am häufigsten (13.266 Fälle) waren Gewerbebetriebe und Einzelunternehmen von Insolvenzen betroffen, gefolgt von GmbHs (11.263 Fälle). Mit 18,6 Prozent sind außerdem Firmen, die weniger als zwei Jahre auf dem Markt sind, besonders oft in der Statistik vertreten und zwar mit steigender Tendenz. Bei allen anderen "Altersgruppen" ist das Pleiterisiko im letzten Jahr hingegen gesunken. Am stabilsten sind demnach Firmen, die seit mehr als 50 Jahren am Markt sind. Sie sind in der Statistik nur mit 3,2 Prozent vertreten. Wer so lange am Markt überlebt hat, den kann offenbar wirklich nichts mehr erschüttern.

Ein kleiner Trost für alle, deren Unternehmen noch auf jungen und wackligen Beinen steht: Bürgel glaubt 2011 an eine Fortsetzung des positiven Trends und rechnet mit 30.000 bis 31.000 Firmeninsolvenzen in Deutschland. Vorausgesetzt, die positive Konjunkturentwicklung wird nicht durch die Zahlungsunfähigkeit einzelner europäischer Staaten verhagelt.

Im Gegensatz zur Entwicklung bei den Unternehmensinsolvenzen erhöhte sich die Zahl der Verbraucherinsolvenzen hingegen deutlich. Das geht aus der aktuellen Statistik der Crediteform Wirtschaftsforschung für das Jahr 2010 hervor. Mit 111.800 neuen Fällen wurde demnach nicht nur der Vorjahreswert (100.790 Fälle) um 10,9 Prozent übertroffen, auch stellt die aktuelle Zahl einen Negativrekord dar. Seit der Änderung des Insolvenzrechts vor gut zehn Jahren, durch die auch Privatpersonen die Möglichkeit eröffnet wurde, sich zu entschulden, haben mehr als 700.000 Deutsche die Restschuldbefreiung beantragt. Jeder Siebte davon (14,6 Prozent) ist zwischen 20 und 29 Jahre alt. Nach Schätzungen der Creditreform-Experten beläuft sich die Insolvenzschadenssumme des letzten Jahres auf 35,4 Milliarden Euro. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)