Distribution: Kaufzurückhaltung im Consumergeschäft verhagelt die Ertragserwartungen

Die Erwartungen der Distribution sind getrübt, Besserung ist für Jahresendgeschäft nicht in Sicht. Schuld haben die Konsumenten – die geben zu wenig Geld aus, klagen die Grossisten. Noch sorgt das Firmenkundengeschäft für Ausgleich.

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Von
  • Matthias Parbel

"Ich erwarte kein starkes Weihnachtsgeschäft", Klaus Hellmich, CEO Also Actebis

(Bild: Also Actebis)

Optimismus klingt anders. Die Distribution stellt sich auf ein wenig erfreuliches Jahresendgeschäft ein. Zumindest im Hinblick auf das Consumergeschäft. Denn während in anderen Produktbereichen die Konsumenten in Deutschland durchaus Kaufbereitschaft zeigen, zeichnet sich für den ITK-Markt eher Kaufzurückhaltung ab. Tech Data hatte unlängst schon die Hoffnungen der Branche auf ein ordentliches viertes Quartal gebremst.

So registrierte Els Demeester, Vice President Central Europe Tech Data, in den vergangenen vier Monaten "ein Null-Wachstum" in der deutschen Distributionslandschaft. Auch für die nächsten Monate erwarte sie kaum Besserung, da sich die Euro-Krise auf das Consumergeschäft niederschlagen werde. Gleichwohl habe sich innerhalb dieser Flaute der Broadline-Distributor noch wacker schlagen können. "Wir wachsen schneller als der Markt", stellt Isabelle Roux-Buisson fest. Die Deutschland- und Österreich-Chefin bei Tech Data plant angesichts dieser Situation aber dennoch "lieber vorsichtig konservativ". Ähnlich zurückhaltend geben sich auch die anderen Distributoren. Björn Siewert beispielsweise macht ebenfalls Schwächen im Consumerumfeld aus. Dabei habe, so der Geschäftsführer bei Siewert & Kau, die Komponentendistribution noch mit einem weiteren Problem zu kämpfen: "Die Flutkatastrophe in Thailand führte dazu, dass Komponenten, speziell Festplatten, unter extremer Verknappung leiden. Die Fabriken der Lieferanten stehen unter Wasser".

Tatsächlich muss sich die Distribution im Restjahr – und wohl auch über die Jahreswende hinweg – warm anziehen. Noch kann die mangelnde Kauflaune bei den Konsumenten mit einem weitgehend gut laufenden Geschäft im Geschäftskundenumfeld kompensiert werden. Doch wie lang manche Grossisten dem eisigen Konjunkturwind widerstehen können, bleibt abzuwarten. Das Wort Konsolidierung wird immer häufiger eingeworfen, wenn die Situation der Distributoren zur Sprache kommt.

"Die Euro-Krise schlägt sich auf das Consumergeschäft nieder", Els Demeester, Vice President Central Europe Tech Data

(Bild: TD)

Kräftigen Gegenwind spürte auch Also Actebis. Im Zwischenbericht zu den ersten neun Monaten im laufenden Geschäftsjahr wird ebenfalls von einer "allgemeinen Kaufzurückhaltung im Consumergeschäft" gesprochen, die sich auch im dritten Quartal fortgesetzt habe. "Das Marktvolumen lag deutlich unter dem Vorjahr." Die Folge: "Durch die fehlenden Consumer-Umsätze erhöhte sich der Druck auf die Margen im Firmenkundengeschäft". Dort allerdings registrierte der Konzern eine "leicht erhöhte Nachfrage". Trotzdem lag für die ersten neun Monate der konsolidierte Umsatz von Also Actebis leicht unter dem Vorjahresniveau. Gut 4,4 Milliarden Euro setzte die Gruppe zwischen Januar und September 2011 um. Den EBITDA gibt das Unternehmen mit 61,2 Millionen Euro (Vorjahr 61,8 Millionen) an. Hierbei seien vor allem Sonderfaktoren zum Tragen gekommen, also Effekte aus Kaufpreisallokation und Integration.

Der Konzerngewinn bereinigt um die Sonderfaktoren in Höhe von 11,7 Millionen Euro liegt bei 21,5 Millionen Euro (Vorjahr 27,1 Millionen). Der ausgewiesene Konzerngewinn beträgt 9,8 Millionen Euro. Die Bilanzsumme wird mit knapp 1,2 Milliarden Euro, die Eigenkapitalquote mit 28 Prozent angegeben. Im Detail gibt Also Actebis keine Zahlen zu den einzelnen Landesgesellschaften bekannt, wohl aber für die Regionen Zentraleuropa und Nord-/Osteuropa. In Zentraleuropa, also Deutschland, Schweiz, Frankreich, Niederlande und Österreich, erwirtschaftete der Grossist in den ersten neun Monaten mehr als 3,3 Milliarden Euro. In der Region Nord-/Osteuropa stehen gut 1,1 Milliarden Euro zu Buche.

Ebenso wie die Mehrzahl aller Distributoren spricht auch das Management bei Also Actebis von einem "eingetrübten wirtschaftlichen Umfeld". Demzufolge müsse damit gerechnet werden, dass der wertmäßige IT- und TK-Markt im bereits laufenden vierten Quartal stagnieren werde. "Wir gehen davon aus, dass sich auch die Consumer-Marktnachfrage nicht deutlich belebt und sich die Rahmenbedingungen insgesamt verschlechtern." So ähnlich äußerte sich CEO Klaus Hellmich bereits während eines Gesprächs mit heise resale nach der Veröffentlichung der Halbjahresbilanz: "Im Consumergeschäft bin ich pessimistisch. Ich erwarte kein starkes Weihnachtsgeschäft. Außerdem werden die Preiskämpfe weiter anhalten". Vor diesem Hintergrund rechnet der Konzern für das laufende Jahr mit einem EBITDA von 80 bis 90 Millionen Euro und einem Konzerngewinn von 18 bis 25 Millionen Euro. Nach den ersten sechs Monaten hoffte man noch auf einen EBITDA von 85 bis 95 Millionen Euro und einen Konzerngewinn von 22 bis 28 Millionen. (map)
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