E-Bilanz: Dem Mittelstand mangelt es an Know-how

Noch bis Ende diesen Jahres haben Unternehmen Zeit, sich auf die E-Bilanz einzustellen. Ab 2013 akzeptiert das Finanzamt nämlich nur noch elektronische Steuererklärungen.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Die E-Bilanz kommt, daran gibt es keinen Zweifel mehr. Schon in diesem Jahr sollte es eigentlich soweit sein, doch weil die Behörden die technischen Probleme nicht rechtzeitig in den Griff bekamen , wird die E-Bilanz nun doch erst 2013 eingeführt. Dann akzeptieren die Finanzämter nur noch elektronische Steuererklärungen, Ausnahmen werden nur unter strengen Auflagen gemacht.

Für die Unternehmen bedeutet das nicht nur eine technische Umstellung. Auch müssen sie sich darauf einstellen, dass die Finanzverwaltung deutlich mehr Informationen verlangt, als bisher. Bisher mussten ein typisches mittelständisches Unternehmen laut einem Bericht der "Financial Times" zwischen 20 und 80 Pflichtfeldern bei seiner Steuererklärung ausfüllen. Künftig sollen es mehr als 900 sein.

Eigentlich sollten die meisten Unternehmen auf diese Anforderungen eingestellt sein. Doch wie eine aktuelle Umfrage des Rechnungswesen- und Controlling-Spezialisten Diamant Software zeigt, ist das bei weitem nicht der Fall. Demnach haben im Augenblick gerade einmal 20 Prozent der mittelständischen Unternehmen das fachliche Know-how, um wenigstens mittelfristig die Anforderungen der E-Bilanz erfüllen zu können.

Abgefragt wurde vor allem, wie detailliert die Abschlüsse erstellt werden und ob sie damit über die nötige Informationstiefe verfügen, die die E-Bilanz in Zukunft fordert. Das Ergebnis: Leider nur im Ansatz positiv. So gab die Hälfte der Befragten an, sich nicht nur zum Geschäftsjahresende, sondern laufend mit den Abschlüssen zu beschäftigen. 40 Prozent erstellen ihren Jahresabschluss ohne Unterstützung durch Dritte, also lieber mit eigener Buchhaltung statt mit externen Steuerberatern.

Der Eindruck, dass bereits eine relativ große Gruppe der Unternehmen heute schon fit für die E-Bilanz ist, täusche jedoch, so das Fazit der Umfrageauftraggeber. Denn es komme auch hier auf die Details an. Bisher haben Steuerberater oder die eigene Buchhaltung auf Basis einer HGB-Bilanz am Jahresende eine Steuerbilanz erstellt, in Zukunft wird eine kontinuierliche Erfassung und Bewertung der Daten notwendig sein. In den meisten Fällen wird neben der HGB-Buchhaltung auch eine steuerliche Buchhaltung zu führen sein.

Allerdings beschäftigen sich laut Umfrage derzeit nur 37 Prozent der Unternehmen aktiv mit den Unterschieden zwischen Handels- und Steuerrecht. Nur 16 Prozent bilden Übergangsrechnungen von der Handels- in eine Steuerbilanz direkt in ihrem Rechnungswesen ab. Eine separate Steuerbilanz neben dem HGB-Abschluss erstellen derzeit nur 17 Prozent. Lediglich 18 Prozent ermitteln auch latente Steuern autark. Unterm Strich sind demnach nur 20 Prozent der Unternehmen wirklich in der Lage, die Anforderungen der E-Bilanz selbst umzusetzen. Immerhin sind sich die meisten Befragten offenbar bewusst, dass es ihnen am notwendigen Know-how fehlt: 77 Prozent überlassen mindestens die Erstellung der Jahresabschlüsse einem externen Steuerberater. (masi)