Firmen schulen nicht, Mitarbeiter ignorieren Richtlinien

Twitter, Facebook, Youtube gehören dazu – für viele Mitarbeiter auch während der Arbeitszeit. Wer sich über Verbote hinwegsetzt, gefährdet aber nicht nur die Sicherheit des Unternehmens, sondern auch seinen Arbeitsplatz.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Für die Arbeitnehmer von heute ist das Internet fester Bestandteil ihres privaten und beruflichen Lebens. Doch das Internet wird während der Arbeitszeit nicht nur für berufliche Dinge genutzt, sondern auch für private Aktivitäten bei Twitter, Facebook, Youtube & Co. Wundern darf einen die Entwicklung eigentlich nicht, denn immer öfter sind die "Freunde" in sozialen Netzwerken vor allem Kollegen und Geschäftspartner, die Grenzen zwischen privat und beruflich verwischen.

Das ist wohl auch der Grund, warum Arbeitnehmer wenig Verständnis für Verbote der Web 2.0 Nutzung im Büro zeigen – oder diese einfach nicht ernstnehmen. So sieht es jedenfalls laut dem Cisco Connected World Report aus. Dafür wurden mehr als 2.600 Anwender und IT-Entscheider in 13 Ländern befragt. Die Ergebnisse zeigen ein – vor allem für die Sicherheit der Firmen – erschreckendes Bild: 82 Prozent der Firmen haben demzufolge dezidierte Nutzungsrichtlinien für Video- und Web 2.0-Portale sowie mobile Geräte unterschiedlicher Art. Fast die Hälfte der Arbeitnehmer (47 Prozent) hält sich aber nicht daran! Auf die Frage, warum sich Mitarbeiter über solche Regeln hinwegsetzen, sagen zwei von fünf Mitarbeitern (41 Prozent): "Um im täglichen Job produktiv arbeiten zu können." Offenbar ist den Mitarbeitern gar nicht bewusst, dass sie mit dieser Einstellung ihren Job riskieren: Wer sich beispielsweise nicht an Verbote von Internet- und Handynutzung hält, muss arbeitsrechtliche Konsequenzen befürchten. Gleiches gilt für Mitarbeiter, denen die private Nutzung in einem gewissen Rahmen zugestanden wird, die ihre eher freizeitorientierten Tätigkeiten aber massiv übertreiben.

Auch sind sich die Mitarbeiter offenbar nicht bewusst, dass ein Ignorieren der Regeln zahlreiche Gefahren für ihr Unternehmen birgt. An erster Stelle stehen hier natürlich Viren und Trojaner, die inzwischen auch in sozialen Netzwerken unterwegs sind. Ignoriert der Mitarbeiter die Regeln und schleppt auf diesem Wege einen Virus in die Firma, dann kann er – neben den arbeitsrechtlichen Konsequenzen – für den Schaden auch haftbar gemacht werden.

Doch nicht immer liegt das Problem bei den Mitarbeitern. Offenbar versäumen es die Unternehmen auch, die Belegschaft ausgiebig über die Thematik zu informieren. So gaben 24 Prozent der Anwender an, sie wüssten überhaupt nicht, ob es in ihrer Firma entsprechende Richtlinien gäbe. Vielleicht ist das der Fall, doch nur in 16 Prozent der Unternehmen werden Richtlinien einmal im Monat an Anwender kommuniziert. Quartalsweise informieren 35 Prozent, einmal im Jahr nur 32 Prozent der Unternehmen.

Das bestätigt auch eine Studie zur IT-Sicherheit des Netzwerks Elektronischer Geschäftsverkehr. Viele der befragten Unternehmen geben an, das Thema IT-Sicherheit und Datenschutz für wichtig zu halten, sich selbst aber noch nicht eingehend damit beschäftigt zu haben. Auch wird bestätigt, dass die Mitarbeiter nicht ausreichend geschult werden. Grund: Häufig fehlt es dem Unternehmen selbst am dafür nötige Know-how.

Auch sonst sind sich alle einig: Ein grundsätzliches Verbot bringt heutzutage nichts mehr. Im Gegenteil: Firmen sollten sich stärker mit sozialen Netzwerken befassen und diese für Marketing nutzen. Die Mitarbeiter zu überwachen sei außerdem schwierig. Der einzige Weg, die Sicherheit im Unternehmen stabil zu halten sei – neben einer guten Firewall – das Bewusstsein der Mitarbeiter für Gefahren und Risiken zu schärfen und ihnen dann einen gewissen Freiraum zu lassen. Mit anderen Worten: auch in Zeiten des Web 2.0 ist Technik nicht alles, unschlagbar ist noch immer der gesunde Menschenverstand. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)