So finden Sie den Mitarbeiter, der wirklich zu Ihrer Firma passt

Zugegeben: In der Regel ist es der Bewerber, der Angst vor dem bevorstehenden Vorstellungsgespräch hat. Für ihn geht es schließlich um den Job. Doch auch für Ihre Firma geht es um mehr, als nur einen neuen Mitarbeiter.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Die Zeugnisse waren beeindruckend, der Lebenslauf lückenlos, auf den Fotos wirkt die Person durchaus sympathisch und wird zum Bewerbungsgespräch eingeladen. Dieses läuft in der Regel nach immer dem gleichen Muster ab. Der Bewerber gibt sein Bestes, um einen guten Eindruck zu hinterlassen. Und hier beginnt schon das Problem: So mancher Bewerber, der sich hinterher als perfekte Besetzung entpuppt, ist im Vorstellungsgespräch so nervös, dass er oder sie es einfach "versaut“. Der erste Eindruck ist eben immer der wichtigste – ein Fehler, wenn es um die Suche nach dem perfekten Mitarbeiter geht.

Denn ob ein Mitarbeiter in Ihre Firma passt, hängt nicht nur von seinen Zeugnissen ab. Die fachliche Kompetenz ist nur der Grundstein. Noch viel wichtiger ist aber, ob die charakterlichen und sozialen Werte stimmen. Und das lässt sich nicht immer auf den ersten Blick erkennen.

Und so lässt sich so mancher Firmenchef im Vorstellungsgespräch von angelernten Bewerbungsstrategien einwickeln und ist dann erstaunt, wenn die Zusammenarbeit im Alltag nicht reibungslos klappt. Damit "der richtige Mann" oder "die richtige Frau am richtigen Platz" sitzt, ist es eben wichtig, hinter die Kulissen zu schauen.

Wenn Sie wissen wollen, ob der Bewerber in Ihre Firma passt, dann müssen Sie mehr abfragen, als nur seine beruflichen Fähigkeiten. Außerdem müssen Sie – auch wenn das zusätzlichen Stress für den Bewerber bedeutet – vom üblichen Vorstellungsgespräch-Schema abweichen. Denn die meisten Bewerbungsgespräche laufen sehr ähnlich ab. Nicht umsonst gibt es all diese Ratgeberbücher, die dem Bewerber dabei helfen, sich auf die zu erwartenden Fragen vorzubereiten. Wenn Sie also mehr als die einstudierte Show sehen wollen, dann stellen Sie bitte auch andere Fragen. Die sollten allerdings nicht zu privat werden, denn hier hat der Gesetzgeber klare Grenzen gezogen. Aber schildern Sie doch mal schwierige Situationen, die in Ihrem Betrieb vorkommen und fragen Sie nach, wie der Kandidat sich da entscheiden oder das Problem lösen würde. Das kann niemand einstudiert haben, da bekommen Sie einen Einblick in die "echte" Person.

Testen Sie auch den Anpassungsgrad des Bewerbers indem Sie ihn im Laufe des Bewerbungsgespräches mit mehreren Kollegen/Mitarbietern konfrontieren. Dabei können Sie erkennen, ob sich der Bewerber gut auf neue Menschen und neue Situationen einstellen kann. Das sind gute Zeichen für Teamfähigkeit. Wer sich vollkommen natürlich zeigt, obwohl ihm verschiedene Gesprächspartner präsentiert werden, wird vermutlich einen sehr ehrlichen Umgang mit Kollegen und Vorgesetzten pflegen. Nachteil: zu ehrlich bedeutet aber auch, dass die Person es eventuell an Diplomatie missen lassen wird. Hier müssen Sie ihre Sensoren ausfahren. Auf jeden Fall ist das Verhalten authentisch.

Die Frage nach den Beweggründen für die Bewerbung ist ein Klassiker. Dennoch sollten Sie versuchen, eine ehrliche Antwort zu bekommen bzw. genauer nach Motiven und Wert­haltung des Bewerbers zu forschen. Wenn Sie herausfinden, welcher Antrieb hinter der Entscheidung für Ihre Firma und der Bewerbung um gerade diese Stelle steht, können Sie daraus schließen, ob die Motive und Werte denen der Unternehmensphilosophie und -kultur entsprechen. Auch sollten Sie nicht nur fragen, sondern auch sehr viel über die Firma und Ihre Mitarbeiter erzählen. Prüfen Sie dabei, wie der Bewerber auf die Geschichten über den Firmenalltag reagiert. Auch dies sind Hinweise darauf, ob er wirklich zu ihrer Firma passt.

Um ganz sicher zu gehen, ob der Kandidat oder die Kandidatin zu Ihrer Firma passt, sollten Sie fragen, ob ein Probearbeitstag ok wäre. Dabei geht es in erster Linie nicht darum, den Arbeitsstil zu prüfen (Leistung und Geschwindigkeit zeigen sich erst, wenn der Mitarbeiter auch mit dem nötigen Handwerkszeug der Firma vertraut ist), sondern um das Verhalten des Kandidaten im Umgang mit den anderen Kollegen. Zeigt er sich offen, höflich und interessiert? Welchen Eindruck haben die anderen Mitarbeiter? Vertrauen Sie hier auf die Aussagen der Kollegen, denn die müssen mit dem Neuen oder der Neuen schließlich auch auskommen. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)