"Für Flexibilität verzichten Arbeitnehmer sogar auf Lohn"

Flexible Arbeitsmodelle, beispielsweise mit der Option im Home Office tätig zu sein, steigern die Zufriedenheit von Angestellten. Das zeigen repräsentative, europaweite Umfragen, die Avaya wiederholt durchgeführt hat.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Matthias Parbel

Robert Schmitz, Geschäftsführer, Avaya

(Bild: Avaya)

Sehr geehrter Herr Sicking,

der von Ihnen zitierte Artikel "Der Unsinn des Home Office" ist in seiner Pauschalität schlicht ärgerlich, da gebe ich Ihnen völlig recht. Auch ich habe mich vergangenen Sonntag gewundert, wie der Autor des Artikels anhand der vorgestellten Studien darauf schließen kann, Arbeit im Home Office als "gefährlich" einzustufen.

Selbstverständlich wissen wir alle die Zusammenarbeit mit unseren Kollegen zu schätzen, den Austausch, die Ideenentwicklung in Brainstorms und auch mal die gemeinsame Kaffee- oder Zigarettenpause. Aber sind wir da eigentlich immer so wahnsinnig produktiv? Oder wird nicht auch viel Zeit mit Dingen verplempert, die wenig mit unserer eigentlichen Tätigkeit zu tun haben?

Letztendlich geht es doch aber um Sinn und Unsinn sowie das Für und Wider von Home Office-Regelungen. Home Office bietet sich für all jene Tätigkeiten an, die ortsunabhängig durchgeführt werden können – und die in unserer Wissensgesellschaft einen immer größeren Raum einnehmen. Wir bei Avaya empfehlen unseren Kunden Kommunikationslösungen, mit denen Mitarbeiter flexibler einsetzbar und auch von unterwegs erreichbar sein können. Wir haben in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal in Folge eine europaweite Studie durchgeführt, um die Vorteile flexibler Arbeitsbedingungen belegen zu können.

Die Befragung von über 3.500 Angestellten in Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, Russland und Spanien ergab, dass flexible Arbeitszeiten sowie die Möglichkeit, auch von zu Hause arbeiten zu können, Mitarbeiter produktiver machen und die Lebensqualität steigern. Demnach steigt die Zufriedenheit der Mitarbeiter unter anderem deswegen, weil sie durchschnittlich täglich 70 Minuten mehr zur freien Verfügung haben, die sie sonst mit Pendeln zum und vom Arbeitsplatz verbringen.

Doch was haben Unternehmen von flexiblen Arbeitsmodellen?

Die befragten Angestellten in Deutschland gaben an, dass mehr Flexibilität sie insgesamt produktiver arbeiten (56 Prozent) und intensiver bei der Sache sein lassen (52 Prozent). Gerade im Kampf um Fachpersonal sollte Führungskräfte und HR-Verantwortliche allerdings besonders interessieren, dass 41 Prozent in flexiblen Arbeitsmodellen sogar einen Grund für mehr Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber sehen. Wer also im viel zitierten "War for Talents" seine Mitarbeiter halten oder neue Fachkräfte gewinnen will, kann mit mehr Flexibilität punkten. Das Interesse der Mitarbeiter an solchen Modellen ist derart ausgeprägt, dass sie dafür sogar bereit wären, Einbußen beim Lohn in Kauf zu nehmen. Dies gaben mit 67 Prozent über zwei Drittel der Befragten in Deutschland an. Insgesamt würden die Teilnehmer der europaweiten Studie im Durchschnitt sogar auf elf Prozent ihres Lohns verzichten, wenn sie im Gegenzug Arbeitszeit und Einsatzort flexibler gestalten könnten.

Und diese Studie wurde nicht fiktiv unter Laborbedingungen an Studenten durchgeführt, sondern mit Arbeitnehmern, die jeden Tag mit starren Arbeitsbedingungen konfrontiert sind und sich mehr Flexibilität wünschen. (Den Wunsch nach Arbeit im Home Office bestätigen übrigens auch andere Erhebungen, wie beispielsweise jene des Branchenverband Bitkom.) Wenn es also darum geht, einen kausalen Zusammenhang zwischen flexiblen Arbeitszeiten und der Produktivität, Motivation und Effizienz von Mitarbeitern herzustellen, dann haben diese Zahlen sicherlich mehr Aussagekraft, als wenn untersucht wird, ob Studenten Briefe schneller alleine oder in Zweier-Teams packen. Solche Erhebungen sprechen allenfalls die Ewig-Gestrigen an, die ihre Mitarbeiter von 9 bis 17 Uhr "im Auge behalten wollen".

Viele Grüße,

Robert Schmitz (map)