Gebrauchtsoftware: "Was fehlt, ist eine einfache gesetzliche Regelung"

Der Handel mit "gebrauchter Software" auch nach dem aktuellen Urteil nicht tot, sagt U-S-C-Geschäftsführer Peter Reiner. Er kritisiert die großen Hersteller für ihre Lizenzpolitik, hält sich aber dennoch an die Regeln.

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Von
  • Marzena Sicking

Das Urteil des LG Frankfurt am Main gegen einen Käufer von gebrauchten Softwarelizenzen schlägt hohe Wellen im Markt. Auch Peter Reiner, Geschäftsführer beim UsedSoft-Konkurrenten U-S-C berichtet von Anrufen zunehmend verunsicherter Kunden. Im Interview mit heise resale sprach er über die Auswirkungen des Urteils und die Lizenzpolitik von Microsoft.

Haben die gerichtlichen Auseinandersetzungen des Wettbewerbers spürbaren Einfluss auf Ihr Tagesgeschäft?

Peter Reiner: Auf unser eigentliche Geschäftsmodell hat das keinen Einfluss, da wir immer schon darauf geachtet haben, dass die Lizenz-Regeln von Microsoft eingehalten werden. Natürlich rufen jetzt vermehrt verunsicherte Kunden und fragen nach Rat.

Sie erklären dann, dass Sie nur "gemäß der Hersteller-Vorgaben" handeln. Wo genau liegt der Unterschied zum Geschäft anderer Anbieter wie UsedSoft?

Peter Reiner: Wesentliche Punkte sind: Nur Verträge, die laut MS auch verkauft werden dürfen, nur komplette Open License Verträge ohne Lizenz-Aufsplittung, Verwendung der Transferformulare von Microsoft - also Offenlegung der Kette der Lizenznehmer -, Information an den Hersteller. Selbstgestrickte Urkunden und ähnliches gab es noch nie bei uns.

Keine Testate oder notarielle Bestätigungen?

Peter Reiner: Nein und darauf haben wir schon immer hingewiesen. Der Kunde muss doch wissen, woher die Lizenz stammt und benötigt auch die offiziellen Lizenz-Nummern vom Hersteller. So wollen es die Hersteller und so wird es bei uns gemacht.

Würden Sie einem Kunden denn schriftlich geben, dass Sie die Verantwortung übernehmen, falls es doch Ärger mit bei Ihnen eingekaufter Software gibt?

Peter Reiner: Ja, denn bei unseren Verkäufen gibt es keinen Ärger. Viele unserer verkauften gebrauchten Verträge haben bereits ein Audit problemlos durchlaufen.

Sie halten sich an die Hersteller-Vorgaben, finden aber durchaus auch kritische Worte für deren Software-Lizenzierung. Sie sprechen sogar vom "Geschäft mit der Angst". Was genau kritisieren Sie?

Peter Reiner: Unterlizenzierung ist kein Kavaliersdelikt, keine Frage. Zur Zeit machen die Hersteller aus reiner Umsatzorientierung ziemlichen Druck auf die Unternehmen mit Zwangs-Audits und dabei werden solche Lizenzfehler oft kriminalisiert. Aber der Lizenzdschungel ist so groß, dass es für den IT Leiter heute fast unmöglich ist, alles Lizenzregeln zu wissen. Bei so einem Zwangs-Audit (Lizenzplausibilisierung) helfen wir den Kunden mit unserer unabhängigen SAM Lizenzberatung, sich gegen den Hersteller entsprechend sinnvoll zu positionieren und nicht nur dessen Umsatzerwartungen zu erfüllen.

Aber bestätigt das nicht die Auffassung von UsedSoft, dass es den Herstellern vor allem darum geht, den Markt für gebrauchte Software zu zerstören? Müssten Marktteilnehmer da UsedSoft nicht sogar dankbar dafür sein, dass sie auch vor Gericht dagegen kämpfen?

Peter Reiner: Es ist doch klar und nachvollziehbar, dass die Hersteller nicht glücklich sind und immer noch erwarten, da der Kunde seine alte Software einfach wegwirft. Was die juristische Seite angeht sind wir trotz regelmäßiger Einzelfall-Urteile aber keinen Meter weiter. Was fehlt, ist eine einfache gesetzliche Regelung. Dafür wären wir dankbar. (masi)