HP und der PC

Mit einem PR-Gau hat sich Léo Apotheker aus dem Chefsessel des größten PC-Herstellers katapultiert. Am PC-Geschäft will HP nun doch festhalten und dem Wettbewerb von Dell und aus Fernost trotzen. Zum größten Konkurrenten reift derweil Apple.

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Von
  • Matthias Parbel

PCs vom Marktführer wird es auch in Zukunft geben.

(Bild: HP)

Einen grundlegenden strategischen Konzernumbau wollte Léo Apotheker im August 2011 ankündigen, um Hewlett-Packard für die nächsten Jahrzehnte zu rüsten. Doch seine unausgegorenen Äußerungen zur Zukunft der PC-Sparte Personal Systems Group (PSG) hinterließen nichts als Verunsicherung – bei Kunden und Vertriebspartnern gleichermaßen. Auch die Investoren an der Börse waren keineswegs begeistert. Die HP-Aktie setzte zum Sturzflug an – wenn auch nur vorübergehend.

Einzelne Geschäftsbereiche regelmäßig einer Überprüfung zu unterziehen im Hinblick auf ihren ökonomischen und strategischen Wert für den Gesamtkonzern ist gängige Praxis in Unternehmen. Doch wenn der weltgrößte Hersteller von Computern sein PC-Geschäft öffentlich zur Disposition stellt – ohne konkrete Aussagen über dessen zukünftige Ausgestaltung zu machen –, dann muss das Verwirrung stiften. Und Apotheker kostete es schließlich seinen Posten als HP-Chef. Den musste er für Meg Whitman räumen, die rasch darum bemüht war, mit einem klaren Bekenntnis zur Fortführung des PC-Geschäftes Kunden, Partner und Investoren zu beruhigen. Denn vor allem auch HP-Reseller und Systemhäuser fühlten sich wochenlang im Ungewissen gelassen.

Frank Obermeier, General Manager & Vice President, Personal Systems Group Germany, räumte dann auch im Gespräch mit heise resale ein, dass die Kommunikation zwischen dem Hersteller und den Channel-Partnern besser laufen müsse. Nicht nur im Hinblick auf das PC-Geschäft als solches, sondern auch bezüglich einzelner Vorstöße von HP in Sachen Direktgeschäft. Hier gehe es primär darum, auszuloten, wie sich der immer wichtiger werdende Online-Handel auch für HP und seine Partner sinnvoll erschließen lasse.

Die Verunsicherungen rund um die PSG haben Hewlett-Packard unterdessen nicht unmittelbar geschadet: Kunden hielten dem Hersteller weiter die Treue und auch Marktanteile büßte HP nicht signifikant ein. Dennoch gerät die Spitzenstellung in der PC-Branche unter Druck. Zum einen schiebt sich vor allem Lenovo immer dichter an Marktführer HP. Die Analysten von Canalys haben aber noch einen ganz anderen Hersteller als wichtigsten Konkurrenten ausgemacht: Apple. Insbesondere aufgrund des Verkaufserfolgs seines iPad-Tablets sei Apple auf dem Weg an die Spitze des PC-Marktes. Eine Einschätzung, die auch HP-Chefin Whitman durchaus teilt – obwohl andere Marktforscher wie Gartner oder IDC Tablets grundsätzlich nicht in ihre Betrachtungen des PC-Marktes einbeziehen.

Mit dem letztlich am Markt gescheiterten WebOS Tablet TouchPad feierte HP zwischenzeitlich zwar echte Verkaufserfolge, die aber primär dem Dumping-Ausverkaufspreis von 99 US-Dollar zu verdanken waren. Von der langfristig großen Bedeutung der Tablets ist HP-Chefin Whitman allerdings fest überzeugt. Der Hersteller werde sich daher künftig auch wieder in diesem Produktsegment engagieren. Während die WebOS-Plattform nun der Open-Source-Gemeinde geöffnet wird, konzentrieren sich HPs Hoffnungen im Tablet-Markt jedoch eher auf das für 2012 angekündigte Windows 8. Speziell im Hinblick auf den Einsatz von Tablet-Rechnern im Unternehmensumfeld biete die Windows-Plattform die günstigeren Voraussetzung für eine erfolgreiche Implementierung, glaubt Whitman. Zudem wolle HP grundsätzlich wieder stärker in Forschung und Entwicklung investieren, um Innovationen in der Computerbranche aktiv voranzutreiben. Auf den bisherigen Chef-Technologen der PC-Sparte muss das Unternehmen dabei allerdings verzichten: Phil McKinney verlässt HP zum Jahresende auf eigenen Wunsch. (map)
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