"Ich geh mal kurz zu Expert und kauf mir ein Auto."

50 Jahre wird die Handelskooperation Expert in diesem Jahr, und im Gegensatz zu manchem Konkurrenten strotzt sie vor Kraft. Jetzt zieht Expert mit einem Online-Shop nach. Doch viel spannender sind die Ideen für das Expert-Geschäft von morgen: Autos, Fahrräder und Energie.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 1 Kommentar lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Damian Sicking

Lieber Expert-Vorstandschef Volker Müller,

Expert-Chef Volker Müller

(Bild: Expert)

da musste ich aber doch lachen. Im Rahmen der Expert-Frühjahrstagung haben Sie die neuen Onlineshop-Aktivitäten der Expert-Verbundgruppe vorgestellt und zu diesem späten Engagement gesagt: “Man muss nicht immer Erster sein. Es reicht auch, Zweiter zu sein und aus den Fehlern anderer zu lernen.“ Haha, habe ich gedacht, "nicht Erster“ ist gut. Sie haben es vielleicht nicht mitbekommen, aber Shops im Internet gibt es nicht erst seit gestern, sondern bereits seit 17 (!) Jahren. Der größte Internet-Händler, Amazon, wurde schon 1995 gegründet. Deshalb können Sie sich auch anstrengen, so viel Sie wollen: Zweiter werden Sie schon lange nicht mehr. Dazu sind Sie einfach viel zu spät dran.

Aber vielleicht bezieht sich Ihre Aussage ja auch nur auf den neuen Online-Auftritt von Media-Markt. Und dass es da reichlich Fehler gibt, aus denen man lernen kann, hat sich ja inzwischen herumgesprochen. Noch ist der Online-Shop von Expert nicht geöffnet, wir sind gespannt. Denn im Grunde kämpfen Sie ja mit demselben Problem wie Media-Saturn: Wie lässt sich ein zentraler Online-Shop mit einer dezentralen Firmenstruktur (viele selbstständige Standorte) verbinden?

Aber im Gegensatz zur Konkurrenz aus Ingolstadt scheinen Sie ja nicht den großen Druck zu haben. Denn das Geschäft in den stationären Läden läuft offenbar noch immer gut. In Bezug auf die Onlineshop-Aktivitäten werden Sie mit dem Satz zitiert, dass die "Umsatzzahlen und Ergebnisse uns nicht zum Handeln zwingen“. Da kann man nur gratulieren.

Diese Gelassenheit ist in diesen Tagen selten. Andere bekannte Handelsunternehmen haben zu kämpfen. Beispiel Promarkt. Wie heise resale erfuhr, sollen im vergangenen Jahr hohe zweistellige Millionenverluste angefallen sein, was einige Personalbewegungen in der Führungsmannschaft nach sich zog; so verabschiedete man sich unter anderem von Daniel Boldin, einem der Geschäftsführer.

Auch beim Apple-Händler Gravis scheint es nicht so zu laufen wie gewünscht. Mitarbeiter sprechen von Massenentlassungen, Firmenchef Archibald Horlitz dagegen sagt, dass lediglich auslaufende Zeitverträge nicht verlängert worden seien. Und die letzten Informationen über die Lage bei ElectronicPartner in Düsseldorf klangen auch nicht gerade gut.

Um so besser, lieber Herr Müller, wenn es bei Ihnen und den Expert-Partnern gut läuft. Sehr interessant finde ich, mit welchen Themen Sie sich beschäftigen, um das Unternehmen zukunftsfähig zu machen. Zuerst dachte ich ja, ich hätte mich verlesen, aber nach dem zweiten Lesen gab es keinen Zweifel: Expert will auch in den Autohandel einsteigen. "Ab sofort“ kann man bei Expert Elektroautos kaufen, dazu haben Sie Partnerschaften mit der Mannheimer Versicherung, der CommerzFinanz und mit ATU geschlossen. Auch Elektrofahrräder soll es bei Expert geben. Darüber hinaus wollen Sie Stromtankstellen vertreiben und installieren. Auch die Thema Stromerzeugung (Photovoltaik) sowie Energiemanagement sollen in Zukunft zum Leistungsangebot der Expert-Häuser gehören.

Lieber Herr Müller, das klingt schon ein bisschen verrückt, wenn Sie mich fragen. Aber vielleicht muss man ja heute ein paar verrückte Ideen haben, um morgen noch gut leben können.

Beste Grüße!

Damian Sicking

Weitere Beiträge von Damian Sicking finden Sie im Speakers Corner auf heise resale ()