Kolumne: Konkurrenz belebt noch immer das Geschäft

Konkurrenz ist lästig und stört, aber manchmal kann sie einem auch helfen. Vor allem wenn es darum geht, neue Themen wie Unified Communications oder Green IT einzuführen, stoßen Unternehmen als Einzelkämpfer schnell an ihre Grenzen.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Damian Sicking

NT-Plus-Geschäftsführer Volker Schwellenberg

(Bild: NT-Plus)

Lieber NT-Plus-Geschäftsführer Volker Schwellenberg,

kürzlich konnte man einen Artikel über NT-Plus lesen, in dem ein lustiger Satz von Ihnen stand. Genau gesagt, geht aus dem Artikel nicht ganz eindeutig hervor, ob der Satz von Ihnen oder von Klaus Hellmich stammt, dem Chef der NT-Plus-Mutter Actebis. Ist aber auch egal. Der Satz jedenfalls lautet: "Der TK-Distributionsmarkt ist heute noch stark fragmentiert. Mit Komsa und NT-Plus gibt es zwei große und darunter noch unnötig viele kleine Distributoren." (Hervorhebung von mir.) Jaja, immer diese unnötigen Konkurrenten, die sind doch eigentlich alle völlig überflüssig, nicht wahr? Sie, lieber Herr Schwellenberg, brauchen sie jedenfalls nicht. Mit diesen unnötigen kleinen Distributoren, da meinten Sie (oder Herr Hellmich) wohl Unternehmen wie Herweck, Michael Telecom und Eno, Firmen also, die zum Teil immerhin Umsätze im dreistelligen Millionenbereich umsetzen.

Es ist wie in der Politik: Aus der Sicht der CDU zum Beispiel sind die anderen Parteien unnötig. Aus der Sicht des Wählers und des Bürgers sieht dies aber schon ganz anders aus. Dann zeigt sich nämlich, dass es doch die eine oder andere Partei gibt, bei der sich mancher Wähler besser aufgehoben fühlt. Also Konkurrenz. Und ebenso ist es in der ITK-Branche. Die Tatsache, dass andere TK-Distributoren weniger Umsatz machen als NT-Plus (ca. 500 Millionen Euro) und Komsa (rund 700 Millionen Euro), bedeutet ganz gewiss nicht, dass sie deshalb aus Kundensicht keinen Mehrwert bieten und keine Existenzberechtigung haben. Wenn dies der Fall wäre, warum gibt es sie dann noch?

Klar, die Konkurrenz: Sie macht einem das Leben schwer. Aber manchmal macht sie einem auch das Leben leicht, oder zumindest leichter. Auch heute noch gilt der alte Satz: "Konkurrenz belebt das Geschäft." Manchmal ermöglicht Konkurrenz auch erst ein Geschäft. Nehmen wir als Beispiel das Thema Unified Communications. Jahrelang zog die kleine Softwarefirma Tobit ("David") sozusagen als einsamer Prediger durch die Lande. Tobit war damit zwar nicht gerade unerfolgreich, aber erst jetzt, wo Branchenriesen wie Microsoft, Siemens und Avaya das Thema für sich entdeckt haben, kommt wirklich Musik rein. Ich selbst hatte kürzlich Gelegenheit, an einer Diskussionsrunde zu Unified Communications teilzunehmen, und neben mir saßen der frühere Geschäftsführer des Distributors Also Deutschland, Dr. Axel Keller, heute Professor an der Hochschule in Basel, und Dr. Volker Fleming, Leiter Channel Management bei Siemens Enterprise Communications. Mein Eindruck ist, dass das Thema sexy ist, auch für den Handel, die Systemhäuser und die Distributoren. Es würde mich wundern, wenn Unified Communications nicht schon im kommenden Jahr ein wichtiges Thema und ein deutlicher Umsatzbringer wird. Denn jetzt bereiten die Anbieter (also die Konkurrenten!) gemeinsam den Markt auf. "Den Markt aufbereiten" bedeutet vor allem, den Anwenderunternehmen den Nutzen dieser Technologie nahezubringen. Was im Falle von Unified Communications nicht allzu schwierig sein dürfte.

Ähnlich gelagert ist der Fall "Green IT". Lange war hier als einziger Hersteller von Bedeutung nur Fujitsu Siemens unterwegs, dementsprechend hielt sich der Erfolg in Grenzen. Innzwischen haben immer mehr Hersteller das Thema für sich entdeckt, jetzt sogar Dell (die Texaner waren vorher noch nie als umweltbewusster Anbieter aufgefallen). Das Ergebnis: Kaum eine Konferenz, kaum eine Zeitschrift, in der das Thema "Green IT" nicht im Zentrum steht. Eine notwendige Basis für gute Umsätze.

Ja, es ist wirklich so: Konkurrenz belebt das Geschäft. Eine einzelne Firma kann in der Regel keinen Markt aufbereiten, dazu fehlen ihr einfach die Mittel und die Power. Insofern ist Konkurrenz nicht nur aus Sicht der Kunden und Verbraucher gut, sondern durchaus auch aus Sicht der Anbieter. Zumindest manchmal.

Beste Grüße

Damian Sicking

Und hier die Antwort von NT plus-Geschäftsführer Volker Schwellenberg

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