Kolumne: Kyocera-Mita, TA Triumph-Adler und preisgekrönte Manager

Vom Penny-Stock zum begehrten Wertpapier: Die TA-Aktie schoss nach der Ankündigung von Kyocera-Mita, die Mehrheit an TA übernehmen zu wollen, in die Höhe. Für TA geht ein ereignisreiches Jahr zu Ende, das man sich anders vorgestellt hatte.

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Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Damian Sicking

Lieber TA Triumph-Adler-Chef Robert Feldmeier,

nach der Ankündigung Ihres japanischen Lieferanten Kyocera Mita, die Mehrheit an der TA Triumph-Adler AG in Nürnberg übernehmen zu wollen, sagten Sie in einer ersten Stellungnahme, dass Sie diese Ausweitung des Engagements von Kyocera gut finden. Etwas anderes war auch nicht zu erwarten, schließlich hält der japanische Drucker- und Kopiererhersteller bereits knapp 30 Prozent der TA-Anteile. Was Sie, lieber Herr Feldmeier, ganz sicher gut finden, ist, dass überhaupt mal wieder jemand Interesse daran hat, TA-Aktien zu kaufen. Denn der Kurs der Papiere war im Laufe des Jahres massiv in den Keller gerauscht – die Aktie fristete zuletzt als Penny-Stock ihr Dasein.

TA-Chef Robert Feldmeier

(Bild: Triumph-Adler)

Kyocera Mita strebt eine Mehrheit von 60 bis 75 Prozent an und hat den freien Aktionären bereits ein Angebot über 1,90 Euro pro Aktie gemacht. Ein sehr fairer Preis! Denn noch am 27. Oktober dieses Jahres, also vor nicht einmal einem Monat, lag der Kurs bei 40 Cent. Man muss viele Seiten im Kalender zurückblättern, um den Tag zu finden, an dem der Wert der TA-Aktie bei 1,90 Euro lag, nämlich bis Anfang September 2007. Nach der Kyocera-Mita-Ankündigung setzte der in diesen Fällen übliche Run auf die TA-Aktie ein: Während in den vergangenen Monaten an guten Tagen über 100.000 und an sehr guten Tagen mehr als 200.000 TA-Aktien gehandelt wurden, wechselten am 18. November, also am "Dienstag der Verkündigung", fast 3,5 Millionen TA-Aktien ihre Besitzer. Der Kurs schoss von 72 Cent auf zwischenzeitlich 1,80 Euro nach oben. So schnell kann es gehen, dass aus einer lahmen Ente ein schöner Schwan wird.

Wenn man sich fragt, warum Kyocera Mita seinen Anteil von bisher 30 Prozent aufstocken will, so gibt es darauf drei Antworten:

1. Firmen sind derzeit einfach sehr preiswert und Aktien günstig zu haben. Auch die von TA; man kann sogar sagen: gerade die von TA (Sie selbst hatten vor geraumer Zeit beklagt, dass der niedrige Kurs der TA-Aktie in keiner Weise dem wahren Wert des Unternehmens entspreche). In einem aktuellen Interview sagte Kyocera-Präsident Makoto Kasamura, dass Kyocera die zur Zeit günstigen Kurse nutzen werde, um Unternehmen aufzukaufen.

2. Mit einer absoluten Mehrheit lassen sich die eigenen Interessen immer leichter durchsetzen als nur mit einer relativen Mehrheit.

3. Kyocera Mita plant, TA als europäische Direktvertriebsorganisation auf- und auszubauen. Offenbar denkt man in der Kyocera-Mita-Firmenzentrale im japanischen Osaka: Was Canon kann, das können wir auch. Canon hat in den vergangenen Jahren einige renommierte Fachhandelsunternehmen aufgekauft und zu eigenen Niederlassungen gemacht, zuletzt das Bürozentrum Schulz in München. Bis dato verkaufte Kyocera Mita seine Produkte ausschließlich über Fachhandelspartner.

Für Sie, lieber Herr Feldmeier, kann das Jahr 2008 also doch noch ganz versöhnlich enden. Zumal die japanische Kyocera-Mita-Konzernspitze bereits angekündigt hat, das TA-Management im Amt zu lassen. Nachdem Sie im vergangenen Jahr von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO und dem Wirtschaftsmagazin "Impulse" sicher sehr zu Recht zum "Turnaround-Manager des Jahres" gewählt worden waren, lief es in diesem Jahr für Sie und das Unternehmen TA alles andere als gut. Mitte September mussten Sie bekannt geben, dass Sie Ihre Vertriebsziele in diesem Jahr nicht erreichen werden und haben Ihre Gewinnprognose um die Hälfte auf nunmehr neun bis elf Millionen Euro reduziert. Als wesentliche Gründe für den Schlag ins Kontor gaben Sie mutmaßliche kriminelle Machenschaften einer Gruppe von Führungskräften und Mitarbeitern der TA Norddeutschland GmbH (Aufbau einer Konkurrenzgesellschaft) sowie die Verzögerung bei der Lieferung einer neuen Generation von Farbgeräten Ihres Lieferanten Kyocera Mita an.

Es ist nicht das erste Mal, dass ein Unternehmenschef, der soeben für seine Leistungen und Verdienste geehrt und ausgezeichnet worden ist, in der Zeit darauf mit schlechten Nachrichten auffällt. Das "Handelsblatt" hatte dazu bereits am 4. August 2008 einen Artikel unter der Überschrift "Vom Manager des Jahres zum Versager des Jahrzehnts" veröffentlicht (im Internet trägt der Beitrag die Überschrift "Todeskuss für jeden CEO"). Der Artikel beruft sich auf eine Studie der amerikanischen Wissenschaftler Ulrike Malmendier (Berkely) und Geoffrey Tate (UCLA), die Folgendes herausgefunden haben: Unternehmenschefs, die renommierte Management-Preise erhalten, leisten im Anschluss daran spürbar schlechtere Arbeit als vergleichbare Berufskollegen, die leer ausgegangen sind. So ist die Gesamtkapitalrendite der von preisgekrönten Managern geführten Firmen ein Jahr nach der Preisverleihung spürbar geringer als die einer Kontrollgruppe. Auch an der Börse entwickelten sich die Aktienkurse der von Preisträgern geführten Unternehmen in den drei Jahren nach der Auszeichnung um 15 bis 26 Prozent schlechter als die der Kontrollgruppe.

Wesentlicher Grund für diese Entwicklung: Wenn ein CEO einen prestigeträchtigen Preis bekommt, dann steigt sein Status und sein Renomme offenbar so an, dass er in seinem Unternehmen quasi unangreifbar und allmächtig wird. Das gebe ihm die Möglichkeit, so die amerikanischen Wissenschaftler, sich mehr um seine eigenen Interessen und weniger um die seines Unternehmens zu kümmern. So stellten die amerikanischen Wissenschaftler fest, dass die preisgekrönten Unternehmensführer dazu neigten, sich statt mit dem Tagesgeschäft mit anderen Dingen die Zeit zu vertreiben: Sie schreiben häufiger Bücher als die Manager in der Kontrollgruppe und werden von anderen Firmen öfter in den Aufsichtsrat berufen. Auch ihr Golf-Handicap ist besser als das der Manager in der Kontrollgruppe.

Lieber Herr Feldmeier, ich bin weit davon entfernt zu behaupten, dass die Entwicklung von TA in diesem Jahr ein Indiz dafür ist, dass die Studienergebnisse aus den USA auch auf Deutschland übertragbar sind. Dafür kenne ich Sie und Ihr Unternehmen zu wenig. Aber ich hatte schon eine ganze Weile nach einer passenden Gelegenheit gesucht, die, wie ich finde, sehr interessanten Erkenntnisse der amerikanischen Wissenschaftler in dieser Kolumne unterzubringen. Ich lade Sie herzlich ein, mir mitzuteilen, warum Robert Feldmeier nicht in die Liste der ausgezeichneten Manager gehört, die nach der Preisverleihung ihre Prioritäten anders gesetzt haben.

Beste Grüße

Damian Sicking

Und hier die Antwort von TA-Chef Robert Feldmeier

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