c't Fotografie extra 8/2020
S. 134
Schweiz: Der Rheinfall von Schaffhausen
Aufmacherbild

AM GRÖSSTEN WASSERFALL EUROPAS

Es gehen Geschichten um, dass früher ein Pakt mit dem Teufel nötig war, um eine Fahrt den Rheinfall hinab zu überleben. Heute ist das dank Brücken, Stegen und Booten nicht mehr nötig. Unvergesslicher ist ein Besuch deswegen aber nicht. Weiß man, wo die schönsten Fotospots liegen, dürften die Wassermassen einen ähnlich lang andauernden Eindruck wie beim Befahren hinterlassen – mit wesentlich weniger Verpflichtungen gegenüber dem Teufel.

Begeben wir uns also beruhigt und trotzdem gespannt auf einen Rundgang um den größten Wasserfall Europas. Wir starten hoch über dem Rhein, auf der Zürcher Seite des Wasserfalles. Dort, über dem südlichen Rheinufer, liegt das als Restaurant genutzte Schloss Laufen. Das Schloss thront imposant über dem Fall und ist ein guter Startpunkt, um den Rheinfall zu besichtigen. Entweder nehmen Sie den Fahrstuhl oder die Treppe. Eintritt bezahlen Sie so oder so, auf der Treppe stehen Sie normalerweise weniger lange an. Gleich nach dem Drehkreuz und den ersten Stufen sehen Sie den Wasserfall von oben. Ein kurzer Stopp reicht hier, denn lohnender wird die Sicht auf der ersten Plattform. Von dort aus haben Sie – wenn Sie ganz vorn am Zaun stehen – einen freien Blick auf das Naturschauspiel.

Spielen Sie an diesem ersten Fotospot – abhängig von der Helligkeit und Ihrer Ausrüstung – mit der Verschlusszeit Ihrer Kamera und lassen Sie das Wasser verwischen. Soll es richtig weich werden, benötigen Sie lange Belichtungszeiten und kommen um einen ND-Filter nicht herum. Mit diesem erreichen Sie auf einfache Weise Zeiten ab 1/30 Sekunde, ab der das Wasser schon erkennbar verwischt. Bei den langen Verschlusszeiten ist ein Stativ unabdingbar. Es wird Ihnen gute Dienste leisten, ganz egal ob Kamera und Objektiv einen Stabilisator besitzen oder nicht. Kommen Sie gegen Abend, haben Sie gegebenenfalls das Glück, dass der Rheinfall beleuchtet wird. Davon aber mehr weiter unten. So oder so haben Sie am frühen Morgen oder späteren Nachmittag mehr Platz und Zeit als tagsüber. Tipp: Im Eintritt enthalten ist auch die Ausstellung in Schloss Laufen über prominente Persönlichkeiten, die den Rheinfall besuchten, nutzen oder verändern wollten.

Dem Wasser am nächsten

Im Anschluss steigen wir weiter ab. Halten Sie die Augen offen: Kurz, bevor Sie auf der Kanzel ankommen, daher wirklich direkt am und über dem Wasser, zweigt rechts ein kurzer Weg in eine Grotte ab. Diese verfügt über ein „Fenster“ direkt am Wasser. Je nach Pegelstand spüren Sie da die Gischt sehr gut. Aufpassen im Winter: Es könnte eisig sein!

In der Nacht hat der Rheinfall seinen ganz eigenen Reiz. Dies liegt einerseits am Licht, andererseits an den langen Verschlusszeiten, die nötig werden, um das Wasser zu verwischen. Wichtig ist dabei der Einsatz eines stabilen Stativs. Ebenfalls hilfreich ist ein Fernauslöser (oder der 2-Sekunden-Timer), um Verwacklungen beim Auslösen zu verhindern. APS-C-Kamera | 140 mm (210 mm KB) | ISO 250 | f/8.0 | 2,5 s

Unten auf der Kanzel erleben Sie eindrücklich die gesamte Wucht der Wassermassen. Allein dieses Spektakel ist den Auf- und Abstieg wert. Fotografisch gibt der Besuch meiner Meinung nach nicht so viel her, weil man schlicht zu nah dran ist. In einem kalten Winter sieht das anders aus: Die Gischt gefriert und hinterlässt spannende Skulpturen an der Kanzel. So können Sie viele Details fotografieren, die nicht direkt mit dem Rheinfall zu tun haben.