c't Fotografie extra 8/2020
S. 106
Auf Fototour im Porsche-Museum
Aufmacherbild

AUF FOTOTOUR IM PORSCHE-MUSEUM

Das Porsche-Museum im Stuttgarter Stadtteil Zuffenhausen ist Wallfahrtsort für Sportwagen-Fans aus aller Welt. Aber auch Fotografen kommen hier auf ihre Kosten und sie müssen dafür nicht einmal Motorsport-Enthusiasten sein. Zwar erweist sich – wie bei allen fotografischen Aufgaben – eine gewisse Affinität zum Thema als ausgesprochen nützlich, aber auch bei nüchterner Betrachtung stellt das Museum eine großzügige Spielwiese für Fotografen dar.

MONOLITH & TRIO Blickfänger: Vor dem spektakulären Museumsbau steht die Skulptur mit den drei in den Himmel strebenden 911ern. Foto: Porsche-Museum

Schon unter dem Vordach bieten sich die ersten Motive – es reicht ein Blick nach oben in die spiegelnde Fassade. Die Skulptur „Inspiration 911“, um die sich am Porscheplatz alles dreht, fand ich im Morgenlicht weniger spannend als später am Nachmittag. Denn da entdeckte ich, dass der Museumsbau auch beim Abbilden dieses optischen Fixpunkts mitspiegelt.

SCHAUFENSTER Die farblich zurückhaltende, geradlinige Architektur lenkt das Augenmerk auf die Exponate.

Was beim Betreten des Museums sofort auffällt, ist die augenzwinkernde Liebe zum Detail: Die auf den Boden gemalten Corona-Abstandsmarkierungen vor der Museumskasse sind einer Startaufstellung auf der Rennstrecke nachempfunden. Am Fuß der Rolltreppe, noch ehe der beeindruckende Aufgang in die eigentliche Museumshalle führt, gibt eine Glasfront den Blick in die Museumswerkstatt frei. Hier widmen sich die Mechaniker sowohl historischen als auch aktuellen Fahrzeugen.

STARTAUFSTELLUNG Abstandsregel mit Stil: Schon an der Museumskasse fühlen sich Besucher fast wie auf der Rennstrecke.

Im Museum selbst wartet automobile und Rennsport-Geschichte, vom Porsche-Traktor bis zum Supersportwagen modernster Prägung. Etwa 80 Fahrzeuge sind zu sehen, darunter Rennwagen und Serienfahrzeuge, Prototypen und Studien. Automobilophile mögen sich bis ins Kleinste mit den technischen Details der Exponate auseinandersetzen, wobei der Audio-Guide hilft; Fotografen werden sich stattdessen eher auf die Ästhetik konzentrieren. Überraschend ist die Vielfalt an fotografischen Möglichkeiten – und die Palette an Herausforderungen, will man die Fahrzeuge ins Bild setzen. Das beginnt bei der Wahl der Perspektive: Ein niedriger Kamerastandpunkt etwa hat den Vorteil, dass man die Spiegelung im hellen Boden mit ins Bild nehmen kann. Im Gegenzug verflachen die Rundungen von Motorhaube, Heck und Dach – und damit verliert das Bild auch an Tiefenwirkung.

SPIEGELBILD Fahrzeuglack und blank gewienerte Radkappen bieten sich für einen spielerischen Umgang mit der Perspektive an.

Eine Alternative ist die klassische Ansicht leicht von oben. Sie lässt selbst einen ausgewachsenen Rennboliden wie ein Modellauto wirken. Zudem kann man so gut kontrollieren, dass sich nicht noch ein Streifen vom weißen Boden mit ins Bild mogelt, sondern tatsächlich nur das Fahrzeug auf seinem schwarzen Podest zu sehen ist.

In Kombination mit den weißen Wänden sorgt der Boden für eine helle Atmosphäre. Aber dadurch „spitzen“ auch immer wieder leuchtende Ecken an Stellen ins Bild, an denen man sie gar nicht haben möchte. Zudem nimmt das Auge das Museumsinnere als weitaus heller wahr, als es tatsächlich ist. Selbst bei weit geöffneter Blende landet man oftmals bei hohen vierstelligen ISO-Werten. Zum Glück ist es unproblematisch, ein Stativ einzusetzen. An den meisten Stellen ist genügend Platz dafür, und wenn es enger wird, muss man eben aufpassen, nirgendwo anzuecken.