c't Fotografie extra 8/2020
S. 70
Auf den Spuren der Nibelungen
Aufmacherbild
BLÄTTER UND NEBEL Speziell der Drachenfels bietet einige fotografische Highlights. Begleiten Sie mich vom Tal bis zur Spitze und weiter zu einigen Orten, von denen aus man eine grandiose Sicht auf ihn hat. Der Drachenfels bei Königswinter ist der touristisch am besten erschlossene Berg im Siebengebirge. Man nennt ihn auch den höchsten Berg Hollands. Viele Wanderwege und eine Zahnradbahn führen hoch bis zum Gipfel. Letztere nutzen wir nicht, denn sonst würden wir an einigen interessanten Fotospots vorbeifahren. Also nehmen wir den Berg zu Fuß in Angriff. TIPP: Die schönste Zeit, um vom Drachenfels aus zu fotografieren, ist der Herbst. Dann leuchten die Wälder in warmen Rot- und Gelbtönen. Zudem bildet sich im Rheintal in den frühen Morgenstunden häufig Nebel. Die spannendsten Lichtstimmungen finden Fotografen während des Sonnenauf- beziehungsweise -untergangs. Den ganzen Tag über hat man ansonsten Gegenlicht. Wollen Sie am Drachenfels fotografieren, vermeiden Sie die Wochenenden und die Ferienzeit, denn dann sind hier sehr viele Menschen unterwegs. Nikon D5500 | 80 mm | ISO 100 | f/10 | 1/100 s

AUF DEN SPUREN DER NIBELUNGEN

AUF FOTOTOUR RUND UM DEN DRACHENFELS

Im Siebengebirge südlich von Bonn soll Siegfried nach der Nibelungensage den Drachen Fafnir erschlagen haben. Kommen Sie mit auf eine Tour rund um den Berg, der nicht nur für die Welt der Sagen wichtig wurde, sondern eine wahre Schatzkammer für Fotografen bietet.

Seit Jahrhunderten ranken sich viele Legenden um den Drachenfels im Siebengebirge. Eine der bekanntesten berichtet von einem Drachen, der auf dem Berg saß und die Schiffe auf dem im Tal fließenden Rhein mit seinem Feuer verbrannte. Eines Tages fuhr ein Schiff vorbei, das mit Schießpulver beladen war. Es explodierte und der Drache wurde nie wieder gesehen. Erst im 19. Jahrhundert in der Zeit der Rheinromantik dichtet man den Ort, an dem Siegfried den Drachen Fafnir erschlug, dem Drachenfels zu.

Und so plötzlich, wie der Drache verschwand, entstand das Siebengebirge. Vor circa 25 Millionen Jahren soll ein heftiger Vulkanausbruch das Mittelgebirge geformt haben. Eine mehrere hundert Meter dicke Asche- und Tuffschicht bedeckte anfangs die Umgebung. Später drang erneut Lava aus dem Erdinneren nach oben. Doch diesmal gab es keine Explosion, denn sie blieb in den Ablagerungen stecken und erkaltete. Seit dieser Zeit erodiert die Tuffschicht und die Lavaintrusionen kommen dabei zum Vorschein. Das sind die heutigen Berge des Siebengebirges.

Nikon D5500 | 62 mm | ISO 100 | f/10 | 2,5 s
DURCHS NACHTIGALLENTAL ZUR DRACHENBURG Unsere Fototour rund um den Drachenfels startet in Königswinter im Nachtigallental. Dort kann man noch die Überreste der Tuffschicht sehen. Der Hohlweg durch das Tal führt an alten Altären, Denkmälern und aufgegebenen Weinkellern vorbei. Ein Bächlein unterstreicht den märchenhaften Charakter des Tales. Kleine Höhlen in den Seitenwänden begeistern junge Höhlenforscher und Drachenjäger. Nach einigen hundert Metern bergauf verlassen wir das Nachtigallental nach rechts in Richtung Nibelungenhalle. An dieser Stelle soll Siegfried den Drachen getötet und in dessen Blut gebadet haben. TIPP: Im Nachtigallental kommen vor allem die Naturfotografen auf ihre Kosten. Der Bach und der Weg lassen sich sehr gut als Führungslinien in die Bildkomposition einbauen.
SCHLOSS DRACHENBURG Nun geht es weiter bergauf. Von Weitem erkennen wir bereits das nächste Etappenziel: Schloss Drachenburg. Dort befindet sich auch die mittlere Station der Drachenfelsbahn. In der Zwischenzeit führt unser Weg an Gastronomiebetrieben vorbei, die zum Rasten einladen. Die Grundsteinlegung des Schlosses war erst 1882. Schon kurz nach Fertigstellung wurde es wegen seiner prachtvollen Architektur bewundert. Gegen Eintritt können Schloss und Park besucht werden. Fotografieren ist zu privaten Zwecken erlaubt, solange andere Besucher nicht gestört werden. Im Schloss darf jedoch nur ohne Blitz belichtet werden. Für einen ersten Eindruck können Sie nach Bildern in den sozialen Medien suchen. TIPP: Fotografieren Sie Details des Schlosses von außen mit einem Teleobjektiv. Dazu gehen Sie am Burghof vorbei, einem Lost Place, der immer mal wieder renoviert werden soll, auf die andere Seite der Streuobstwiese in Richtung des Gedenksteins an Heinrich von Dechen. Wer im Sommer sehr früh aufsteht, kann die aufgehende Sonne nutzten. Diese scheint dann zwischen zwei Bergen auf das Schloss. Im Oktober und im Februar geht die Sonne direkt hinter dem Schloss unter, was dem Motiv zusätzliche Spannung verleiht. Nikon D5500 | 105 mm | ISO 100 | f/10 | 1/250 s
VOM SCHLOSS BIS ZUM GIPFEL Nun gehen wir wieder zurück in Richtung des Schlosses und nehmen den kleinen steilen Eselsweg zum Gipfel. Nach circa 200 Metern liegt auf der rechten Seite eine ganz kleine Aussichtsplattform, von dort hat man einen klassischen Blick auf das Gebäude. Während des Schlossleuchtens im Winter tummeln sich hier die Fotografen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass sie sich manchmal sogar der Reihe nach abwechseln müssen. Nach weiteren fünf Minuten des Aufstieges erreicht man endlich das Besucherplateau auf dem Drachenfels. Vor hier aus hat man einen grandiosen Ausblick auf die Umgebung und die Ruine auf dem Gipfel. Diese lässt sich über einen kleinen Weg, der am Glaskubus vorbeiführt, schnell erreichen.Tipp: Fotografieren Sie den Turm von unten mit einem Weitwinkelobjektiv. Von der Bergstation der Drachenfelsbahn aus schaut man in Richtung Süden auf Bad Honnef und das Rheintal. Im Herbst fließt dort häufig der Nebel aus der Eifel kommend hinein. Manchmal ist das ganze Tal voll davon und nur die südlichen Gipfel des Siebengebirges und der Eifel schauen aus dem Nebelmeer heraus. Das ist ein fantastisches Motiv. TIPP: Nutzen Sie in der dunklen Jahreszeit die Blaue Stunde nach Sonnenuntergang. Dann wird in den großen Bürotürmen noch gearbeitet und die Lichter brennen. Sowohl Panoramaaufnahmen wie auch Detailaufnahmen mit dem Teleobjektiv sind empfehlenswert.
Nikon D5500 | 32 mm | ISO 100 | f/11 | 1/30 s
DER BLICK INS RHEINTAL Bad Godesberg und die ehemalige Bundeshauptstadt Bonn dominieren die Sicht nach Norden. Bei klaren Wetterbedingungen lässt sich sogar der Kölner Dom am Horizont erkennen. Nikon D5500 | 32 mm | ISO 200 | f/10 | 1/80 s
AUGEN OFFEN HALTEN Auf dem Weg zum Gipfel des Drachenfelsens entdecken Sie noch viele weitere interessante Sujets, zum Beispiel einen Anker in einem kleinen Weinberg oder Lampen, um die Bäume herum gewachsen sind. Also halten Sie die Augen offen. Nach Westen hin kann man direkt auf den Rhein, Bad Godesberg, das Drachenfelser Ländchen und die Eifel schauen. TIPP: Mauern, Säulen und Fernrohre lassen sich hier gut als Führungslinien oder als Vordergrund mit in die Bildgestaltung einbauen.
AM DRACHENFELS-RESTAURANT Gehen Sie auf dem Plateau auf den Kontrast zwischen dem alten Wirtshaus und dem modernen Glaskubus ein. In Letzterem spiegeln sich die leuchtenden Wolken bei Sonnenuntergang, was ein herrliches Motiv abgibt. Nikon D5500 | 18 mm | ISO 200 | f/9.0 | 1/200 s

DER BLICK AUS DER FERNE

Der Drachenfels ist mit seiner Lage im Siebengebirge und der markanten Burgruine der bekannteste Berg des Siebengebirges. Man kann ihn aber nicht fotografieren, wenn man sich auf ihm befindet. Deshalb nehme ich Sie zu vier weiteren Standorten mit, von denen aus Sie einen prima Blick auf den Drachenfels und das Siebengebirge haben.

Ich persönlich bevorzuge für Fotos rund um den Drachenfels die Morgen- und Abendstunden. Meiner Meinung nach ist dann das Licht am schönsten und das touristisch ausgebaute Siebengebirge immer noch ruhig. So kann man sich Zeit für seine Bildgestaltung nehmen und niemand läuft durch das Foto.

Ganz zum Schluss möchte ich noch einen kurzen Hinweis zur Sicherheit geben. Auch wenn das Siebengebirge sehr erschlossen und viele Wanderwege gut ausgebaut sind, handelt es sich immer noch um Natur und gerade in den frühen oder späten Stunden des Tages ist es sicherer – und zudem macht es auch mehr Spaß –, wenn man mit mehreren Gleichgesinnten auf Fototour geht. (cbr)