c't 24/2016
S. 72
Reportage
Datenkrake Facebook: Werberiese
Aufmacherbild

Hungriges Datenmonster

Was Facebook mit Ihren Daten macht

Der Begriff „Datenkrake“ wird hierzulande meist synonym zu Google verwendet. Facebook ist allerdings in vielerlei Hinsicht der größere Datensammler. Ein Blick in die Datenbanken des sozialen Netzwerks.

Facebooks Hunger auf Daten lässt sich nicht stillen – daran wurden die Nutzer zuletzt Ende August erinnert. Hatte Facebook 2014 beim Kauf von WhatsApp noch hoch und heilig versprochen, die Nutzerdaten des beliebten Messengers nicht anzurühren, so streckt die Mutterfirma nun doch die Finger nach Telefonnummern und Aktivitätslogs der Anwender aus. Hierzulande wird sie dabei vom hamburgischen Datenschützer ausgebremst, der ihr die Datenübertragung bislang untersagt hat. Doch dagegen geht Facebook vor Gericht.

Die Ankündigung der Datenübertragung hat für reichlich Verunsicherung unter den 35 Millionen deutschen WhatsApp-Nutzern gesorgt. Viele fragen sich, ob man die App überhaupt noch verwenden soll. Doch das Aufheben um WhatsApp vernebelt den Blick auf das große Ganze: Auf die Tatsache nämlich, dass Facebook der ganz große Datensammler ist und an vielen Stellen im Netz Informationen absaugt.

Video: Nachgehakt

Dieser und die folgenden Artikel nehmen Facebooks Datensammelei daher genau unter die Lupe: Warum sich Facebook eigentlich so viele Daten einverleibt, was damit passiert und was das für den Einzelnen bedeutet, erklärt dieser Beitrag. Der Artikel auf Seite 76 dröselt auf, aus welchen Quellen die Daten stammen und wie die Sammelei technisch vonstatten geht.

Ab Seite 80 zeigen wir, wie Sie herausfinden, was Facebook über Sie weiß oder zu wissen glaubt und wie Sie unerwünschte oder falsche Informationen löschen oder berichtigen. Der Beitrag ab Seite 84 schließlich beleuchtet die juristische Seite der Facebook’schen Datenerhebung und die Bemühungen des Österreichers Max Schrems um mehr Datenschutz bei Facebook.

Im Maschinenraum

Wann immer ein Nutzer einen Link oder Kommentar postet, jemanden auf einem Foto markiert oder seine Lieblingsband mit einem „Like“ versieht, gibt er Facebook Informationen über sich preis. Werfen Sie einmal einen Blick in Ihr Aktivitätenprotokoll (siehe c’t-Link). Dort hält Facebook minutiös fest, was Sie alles auf der Plattform gemacht haben.

Facebook merkt sich genau, was man wann auf der Plattform macht.

Facebook kennt aber in der Regel auch wesentliche Teile Ihres sozialen Netzwerks und weiß, wann Sie bestimmte Websites aufrufen. Bei etlichen Apps kriegt Facebook mit, wann Sie sie einsetzen – und zwar bei weitem nicht nur bei denen der Töchter WhatsApp und Instagram. Facebook zapft sogar Quellen an, die Ihr analoges Leben jenseits des Internet kennen (siehe S. 76).

All diese Informationen bündelt Facebook, um Werbung zu verkaufen, denn das ist das Geschäftsmodell des Unternehmens – und zwar ein sehr einträgliches. Werbung trug im zweiten Quartal 2016 6,2 Milliarden zu den Gesamtumsätzen von 6,4 Milliarden US-Dollar bei, bei insgesamt 2,1 Milliarden Dollar Gewinn. Facebook punktet damit, seine Nutzer sehr zielgenau mit sogenanntem Targeting ansprechen zu können, also mit speziell auf die Interessen der Benutzer zugeschnittenen Anzeigen.

Und welches Bild hat Facebook über Sie? Wer nicht wie Max Schrems unter einigen Mühen das komplette Dossier per Auskunftsersuchen anfordern will (siehe S. 84), kann in den „Einstellungen für Werbeanzeigen“ zumindest einen Einblick erhalten. Aufrufen lassen sich diese über die persönlichen Einstellungen oder das zu jeder Facebook-Werbung gehörende Menü.

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