c't 16/2023
S. 6
Leserforum

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Finnland machts besser

Digitalisierung: Warten auf die ELFE, c’t 15/2023, S. 3

Als ich in Finnland die ersten Bargeldautomaten sah, ging in Deutschland erst mal eine Diskussion los, wie viele Arbeitsplätze so etwas kosten würde. Als ich in finnischen Supermärkten die ersten automatischen Waagen sah, auf denen man selbst ausgewähltes Obst und Gemüse wiegen und etikettieren konnte, ging in Deutschland erst mal eine Diskussion los, wie unhygienisch so etwas wäre.

Von 2006 bis 2010 wohnte und arbeitete ich in Finnland. Das Internet kam über das Fernsehkabel – das Kabelmodem bekam ich geschenkt, ohne dass der Vertrag eine Mindestlaufzeit hatte! Schon damals konnte ich für schlappe 8 Euro Geld nach Thailand überweisen – einfach per Homebanking. Bei der Sparkasse ist das selbst heute noch nicht möglich.

Apropos Dickicht des Föderalismus: Schon 1997 legte Finnland seine zwölf Provinzen zu sechs zusammen, um Verwaltungsaufwand einzusparen, und seit 2010 gibt es überhaupt keine Provinzen mehr. In Deutschland diskutieren wir über solche Pläne schon seit Jahrzehnten … und diskutieren und diskutieren.

Paul Lenz Forum

Die Deutschen lieben Papier

Das von Ihnen beschriebene Erlebnis findet sich auch in diversen weiteren behördlichen Bereichen wieder. Kürzlich habe ich eine Gewerbeanmeldung vorgenommen. Diese begann zunächst mit einem digital ausgefüllten PDF, das dann natürlich unterschrieben und somit wieder eingescannt werden musste.

Auf meine Frage, wohin ich die fälligen 25 Euro Gebühren denn überweisen solle, hieß es: „Die müssen Sie bei uns vor Ort bar bezahlen, sonst müssten wir ja eine Rechnung schreiben und diese kontieren, das wäre viel zu aufwendig.“ Also, ab zum Kassenhäuschen im Foyer des Rathauses. Dort konnte ich dann mein Formular nochmals beim Bezahlen in Augenschein nehmen, das merkwürdigerweise einen Fehler enthielt, den ich beim Ausfüllen nicht gemacht hatte.

Auf meine Rückfrage dazu hieß es: „Ihr Formular haben wir noch mal abgetippt, da es auf dem Originalpapier für die Gewerbeanmeldungen stehen muss.“ Ich meinte, dann hätte ich ja auch das digital ausgefüllte PDF mitschicken können. „Die Software für die Datenübernahme funktioniert schon seit einem Jahr nicht mehr.“ Mittlerweile sprachlos, bekam ich mein Formular in die Hand gedrückt, mit händisch aufgeklebter Gebührenmarke und Stempel vom Amt. Die Deutschen lieben Papier, Faxgeräte, Stempel und Bargeld. Das muss man einfach akzeptieren.

Michael Carstens-Behrens Mail

Chatbots sind Werkzeuge

Wie sich generative KI auf den Arbeitsmarkt auswirken könnte, c’t 15/2023, S. 22

ChatGPT und andere Chatbots sind Werkzeuge. Sie können schon beeindruckende Dinge. Aber beeindruckende Dinge kann auch ein Taschenrechner, Google Translate, eine Tabellenkalkulation, Photoshop etc. Diese Werkzeuge werden die Arbeitswelt verändern. Aber das haben Werkzeuge seit Tausenden von Jahren. Wenn man sie richtig einsetzt, können sie die Arbeit erleichtern.

Jetzt sind nur viele Leute besorgt, weil es an die Kreativität geht, von der viele dachten, dass sie eine letzte Bastion wäre, bei der wir Menschen den Maschinen überlegen wären.

Spießbürger Forum

Beispiel an Molekularbiologie nehmen

Unternehmen, Politik und Gesellschaft ringen um kluge Regeln für KIs, c’t 15/2023, S. 28

Vielleicht sollten sich die KI-Forscher an einem historischen Beispiel orientieren, der Molekularbiologie: 1970 wurden die ersten Restriktionsenzyme isoliert, 1971 wurden sie zum gezielten Schneiden von DNA benutzt. Damit gelang es dann 1973, synthetische Plasmide herzustellen und in Bakterien einzuschleusen, das heißt, Bakterien genetisch zu verändern.

Wohl zum ersten Mal in der Geschichte stoppten alle beteiligten Forscher freiwillig für fast zwei Jahre ihre Arbeit, um im Februar 1975 im Asilomar State Beach Conference Center zusammen mit Anwälten und Ärzten über ethische und Sicherheitsaspekte der Molekularbiologie zu diskutieren. Heraus kam ein Regelwerk für solche Arbeiten, das bewusst übervorsichtig war.

Als (zunächst freiwillige!) Regeln der Wissenschaft und Technik gingen sie später auch in die Gesetzgebung ein. Im Laufe der Jahre, als mehr Wissen zur Verfügung stand, konnte man diese Regeln dann guten Gewissens etwas lockern, aber im Prinzip gelten sie auch noch heute, ein halbes Jahrhundert später.

Ich halte es allemal für besser, wenn Regeln für neue Technologien durch die beteiligten Fachleute erarbeitet werden, als wenn irgendwelche Ministerialbürokraten das am grünen Tisch tun. Und wenn alle Forscher, egal aus welchem Land, nach den gleichen Regeln arbeiten, kann das auch nur hilfreich sein. Und da ist Asilomar bis heute wegweisend.

Dr. Engelbert Buxbaum Mail

Literaturhinweise zum Leserbrief: ct.de/yb3w

Think small

Vision Pro: Was Apples neues XR-Headset bringt, c’t 15/2023, S. 46

Ohne Frage eine beeindruckende Tech-Demo, doch wie bei allen AR-Brillen wird für mich die Frage nicht beantwortet, was es dem Privatanwender eigentlich genau bringen soll. Beim Kindergeburtstag mit so einem creepigen Teil auf dem Kopf die Kleinen traumatisieren zu können, wäre mir jetzt keine 3500 Flocken wert.

Ich frage mich, warum nicht stattdessen „Think small“ die Devise ist. Im Bericht über die Display Week in derselben Ausgabe war einiges über ultradünne und transparente OLEDs zu lesen. Könnte man das nicht in herkömmliche Brillen integrieren, um so einfache Dinge wie zum Beispiel die Uhrzeit einzublenden? Dabei würden, zumindest im ersten Schritt, auch Farbtreue und Kommunikationsfähigkeit nachrangig sein. Hätte für mich persönlich trotzdem mehr Appeal als ein den ganzen Kopf umschließendes Funktionsmonster mit 2 Stunden Laufzeit zum Mondpreis unter Apple-Kontrolle.

Ansgar Horstmann Mail

Die auf der Display Week gezeigten transparenten Displays sind für Brillen wie die Vision Pro von Apple noch viel zu groß (10 bis 14 Zoll) und die Auflösung zu niedrig. 

Umweltbilanz für Drucker

Auswahlhilfen für den richtigen Drucker, c’t 15/2023, S. 106

Ein interessanter Artikel, noch besser wäre er, wenn neben den Kosten auch die Umweltbilanz berücksichtigt wird. Meine Erwartungshaltung wäre, dass hier die Tintentank-Modelle deutliche Pluspunkte haben gegenüber Modellen, bei denen die komplette Patrone ausgetauscht werden muss. Von Laserdruckern mit ihren schweren Toner-Kartuschen mal ganz abgesehen.

Pablosson Forum

Menschen passen sich an

Maus-Tracking entlarvt unehrliche Online-Angaben, c’t 14/2023, S. 118

Die Cognitive Load Theory ist, bezogen aufs Lügen und Betrügen, allenfalls eine Hypothese. Ich erinnere daran, dass in der Hirnforschung seit über 15 Jahren versucht wird, auf Grundlage dieser Hypothese (kurz: Lügen erfordert mehr kognitive Ressourcen als die Wahrheit) Lügendetektoren zu entwickeln; vergeblich.

In den Sozialwissenschaften gibt es eine Art goldene Regel, dass es keine starken Gesetzmäßigkeiten gibt – und wenn doch, diese Gesetze meistens an Gültigkeit verlieren, sobald sie bekannt werden. Warum? Weil Menschen sich eben anpassen, insbesondere dann, wenn sie wissen, dass ihr Verhalten in einer bestimmten Weise beobachtet wird. Das Wissen darüber verbreitet c’t nun selbst.

Im Ergebnis wird das Hinzufügen der Messvariable „Mauszeigerbewegung“ den Vertragsabschluss für Endkunden eher intransparenter machen. Wie bekannt ist (auch aus c’t-Artikeln), lassen sich Unternehmen hier ungern in die Karten schauen, wenn es zu Fehlern kommt – mitunter selbst vor Gericht („Geschäftsgeheimnis“).

Auch wenn so ein paar „dumme“ Betrüger auffallen mögen, werden die schlaueren eben ihr Verhalten anpassen; und der Preis dafür wird sein, dass zum Beispiel Menschen, die nicht gut mit Computern umgehen können, zum Teil auch aufgrund körperlicher oder geistiger Behinderung und von Bildungsferne, häufiger Verträge abgelehnt bekommen, weil ihr Mauszeigerverhalten von der Norm abweicht.

Stephan Schleim Mail

Ergänzungen & Berichtigungen

Google Fotos: Regeln für Speicherplatz

Fotos von Smartphone und Kamera richtig sichern, c’t 15/2023, S. 70

Google rechnet auch Fotos, die über „Speicherplatz sparen“ gesichert wurden (bis zu 16 Megapixel), anders als im Artikel geschrieben seit Juni 2021 vollständig auf das kostenlose Kontingent von 15 GByte an. Alle vor Juni 2021 hochgeladenen Fotos in dieser Größe werden nicht angerechnet.

Regeln für Google-Speicherplatz:ct.de/yb3w

Transformatorische Kopplung

USB-Isolatoren trennen PC und Peripheriegerät elektrisch, c’t 15/2023, S. 84

Anders als im Text behauptet trennt der Analog-Devices-Chip ADUM4160 die USB-Verbindung nicht mit Optokopplern auf. Vielmehr arbeitet er mit transformatorischer Kopplung, wie es auch das im Artikel gezeigte Blockschaltbild verdeutlicht.

Falsches Bild

Das europäische „Recht auf Reparatur“ unter der Lupe, c’t 15/2023, S. 160

Das Foto auf S. 160 zeigt nicht wie angegeben Frans Timmermans, sondern Didier Reynders, der seit 1.12.2019 Kommissar für Justiz und Rechtsstaatlichkeit in der EU-Kommission ist.

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