Touren-Begleiter
iPhone-Halterungen und -Stromversorgung für das Fahrrad
Im Auto ist das iPhone längst Usus. Doch auch beim Radeln leistet es gute Dienste als Streckenführer, Kilometerzähler und Tacho. Mit einer Fahrradhalterung hat man es immer im Blick und die Hände am Lenker. Aber es gibt Unterschiede.
Von Leonhard Becker
O b bei der Navigation oder beim regelmäßigen Training: Auf dem Fahrrad ist die Handhabung des iPhone nicht ganz einfach, schließlich sollte man den Straßenverkehr nicht aus dem Blick verlieren. Mit der passenden Halterung kann man sein iPhone am Lenker oder am Vorbau montieren. So bleibt das iPhone während der Radtour stets im Blick und man kann GPS-Signale möglichst ungehindert empfangen. Wir haben sechs Modelle zwischen 15 und 70 Euro getestet.
Das größte Problem, das es für längere Fahrradtouren zu lösen gilt, bleibt die Stromversorgung. Nutzt man das iPhone zur Kartendarstellung und zur Navigation, ist dabei meist auch das Display über lange Zeiträume oder gar dauerhaft aktiviert. Dann ist der Akku schon nach wenigen Stunden leer. Die App Komoot (siehe Seite 54 ) reduzierte in unseren Tests den Ladestand des iPhone-6s-Akkus beispielsweise um satte 50 Prozent bei einer gerade einmal eineinhalbstündigen Radtour (bei Außentemperaturen zwischen 0 und 5 Grad).
Wer längere Touren plant oder nicht ständig mit vollgeladenem iPhone eine Fahrt antritt, braucht also eine Akkuhülle oder einen externen Akku. Bei letzteren stellt sich die Frage der Befestigung am Fahrrad. Praktischerweise sind einige Akkus genau für diesen Einsatzzweck ausgelegt. So findet Topeaks Mobile PowerPack (siehe Seite 48) etwa direkt am Lenker Halt. Dadurch bleibt der Kabelweg kurz.
Der riesige 10 000-mAh-Akku Notstrøm von Znex wird am Platz für den Getränkehalter befestigt, ohne diesen zu blockieren. Seine Kapazität reicht selbst für mehrtägige Touren locker aus.
U nter dem passenden Namen Notstrøm vertreibt der Hersteller Znex einen stabförmigen Akku mit hoher Kapazität von 10 000 mAh. Damit lädt man ein iPhone gleich mehrmals komplett wieder auf. Zwei Greifer halten den Akku eng am Fahrradrahmen, fixiert wird das Gestell von den Schrauben der Flaschenhalterung. Diese lässt sich aber weiterhin für Getränke nutzen. Die Montage war entsprechend einfach, ein Innensechskantschlüssel ist erforderlich. Hat man den Akku- sowie den Flaschenhalter gemeinsam angeschraubt, sitzen beide fest am Rahmen. Ein Klettband sichert den Akku zusätzlich an der Halterung.
Eine spezielle Kabelverbindung schützt selbst die Anschlüsse vor Umwelteinfüssen. Der Anschluss ist staubdicht und sogar gegen das Eintauchen in Wasser geschützt (IP68). Am anderen Ende sitzt eine Aufschraubklappe, die den Micro-USB-Anschluss zum Aufladen des Akkus schützt, sie ist der Zertifizierung IP67 nach ebenfalls staub- und wasserdicht.
Über ein geteiltes Kabel kann der Notstrøm außerdem zwei Geräte gleichzeitig mit Strom versorgen, also beispielsweise neben dem iPhone auch eine USB-Fahrradlampe. Das zweiköpfige Kabel bietet einen Micro-USB- sowie einen USB-Anschluss (Typ A). Dort lässt sich das normale Lightning-Ladekabel einstöpseln. Alternativ verkauft Znex ein Lightning-Kabel, das sich direkt mit dem wasserdichten Stecker verbinden lässt: Es kostet 13 Euro und ist wahlweise in den Längen 20, 70 oder 100 Zentimeter zu haben. Um die Verkabelung am Rahmen zu fixieren, liegen dem Akku zwei weitere Klettbänder bei.
Insgesamt bietet Notstrøm eine Stromstärke von 2,1 Ampere, damit lassen sich auch die großen iPhones und selbst iPads schnell aufladen. Der Preis für die 10 000-mAh-Ausführung beträgt 90 Euro, sie wiegt knapp 290 Gramm. Eine etwas leichtere (215 Gramm) und kürzere Version mit 6800 mAh Kapazität ist für 70 Euro erhältlich.
Die Boombottle+ von Scosche passt in die Getränkehalterung am Fahrrad, macht Musik und lädt nebenbei auch noch den iPhone-Akku auf.
I n eine ganz eigene Gerätekategorie fällt Scosches Boombottle+ . Dabei handelt es sich nicht nur um einen portablen Akku, sondern auch um einen Bluetooth-Lautsprecher. Dieser ist allerdings gegen Umwelteinflüsse abgesichert: Mit einer IP67-Klassifizierung ist er staub- und wasserdicht und sollte auch einen kurzen Ausflug in einen Bach oder See überstehen. Dem Namen entsprechend passt die Boombottle außerdem in übliche Fahrradflaschenhalterungen. Der integrierte 6000-mAh-Akku versorgt nicht nur den Lautsprecher, sondern mit 2,1 Ampere auch iPhone oder iPad mit Strom. Er ist allerdings nur als Backup-Akku gedacht. Lädt man ein iPhone 6 Plus komplett daran auf, verkürzt sich die Laufzeit des Lautsprechers auf nur noch 1 bis 2 Stunden. Wird er beim Aufladen nicht parallel zur Ausgabe von Musik genutzt, schaltet die Boomboottle zudem nach einer halben Stunde automatisch ab – und stellt zugleich das Aufladen ein.
Mit einem Gewicht von 680 Gramm wiegt die Box allerdings auch so viel wie eine gut gefüllte Radflasche – die dann natürlich keinen Platz mehr findet. Formfaktor, Robustheit und die Einsatzmöglichkeit als Ersatzakku sind durchaus reizvolle Bestandteile, die Soundqualität war für den Preis von immerhin 180 Euro aber eher mäßig.
Strom selbst erzeugen
Bei einem Fahrrad mit Nabendynamo gibt es die Möglichkeit, den damit erzeugten Strom auch zum Aufladen des iPhone zu verwenden. Dafür benötigt man entweder einen Wandler, der die Spannung auf USB-taugliche 5 V anpasst, und einen Pufferakku, der für einen konstanten Ladestrom sorgt. In manchen Fahrradlampen sind diese Technik und ein USB-Anschluss bereits eingebaut. Beides gibt es beispielsweise vom Hersteller Busch & Müller oder in Form des The Plug III, der ähnlich wie die Topeak-Halterung die Steuersatzkappe ersetzt. Billig sind sie alle nicht, bessere Geräte kosten meist zwischen 80 und 200 Euro.
Wer zusätzlich eine Stromversorgung benötigt, zahlt deutlich mehr: Speziell für das Fahrrad ausgelegte Akkus kosten nochmals 70 bis über 100 Euro (siehe Kasten „Fahrradakkus auf Seite 51). Bei allen Halterungen mit zugänglichen Anschlüssen kann man selbstverständlich auch ein normales externes Akkupack (Test in Mac & i Heft 5/15, S. 68 ) unter dem Sattel, in einer Lenkertasche oder am Rahmen befestigen, etwa mit Kabelbinder oder Klebeband. Von einer solchen Lösung raten wir allerdings ab, denn diese sind weder gegen das Eindringen von Staub noch von Spritzwasser geschützt.