Mac & i 6/2017
S. 16
Report
Apples Steuermodell
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Bringschuld

Warum Apple in Europa so wenig Steuern zahlt

Nach den Enthüllungen der „Paradise Papers“ steht Apple wieder einmal am Pranger: Mit einem komplexen, bislang unbekannten Firmengeflecht spart der iPhone-Hersteller massiv Steuern in Europa. Auf der anderen Seite zahlt Apple Abgaben in Milliardenhöhe in den USA. Wie geht das zusammen?

Die Mitarbeiter des Apple Store in Köln mussten zwei Tage vor dem Marktstart des iPhone X schnell mit Putzlappen und Scheibenreiniger ausrücken. Aktivisten der globalisierungskritischen Organisation Attac hatten auf den Scheiben des Ladens die Parole „Steuertricks stoppen!“ gesprüht. Die Aktion konnte Apple noch als lokale Posse abtun. Doch vier Tage später löste die Veröffentlichung der „Paradise Papers“ ein publizistisches Erdbeben aus, das auch in der Firmenzentrale von Apple in Cupertino die Tische wackeln ließ.

Die „Süddeutsche Zeitung“ hatte Millionen vertrauliche Dokumente aus der Kanzlei Appleby zugespielt bekommen. Darin ging es auch um das Auslandsgeschäft von Apple: Der iPhone-Hersteller suchte einen Weg, wie Auslandsgewinne legal vor den Ansprüchen der Finanzbehörden in Europa geschützt werden können. Die Anwälte sollten einen Geschäftssitz suchen, bei dem keine Steuern gezahlt werden müssen – möglichst mit offizieller Bestätigung der Verwaltung.