Make Magazin 2/2016
S. 120
Anleitung
Aufmacherbild

Sandstrahlkabine für zu Hause

Eine Ausrüstung zum Sandstrahlen ist etwas, dass in Hobby-Bastelkellern eher selten zu finden ist. Dabei macht es diese Technik wirklich leicht, auch die verwinkeltesten Oberflächen schnell und gründlich zu bearbeiten. Das Sandstrahlen ist allerdings nicht ganz komplikationsfrei: Führt man es in einem ungeschützten Raum aus, braucht man ordentliche Schutzkleidung und muss danach intensiv reinigen. Will man das nicht, so braucht man eine Sandstrahlkabine. Das ist eine feinstaubdichte Kiste mit einem Sichtfenster und Handlöchern, in der man seine Objekte abstrahlt. Wir zeigen, wie man eine solche Kabine günstig selbst bauen kann.

Sandstrahlen ist wohl den meisten nur im Zusammenhang mit dem Entrosten von alten Metallteilen oder dem Entfernen von Lackierungen bekannt. Jedoch ist dies noch längst nicht alles, was Bastler damit anfangen können. Beginnend beim Strukturieren von Oberflächen über das Herausarbeiten von Maserungen beim Holz und dem Veredeln einer Designer-Jeans bis hin zum Aufstrahlen von Fotos auf Glas lässt sich mit einer Sandstrahlkiste so manches tolle Projekt verwirklichen.

Als meine alte Wohnzimmerlampe meinen ersten Flugversuchen mit dem Quadrokopter zum Opfer fiel, wollte ich mir eine eigene LED-Lampe bauen. Da ich für eine gleichmäßige Ausleuchtung des Zimmers eine Milchglasscheibe benötigte, kam ich auf die Idee, die Oberfläche einer Plexiglasscheibe mittels Sandstrahlen zu verändern. Also stieg ich flugs ins Auto und steuerte den nächsten Baumarkt an. Dort fand ich auch alles, was Heimwerker für ihre ersten Versuche mit dem Sandstrahlen benötigen: Sandstrahlpistole, Strahlgut, Kompressor und eben eine Sandstrahlkiste. Leider war diese Sandstrahlkiste jedoch zu klein, um mein 60 cm langes Werkstück aufzunehmen. Auch im Internet fand ich kein für meinen Geldbeutel geeignetes Modell. Also entschloss ich mich, eine eigene Kiste zu bauen.

Was ist eigentlich Sandstrahlen?

Sandgestrahltes Holz: Auch hier entfernt man den Lack schnell und kann die Maserung noch deutlich herausarbeiten.

Beim Sandstrahlen bläst ein Kompressor Druckluft und Strahlgut mit 2 bis 10 bar durch eine Düse. Richtet man diese Düse auf ein Objekt, so tragen die auftreffenden Partikel die Oberfläche des Materials ab oder strukturieren diese. Dabei entsteht die typische raue Oberfläche. Als Strahlmittel werden nicht nur verschiedene Sandsorten verwendet. Ebenso verbreitet ist das Strahlen mit Glasperlen, Stahlkugeln, Nussschalen oder Trockeneis.

Für das Sandstrahlen benötigt man eine komplette Ausrüstung bestehend aus einem Druckluft-Kompressor, einem Behälter für das Strahlmittel und eine Sandstrahlpistole. Außerdem braucht man Schutzkleidung. Da wir in einer Kabine arbeiten wollen, reichen Sandstrahlhandschuhe aus. Diese montieren wir so in unsere Kiste, dass wir von außen durch Handlöcher mit der in die Kiste montierten Sandstrahlpistole und dem Objekt, das wir abstrahlen wollen, hantieren können.

Die Pistole, die wir verwenden, ist so aufgebaut, dass sie das Strahlgut durch einen Schlauch ansaugt. Sie hat also zwei Schlauchanschlüsse: einen für die Druckluft und einen für das Strahlgut. Nur der Schlauch zum Kompressor muss aus unserer Kabine herausgeführt werden. Das Strahlgut geben wir in unsere Kabine hinein und der Ansaugschlauch der Pistole wird mit einer Hülse am Boden der Kiste fixiert. Das Strahlgut wird mit dem zweiten Schlauch allein durch den hohen Druck im Luftschlauch mit angezogen. Durch den Aufbau der Kabine fällt es immer wieder zurück in die Mitte des Bodens, wo der Ansaugschlauch fixiert ist.

Ein sandgestrahltes Matchbox-Auto – in Minuten fertig und gründlich vom Lack befreit.
Sandstrahlen auf Metall erzeugt eine matte Oberfläche. Bei ehemals glänzenden, jetzt aber verkratzten Objekten ist das eine schicke Alternative zum mühsamen Nachpolieren.

Der gebogene Boden der Kiste besteht aus einer beschichteten 3-mm-MDF-Platte (Schrankrückwand). Sie ist einfach in die Kiste gespannt und nur in der Mitte mit dem Halterohr für den Saugschlauch der Sandstrahlpistole verschraubt. An den Seitenwänden und an zwei Stellen am Boden liegt sie auf Dachlatten auf. So entsteht eine Biegung, durch die das Strahlgut immer wieder zu unserem Saugschlauch rutscht. Am oberen Rand der Kiste verschrauben wir vier Kanthölzer (50 mm × 50 mm), um eine größere Auflagefläche für den Deckel zu erhalten. In der Front der Kiste befinden sich die Handlöcher und ein Loch, um das Strahlgut wieder abzulassen, wenn es gewechselt werden soll. An der rechten Seite wird der Luftschlauch der Pistole herausgeführt – Linkshänder sollten die Konstruktion hier anpassen. Außerdem befindet sich rechts eine Entlüftungsöffnung.

Versuchshalber haben wir das Make-Logo in Glas gestrahlt (satiniert) und von unten mit einer LED beleuchtet. Ein echter Hingucker!
Tabelle: Richtwerte Luftbedarf beim Sandstrahlen (l/min)

Die Auswahl des Strahlgutes richtet sich danach, was gestrahlt werden soll beziehungsweise welcher Effekt erzielt werden soll. Am preisgünstigsten sind Strahlmittel aus Verhüttungsprozessen wie zum Beispiel granulierte Aluminiumsilikatschmelze. 25 kg eines solchen Strahlmittels kosten etwa 10 bis 15 Euro. Wer gröbere Arbeiten wie das Entrosten von Autofelgen im Sinn hat, sollte auch ein gröberes Strahlmittel verwenden. 25 kg Granatsand oder Korund schlagen bereits mit circa 35 Euro zu Buche, haben aber in Kreislaufsystemen (wie unserer Sandstrahlkiste) eine längere Standzeit. Andere Strahlmittel wie Glasperlen, Kunststoff oder Trockeneis sind für den Heimanwender eher ungeeignet. Quarzsand ist in Deutschland nicht mehr als Strahlmittel zugelassen, da der Feinstaub dieses Materials Silikose (auch Quarzstaublunge genannt) verursachen kann. Alle unsere Objekte sind mit Schlackestrahlmittel der Körnung 0,2–0,5 mm entstanden. Für ein ununterbrochenes Sandstrahlen muss der Kompressor über eine ausreichende Förderleistung verfügen. Aber auch mit kleineren Kompressoren ist ein Sandstrahlen durchaus möglich. Man muss dann eben immer wieder warten, bis der Kompressor seinen Druckbehälter wieder gefüllt hat. Wir haben alle unsere Sandstrahlarbeiten mit einem 20 Jahre alten Kompressor mit ursprünglich 220 l/min Ansaugleistung gestrahlt.