Make Magazin 3/2016
S. 60
Ausprobiert
Aufmacherbild
Die Vorderseite des BBC Micro Bit (links) trägt zwei Taster und eine Matrix aus 25 LEDs, auf der Rückseite ist die Sensor- und Schnittstellenausstattung sauber beschriftet (rechts).

BBC Micro Bit

Den Mini-Computer der BBC und ihrer Industriepartner gab es bislang exklusiv für Siebtklässler in Großbritannien als kostenloses Lehrmaterial – doch jetzt soll der BBC Micro Bit auch auf den freien Markt kommen. Angepeilt ist ein Verkaufspreis von 13 britischen Pfund (knapp 17 Euro). Unsere Autorin Nicole Jesse hat schon vorab einen der Winzlinge ergattert, ihn intensiv ausprobiert – und schätzt ihn als interessante Plattform ein.

Anfang 2015 überraschte die BBC auch diesseits des Ärmelkanals mit ihrer Ankündigung, man werde gemeinsam mit einer Reihe von Partnern wie ARM, Cisco, Samsung und Microsoft eine Million Schulkinder in Großbritannien mit einem gerade vier mal fünf Zentimeter großen Einplatinenrechner ausstatten. Das Ziel: den Nachwuchs fürs Programmieren zu begeistern. Wer bisher einen solchen BBC Micro Bit ausprobieren wollte und nicht gerade jemanden kennt, der eine siebte Klasse im Vereinigten Königreich besucht, musste sich im Internet auf die Lauer legen, um sich dort eines der gelegentlich angebotenen Exemplare zu sichern.

Auf der Webseite des Projekts stehen vier Online-Editoren zur Wahl …
… etwa Microsoft Touch, mit dem man auch vom Smartphone aus programmieren kann.
Wer eine echte C/C++-IDE bevorzugt, findet diese auf der Webseite von ARMbed.

Unsere Autorin Nicole Jesse hatte die Gelegenheit, einen BBC Micro Bit samt der dafür vorgesehenen Programmierwerkzeuge mal intensiv auszuprobieren. Vier verschiedene Programmieroberflächen stehen direkt auf der Webseite des Micro-Bit-Projekts zur Wahl (Microsoft Blocks, Microsoft Touch Develop, Code Kingdoms JavaScript, MicroPython). Einen weiteren Online-Editor findet man auf der Webseite von ARMbed. Eine gut verwendbare Offline-Alternative gibt es aktuell allerdings nicht, aber die fünf Editoren bieten passende Einstiegspunkte für viele Nutzergruppen – ob es sich dabei um Siebtklässler ohne jede Programmiererfahrung handelt oder fortgeschrittene Coder, die eine klassische C/C++-IDE bevorzugen. Pädagogisch wertvoll ist dabei, dass sich etwa die Darstellung des JavaScript-Codes in vier Varianten von grafischer Blockstruktur bis zum reinen Quellcode darstellen lässt.

Testprojekt eins: ein Bewegungsmelder, der das Smartphone fotografieren lässt

Die selbst geschriebenen Programme kopiert man entweder klassisch über USB auf den Micro Bit, man kann aber auch direkt auf dem Tablet oder Telefon programmieren – sofern das Gerät von Samsung stammt und das gewählte Programmierwerkzeug Bluetooth unterstützt.

Nützlich mit Grenzen

Nicole Jesse hat probehalber zwei kleine Beispielprojekte mit dem BBC Micro Bit umgesetzt: Ein Bewegungsmelder schickt über den Einplatinenrechner und Bluetooth ein Signal ans Smartphone, ein Foto zu schießen oder ein Video aufzunehmen; drei NeoPixel-RGB-LEDs bilden eine Ampel.

Testprojekt zwei: eine Ampel aus NeoPixel-RGB-LEDs

Ihre Einschätzung: Der Rechner-Winzling füllt eine kleine Lücke, von der man vorher nicht wusste, dass sie existiert. Denn anders als etwa ein Arduino bringt er schon von Haus aus ein paar Sensoren und die 5×5-LED-Matrix zur Anzeige mit – mit diesen Bordmitteln lassen sich schon erste Projekte realisieren, ohne dass man zusätzliche Elektronik kaufen und anstöpseln muss. Bei den fünf zur Wahl stehenden Programmierumgebungen findet wohl jeder sein bevorzugtes Werkzeug. Noch dazu bieten diese manche praktische Funktion, die man bei anderen Plattformen vermisst, etwa fertige Code-Blöcke zur Kommunikation mit Smartphones. Insofern verspricht der BBC Micro Bit auch für alle jene ein interessantes Biotop zu werden, die häufiger mal eben schnell ein Konzept ausprobieren wollen.

Den ausführlichen Testbericht von Nicole Jesse mit weiteren Bildern der einzelnen Programmierwerkzeuge und einem Video der Smartphone-Fernsteuerung gibt es online (siehe Link). —pek