Make Magazin 4/2016
S. 16
Make: Family

Von Zwillen und Raketen

In der Rubrik Make Family stellen wir Projekte vor, die mit Kindern und für Kinder gebastelt werden. Unsere erste Expedition ins Kinderreich führt uns, der Jahreszeit entsprechend, nach draußen. Wir bauen und benutzen lebensgroße Angry-Birds-Zwillen und Raketenabschussrampen inklusive Raketen.

Während unserer Recherche für Make Family sind wir auf viele spannende Projekte gestoßen, die äußerst spaßversprechend sind. Die Entscheidung für die Themen des ersten Artikels in dieser Rubrik ist uns anfänglich entsprechend schwergefallen.

Als dann aber klar war, dass wir für ein Fest im Verlag eine lebensgroße Angry-Birds-Zwille bauen sollten, ging es plötzlich schnell: Aus einem Zwillenprojekt wurden zwei und dann entdeckten wir die Welt des Raketenbastelns.

Wir wählen alle Make-Family-Inhalte mit dem Anspruch aus, dass sie sowohl Erwachsenen als auch Kindern Spaß machen. Hier haben wir Selbstbauprojekte zusammengestellt, die Sie relativ leicht mit Standardwerkzeugen wie Bohrern und Sägen umsetzen können. Das Holz ist im Baumarkt erhältlich und kann dort, wenn Sie sich Arbeit sparen wollen, auch kostengünstig zugeschnitten werden. Wir haben einfaches Sperrholz aus Fichte verwendet und darauf geachtet, dass unsere Bauten eher schwer und stabil sind.

Das Spielen mit Zwillen und der Abschuss von Raketen sind Beschäftigungen, bei denen Kinder gerne wild werden und die von Erwachsenen dementsprechend beaufsichtigt werden sollten. Unsere Nutzungsvorschläge sind so harmlos wie möglich. Mit den Zwillen schießen wir Kuscheltiere oder Bälle auf Pappkartonbauten. Der Spaß liegt hier – wie beim Angry-Birds-Spiel – darin, möglichst geschickt große Stapel zum Einstürzen zu bringen. Die Raketen sollten nicht ohne Betreuung von Erwachsenen oder sehr vernünftigen Jugendlichen abgeschossen werden. Die Pappraketen werden von einer selbst gebauten Startrampe abgeschossen. Bei den einzelnen Projekten weisen wir noch einmal gesondert auf die Gefahren und notwendigen Vorsichtsmaßnahmen hin.

Zwille I

 

Zwille II

  

Luftraketen

Um unsere Raketen abzuschießen, nutzen wir Luftdruck als Antrieb. Aus unserer Startrampe schießt die Luft mit großem Druck in die Rakete und hebt sie so senkrecht in die Luft.

Praxistest auf dem Sommerfest

Bei diesem Projekt erfordert der Bau der Startrampe die meiste Arbeit und sollte vor dem Raketenbau erfolgen. Die Abschussrampe ist so einfach wie genial: Man klemmt einen Fahrradschlauch mit einer Schelle auf ein rundes Metallrohr und verschließt das andere offene Ende. Das Metallrohr befestigt man dann auf einem Holzbrett und montiert ein Stück unterhalb des Rohrs ein Vierkant-Metallrohr so, dass es, wenn man es fixiert, den Schlauch abklemmt. Die Rakete setzt man auf das offene Ende des runden Metallrohrs, arretiert das Vierkantrohr und pumpt den Schlauch kräftig auf. Löst man nun den Hebel, mit dem das Vierkantrohr auf das Holzbrett gedrückt wird, so schießt die Luft aus dem Schlauch durch das Rohr in die Rakete und stößt sie in die Luft. Mit Testkindern im Grundschulalter haben wir Raketen auf eine Höhe bis zu sieben, acht Metern geschossen. Die Konstruktion der Rampe haben wir Peter Schramm von der Initiative Raumfahrt Würzburg zu verdanken. Auf der Suche nach einer Möglichkeit, die Arbeit seines Vereins bekannter zu machen, kam Herr Schramm 2009 auf die Idee, ein Mondlandungsfest zu veranstalten und dort eine Attraktion für Kinder anzubieten. Unzufrieden mit dem Angebot an fertigen Startrampen und Raketen entwickelte er kurzerhand die hier vorgestellte Rampe und Luftrakete. Die Mitgliederwerbung für die Initiative Raumfahrt Würzburg lief dank der großen Resonanz der Rakatenabschuss-Aktion sehr gut. Inzwischen wird die Rampe bei fast jedem Sternwartenfest in Würzburg verwendet und zusätzlich zwei- bis dreimal im Jahr im Ferienprogramm und auf Kindergeburtstagen. Wer in Würzburg und Umgebung wohnt, kann die mainfränkische Raumfahrtgruppe mit ihrer Startrampe oder ihrem Minifallturm für Schulklassen oder Feiern buchen.

Startrampe Luftraketen

 

Luftraketen bauen

Die Vorlagen von Peter Schramm haben wir auf Pappe geklebt und ausgeschnitten. So haben wir dauerhafte Schablonen.
Die erste Rakete in Blau und Lila
Das Wichtigste beim Raketenbau ist, die Rolle mit einem Stück Pappe dicht zu verschließen. Dazu setzt man das runde, gezackte Pappstück auf eine Öffnung der Rolle, biegt die Zacken um und klebt sie fest. Abschließend sollte man die Abdeckung noch mit Tesafilm abkleben, damit sie sicher luftdicht ist.

Der Herstellung der Raketen für unsere Startrampe ist sehr einfach und geht so schnell, dass die Kinder sie direkt vor Benutzung der Startrampe basteln können. Die Vorlagen zum Basteln der Rakete bietet Peter Schramm auf seiner Webseite zum Download an, die URL finden Sie unter den Links zum Artikel. Das Grundprinzip der Raketen ist unkompliziert: Ein Ende der Küchenpapierrolle wird mit einem runden Stück Pappe abgedeckt. Damit dieses Stück gut hält, muss es einen Rand haben, den wir nach unten über die Rolle biegen können. Diesen Rand müssen wir zackenförmig einschneiden – dann lässt er sich gut biegen. Festkleben kann man die Abdeckung mit handelsüblichem Bastelkleber. Zur besseren Fixierung hilft es, wenn wir den über die Rolle gebogenen Rand noch mit Tesafilm fixieren. Ist die Rolle an einem Ende geschlossen, so kann man sie zum Beispiel mit Metallicfolie bekleben oder anderweitig dekorieren. Danach schneiden wir einen zweiten Pappkreis für die Spitze der Rakete aus. Diesen Kreis müssen wir an einer Stelle vom Rand bis zur Mitte einschneiden. Indem wir die äußeren Schnittkanten übereinander schieben, erhalten wir die Form der Spitze. Um Gewicht zu sparen, kann man die Pappe noch so zurecht schneiden, dass nur ein schmaler Streifen für das Zusammenkleben der Spitze übersteht. Zuletzt schneiden wir die Finnen zurecht – dafür brauchen wir zwei bis vier Dreiecke aus Pappe, die wir an das untere Ende der Rakete kleben. Es ist wichtig, hier auf Symmetrie zu achten. Wenn die Finnen einander nicht gegenüberstehen, fliegt die Rakete deutlich schlechter. esk