Spieglein, Spieglein an der Wand …
… wie laufen die Aktien/Fußballspiele/Wettervorhersagen im ganzen Land? Solche und ähnliche Fragen beantwortet Ihnen der Zauberspiegel, auch wenn Sie nicht Stiefmutter einer mit übermäßiger Schönheit geplagten Königstochter sein sollten.
von Heinz Behling
Kurzinfo
Darum geht’s
» Einen interaktiven Spiegel auf Basis eines Raspberry Pi 3 bauen
» So zerlegen Sie einen Monitor
» So bauen Sie einen verglasten Rahmen aus Holzleisten
Checkliste
Zeitaufwand:
4 bis 5 Stunden (ohne Trocknungszeiten für den Leim)
Kosten:
circa 250 Euro
Holzbearbeitung:
Sägen, schleifen, Holzteile verleimen und verschrauben, eventuell lackieren
Elektronik:
Grundkenntnisse
Maschinen:
Bohrmaschine, Lötkolben, Tischkreissäge empfehlenswert, aber nicht zwingend erforderlich
Feinwerkzeug:
Schraubendreher, Rakel, Sprühflasche, Schere, Cutter
Material
» Monitor HANNS-G HL205DPB
» Raspberry Pi 3
» Raspberry-Kamera
» Mikro-SD-Speicherkarte 32 Gigabyte
» Netzteil für Raspberry (5 Volt, 2500 mA, Mikro-USB)
» Monitorkabel HDMI-DVI (zum Beispiel Reichelt AK HDMI-DVI 1,0)
» Flachbandkabel für Raspi-Kamera (Reichelt RPI FBK 75)
» nur zur Installation: USB-Tastatur und -Maus
» 4 Schrauben, Senkkopf M4 × 16
» Holzleim, Sekundenkleber
» 4 Gewindeschrauben, Senkkopf M2,5 × 16 mit je 2 Muttern
» 4 Holzschrauben, 3 × 16
» 4 Kunststoff-Abstandsbolzen ohne Gewinde 3,5 mm
» Internet-Anschluss
» PC
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Einen Bericht über billige Lasercutter aus China lesen Sie im Artikel „Chinesische Lasercutter“ in Make 4/15 ab Seite 66 zum kostenlosen Download über den Link.
Tipps zum A ufkleben von Spiegelfolie erhalten Sie im Artikel „Unendlichkeitsspiegel“ aus Make 4/15 ab Seite 114 zum kostenlosen Download über den Link.
Wie Sie das Betriebssystem auf eine Speicherkarte für den Raspberry Pi installieren, erfahren Sie online im Artikel „Raspberry Pi einrichten“. Die Adresse finden Sie mit Hilfe des Links .
make-magazin.de/xuts
Ob er nun im Badezimmer, Flur oder Schlafzimmer hängt: Kaum jemand kann an einem Spiegel vorbeigehen, ohne hineinzuschauen. Und wenn dann hinter Ihrem Spiegelbild auch noch wie von Zauberhand eine persönliche Begrüßung, Ihre nächsten Termine, die Wettervorhersage oder Nachrichten erscheinen, dann steigt nicht nur das Interesse an diesem Zauberspiegel, sondern auch die Anerkennung für seinen Besitzer und Erbauer. Also los, kommen Sie mit ins Land vor den sieben Bergen und schaffen Sie sich Ihren Wunder-Reflektor. Mit ein wenig Holzbearbeitung, viel Kreativität und etwas Elektronik hängen Sie sich schnell so einen Hingucker an die Wand und gelten als Klügste(r) im ganzen Land.
Was ist ein MagicMirror?
Ein MagicMirror ist ein typischer Fall von „Augmented Reality“, also eine computergestützte Erweiterung der Realität. Ein Spiegel, auf dem Sie sich ganz normal sehen können, verbirgt hinter sich einen Computer inklusive Bildschirm. Wenn jemand vor den Spiegel tritt, erkennt das der Computer und zeigt zur Person passende Informationen, Bilder und Ähnliches auf dem Bildschirm an. Diese Inhalte sehen dann von außen aus, als ob sie im Spiegelbild schweben würden.
Wozu nun das Ganze? Dazu ein Beispiel: Wer hat es nicht morgens eilig nach dem Aufstehen? Schnell ins Bad … Zum ausgiebigen Zeitungslesen beim Frühstück bleibt meist keine Zeit. Schön, dass da der Badezimmerspiegel hilft. Sie schauen hinein und schon erfahren Sie, wie das Wetter wird, was in der Nacht passiert ist oder welche Termine heute für Sie anstehen. Und nebenbei rasieren Sie sich oder trocknen Ihre Haare. Oder der Garderobenspiegel im Flur sagt Ihnen, dass es besser wäre, einen Schirm mitzunehmen …
Da der hier gebaute MagicMirror zum Schluss mit einer Gesichtserkennung arbeiten wird, zeigt er Daten wie etwa den Terminkalender nur der entsprechenden Person an. Schaut jemand anderes in den Spiegel, sieht sie auch etwas anderes. Persönliche Daten bleiben also geschützt und doch immer erreichbar.
Natürlich hat das alles nicht wirklich etwas mit Magie zu tun: Hinter dem (halbdurchsichtigen) Zauberspiegel sitzt ein Computermonitor nebst einem Raspberry Pi 3 und einer Kamera. Alles, was hinter dem Spiegel Licht abgibt, kann von außen innerhalb des normalen Spiegelbilds gesehen werden, also auch alles, was der Monitor anzeigt. Der Rest des Inhalts ist abgedunkelt und somit unsichtbar.
Da solche Spiegelgläser jedoch recht teuer sind, habe ich einige Experimente angestellt, um das zum Nachbau beste Ergebnis bei verträglichem finanziellen Aufwand herauszufinden. Echte Spionspiegelgläser lassen entweder zu wenig Licht von hinten durch oder sind zu transparent. Dann erkennt man das Innenleben und die ganze Überraschung und Magie ist futsch. Das beste Ergebnis gibt erstaunlicherweise selbstklebende Spiegelfolie mit einer Lichtdurchlässigkeit von 25 bis 30 Prozent. Solche Folie gibt es übrigens mehrmals im Jahr als Sonderangebot unter dem Namen „Powerfix Gebäudefensterfolie“ bei Lidl für unter 10 Euro. Eine dieser Packungen reicht für 4 Spiegel der hier gewählten Größe. Auch bei ebay wird man schnell fündig. Achten Sie dabei aber auf die Lichtdurchlässigkeit!
Als Gehäuse für den Spiegel hatte ich ursprünglich an einen Ikea-Bilderrahmen („Ribba“) mit den Maßen 50 mal 50 cm und etwa 5 cm Tiefe gedacht. Leider jedoch erwies sich der Hohlraum hinter dem Glas als etwa 1 cm zu flach. Der Monitor hatte nicht genug Platz. Als Glasscheiben-Spender ist der Rahmen jedoch ideal. (Leider hat das schwedische Möbelhaus diesen Rahmen inzwischen auf dünneres Plexiglas umgestellt. Geht auch, ist aber leider etwas „schwabbelig“. Deshalb verzerrt das Spiegelbild etwas, weil der Spiegel nicht plan liegt.) Also musste ich nur noch den Baumarkt meines Vertrauens nach geeigneten Leisten und einer Rückenplatte für einen Rahmen-Eigenbau durchsuchen. Glatte Kieferleisten mit 8 cm Höhe und 2 cm Breite in 2 m Länge erschienen mir ideal. Für den Rücken wurde es eine Siebdruckplatte mit 49 × 49 cm in 12 mm Stärke, weil die sehr stabil und bereits dunkel ist. Das spart später Arbeit.
Die Wahl des richtigen Monitors
Die Frage nach einem geeigneten Monitor wird in erster Linie davon bestimmt, was sich problemlos mit dem HDMI-Anschluss eines Raspberry Pi 3 verbinden lässt. Die Wahl fiel auf einen Monitor vom Typ „HANNS-G HL205DPB“. Dieser 20,5-Zoll-Bildschirm passt gut hinter das Glas, braucht wenig Strom (20 Watt) und kostet noch nicht mal 100 Euro.
Betrachten Sie das aber nur als Anregung: Selbstverständlich können Sie den Spiegel nach eigenem Geschmack in nahezu beliebigen Maßen anfertigen. Auch beim Monitor ist dieses Gerät kein Muss. Haben Sie zum Beispiel noch ein altes Gerät mit VGA-Anschluss, kann man oft auch damit einen Zauberspiegel bauen. Sie sollten den Bildschirm aber vor dem Sägen und Bohren erst einmal zusammen mit dem Raspberry und einem VGA-HDMI-Adapter ausprobieren. Denn nicht jede Kombination bringt ein Bild zustande. (Eine Empfehlung für einen geeigneten Adapter kann ich hier leider nicht geben, denn er muss sich sowohl mit dem Monitor als auch mit dem Raspberry „verstehen“.) Haben Sie die geeigneten Geräte gefunden, legen Sie sie am besten einmal auf einem Tisch flach aus. So können Sie schnell herausfinden, wie groß der Spiegel innen mindestens sein muss. Wichtig: Über dem Monitor muss noch etwa 5 cm Freiraum für die Kamera sein. Die wird gebraucht, da der Zauberspiegel selbst erkennen soll, wer vor ihm steht.
Der Zauberspiegel basiert auf dem Software-Paket „MagicMirror“ (Internetadresse siehe Link unter den Kurzinfos). Diese Software ist modular aufgebaut. Bausteine für Wettervorhersagen, Uhr, Termine und Nachrichten werden bereits mitgeliefert, etliche andere sind zusätzlich verfügbar. Allerdings sind diese Module meist für den englischsprachigen Raum gedacht. Daher habe ich die Module umkonfiguriert, so dass nun deutschsprachige Nachrichten und dementsprechende Wettervorhersagen und so weiter angezeigt werden. Die Installation der Software erwies sich alles andere als kinderleicht. So musste ich meinem Raspberry erst einmal ein Firmware-Update zukommen lassen (mit dem Befehl: sudo rpi-update ).
Da ich außerdem gleich alle mir interessant erscheinenden Module mit ins Image packen wollte, musste auch das für die Gesichterkennung erforderliche Paket „opencv“ nebst den Zusatzmodulen „opencv_contrib“ installiert werden. Da gab es einiges zu knacken, bis sich alles miteinander vertrug und verständigen konnte. Das Ganze gibt es als komplette Image-Datei zum Download (siehe Link ). Dadurch müssen Sie nicht alle notwendigen Software-Bestandteile selbst installieren und kompilieren, wodurch Ihnen so mancher vergifteter Apfel erspart bleibt.
In den nächsten Make-Ausgaben erfahren Sie dann, wie Sie die Gesichterkennung in Betrieb nehmen und weitere Module hinzufügen und einstellen können. Damit genug der Vorrede: Nun geht’s zur Tat.
Vorbereitungen
1 Der Spiegel
Den Bau des MagicMirror beginne ich mit dem Spiegel, denn das dauert am längsten. Wie die Spiegelfolie blasen- und faltenfrei auf die Scheibe geklebt wird, wurde bereits beim Bau des Unendlichkeitsspiegels in der Make 4/2015 Schritt für Schritt beschrieben. (Den Artikel können Sie kostenlos downloaden, siehe Link in der Kurzinfo.) Der Spiegel sollte 2 bis 3 Tage trocknen, bevor er in den Rahmen kommt.
2 Monitor-Fuß abschrauben
Das Plastik-Monitorgehäuse macht den Bildschirm nur unnötig groß. Deshalb entferne ich es. (Falls Sie einen Rahmen mit mehr als 8 cm Tiefe bauen, ist das unnötig.) Das ist schnell gemacht. Der Monitor kommt mit dem Bildschirm nach unten auf eine weiche Unterlage. Hinten am unteren Rand des Geräts sitzt ein Teil des Monitorständers. Der ist mit einer etwas versteckten Schraube am Gehäuse befestigt. Circa 2 cm über dieser Schraube sitzt eine weitere, die das Gehäuse zusammenhält. Beide Schrauben müssen raus. Dann lässt sich der Ständer nach unten aus dem Gehäuse ziehen.
3 Gehäuse aufhebeln
An der Unterseite des Gehäuses sitzt eine etwa 1 cm lange Kerbe. Da setze ich einen Schlitzschraubendreher an, um Vorder- und Rückseite zu trennen.
4 Gehäuse öffnen
Mit dem Schraubendreher im Schlitz zwischen den Gehäuseteilen fahre ich nun langsam u m das Gehäuse herum. An einigen Stellen braucht das etwas Kraft, um die Kunststoffrasten voneinander zu trennen. Vorsicht, nichts beschädigen, denn das Gehäuse-Vorderteil brauchen wir später noch.
5 Tastatur entnehmen
Unten rechts im G ehäusevorderteil sitzt die Tastatur des Monitors. Ziehen Sie sie vorsichtig aus dem Kunststoff heraus. Achten Sie darauf, keine Kabel zu beschädigen.
6 Vorderteil entfernen
Das Gehäuse-Vorderteil kann nun einfach abgenommen werden. Der Monitor ist jetzt zum Einbau bereit. Zuvor müssen Sie aber den Rahmen und die Rückenplatte des Spiegels vorbereiten.
Bau des Rahmens
Der Rahmen wird aus vier auf Gehrung (also im Winkel von 45 Grad) geschnittenen Leisten gebaut. Das Glas können Sie auf unterschiedliche Weise in den Rahmen einsetzen: Bei der ersten Methode bauen Sie den Rahmen so, dass sein Innenmaß etwa 2 mm größer ist als die Scheibe. In den Rahmen setzen Sie dann direkt an der Vorderkante ringsum kleine Leisten (5 × 10 mm) ein. Hinter diesen Halterahmen setzen Sie die Scheibe und bringen dann einen zweiten Halterahmen direkt hinter der Scheibe an.
Am elegantesten ist es jedoch, kurz hinter der Vorderkante der Rahmenleisten eine Nut entsprechend der Glasstärke (hier 2 mm) zu fräsen, die dann die Scheibe hält. Das Fräsen ist nicht ganz einfach. Vielleicht findet sich eine Tischlerei in der Nähe, die das für ein paar Euro für Sie erledigt. Dort können Sie dann auch gleich die Rahmenleisten auf Gehrung schneiden lassen. Nicht vergessen, einen angemessenen Betrag für die Kaffeekasse dort zu hinterlassen!
1 Tiefe der Nut einstellen
Falls Sie eine Tischkreissäge mit höhenverstellbarem Sägeblatt besitzen, können Sie die Nut auch selbst herstellen. Damit der Abstand zur Vorderkante bei allen vier Rahmenteilen gleich ist, sollten Sie die Nut vor dem Zusägen der vier 2-m-Leisten anfertigen. Stellen Sie die Höhe des Sägeblattes so ein, dass es 6 mm ins Holz hineinsägt.
2 Abstand der Nut von der Vorderkante des Spiegels
Den seitlichen Anschlag der Säge stellen Sie auf 5 mm. Dann können Sie die Säge einschalten und die beiden 2 Meter langen Kieferleisten mit einer breiten Seite nach unten über das Sägeblatt führen: Achtung: Zwischen dem Sägeblatt und Ihren Fingern bleibt dabei nur wenig Platz. Führen Sie die Leiste daher zur Sicherheit mit einem Führungsstab (sollte der Säge beiliegen) oder einem Führungsholz. Achten Sie auch darauf, dass die Leiste immer am Seitenanschlag und dem Sägetisch anliegt. Sonst wird die Nut schief oder nicht tief genug!
3 Länge der Leisten berechnen
Die Glasscheibe meines Spiegels misst 50 × 50 cm. (Achtung: Messen Sie zur Sicherheit Ihre Scheibe nach. Es gibt da durchaus Abweichungen von ein paar Millimetern beim Zuschnitt.) An allen vier Seiten habe ich 6 mm tiefe Nuten im Holz. Da die Glasscheibe nie auf Spannung im Rahmen sitzen darf, nutze ich davon nur jeweils 5 mm. Das heißt also, dass der Innenraum des Spiegels nicht 50 × 50 cm, sondern 49 × 49 cm groß sein muss (Länge der Spiegelkante minus zweimal die benutzte Tiefe der Nut). Genau das ist die Länge der Innenseite der Leisten. Außen sind diese Leisten dann 53 cm lang (Innenmaß plus zweimal Breite der Leiste). Falls Sie einen rechteckigen Spiegel bauen, müssen die Leisten natürlich jeweils 2 verschiedene Längen haben. Lachen Sie nicht über diesen Hinweis, ich spreche aus Erfahrung!
4 Erste Gehrung schneiden
Das Hantieren mit den 2 m langen Leisten aus dem Baumarkt ist kompliziert. Deshalb kürze ich sie erst mal auf ein erträgliches Maß, in diesem Fall 60 cm. Dann stelle ich das Sägeblatt auf 45 Grad ein. Dazu haben die meisten Sägen eine Skala, die allerdings nicht immer genau genug ist. Mit Hilfe eines Geodreiecks lässt sich der Winkel genauer messen: Wenn man das Dreieck seitlich vom Sägeblatt mit der langen Kante auf den Sägetisch stellt, stehen die kurzen Seiten im Winkel von 45 zum Tisch. Das Sägeblatt muss also bündig an einer kurzen Seite des Geodreiecks anliegen. Falls nicht, korrigieren Sie die Einstellung des Sägeblattes. Wenn alles stimmt, schneiden Sie die vier (60-cm-)Leisten zunächst nur an einem(!) Ende schräg.
5 Leisten auf Länge schneiden
Tischsägen haben zwar meist eine Messeinrichtung für die Breite des Sägestücks. Deren Anzeige stimmt aber nur bei senkrecht stehendem Sägeblatt. Ist es schräg gestellt, muss man den Abstand vom Sägeblatt bis zum Seitenanschlag von Hand messen. Auf keinen Fall dürfen die Leisten zu kurz werden, denn dann passt die Glasscheibe nicht mehr hinein. Den Abstand mit einem Maßband oder einem Zollstock zu messen, empfehle ich nicht. Werden diese Messwerkzeuge nicht wirklich ohne Knick angelegt, werden die Leisten zu kurz. Besser ist es, eine der vier Rahmenleisten als Maßstab zu verwenden. Dazu messe ich von der Außenseite der zuvor geschnittenen Gehrung die erforderliche Länge und markieren sie mit einem Strich auf der Seite der Leiste. Dann lege ich sie auf den Sägetisch, sodass die Gehrung am Seitenanschlag und die Vorderkante mit der Markierung in Richtung des Sägeblatts zeigt. Nun verschiebe ich den Seitenanschlag so, dass die dem Anschlag zugewandte Seite des Sägeblattes genau an der Markierung auf der Leiste liegt. Mit dieser Einstellung sollte die Länge stimmen und es darf gesägt werden. (Kontrollieren Sie aber zur Sicherheit nach der ersten geschnittenen Leiste die Länge. Falls etwas nicht stimmt, ist nur eine Leiste misslungen. Stimmt alles, schneiden Sie auch die restlichen Leisten zu, ohne den Seitenanschlag zu verändern.)
6 Rahmen zusammenleimen
Zunächst leime ich drei der Rahmenleisten zusammen. Wichtig: Sie müssen genau im rechten Winkel zueinander stehen. Das hinzubekommen, erfordert ein Hilfsmittel: die Rückenplatte. Ich lege sie auf den Tisch. Dann trage ich Leim nur auf die beiden Gehrungsschnitte einer Leiste auf. Die Leiste setze ich an eine Kante der Rückenplatte an. Die zweite Leiste setze ich nun mit der Gehrung passgenau an die erste an. Außerdem müssen beide Leisten ohne Spalt an den Kanten der Rückenplatte anliegen. In dieser Position fixiere ich beide Rahmenteile. Das geht mit Schraubzwingen (etwas Karton unterlegen, damit das weiche Kiefernholz keine Druckstellen bekommt). Auf die gleiche Weise setze ich die dritte Leiste an. Die Rückenplatte kann man nun entnehmen. Dann muss alles über Nacht trocken.
7 Spiegel einsetzen
Nach dem Lösen der Schraubzwingen stelle ich den Rahmen hochkant mit der offenen Seite nach oben. Nun kann der Spiegel vorsichtig in die Nut eingeschoben werden. Dabei darauf achten, dass sich die Folie nicht am Rand ablöst. Falls sich der Spiegel nur schwer einschieben lässt, feilen Sie die Nut an der klemmenden Stelle etwas weiter. Nicht mit Gewalt den Spiegel einschieben. Der geht dann entweder zu Bruch oder die Folie löst sich.
8 Rahmen schließen
Jetzt kann die vierte Leiste eingeleimt werden. Also wieder Leim auf die beiden Gehrungsschnitte und die Leiste so einsetzen, dass die Scheibe in der Nut steckt und die beiden anderen Leisten korrekt anliegen. Dieses Ensemble muss nun wieder trocken.
Alternativ können Sie die vierte Leiste auch ohne Leim mit Schrauben befestigen. Dann lässt sich der Rahmen später wieder öffnen, falls man mal den Spiegel wechseln muss.
9 Rückenplatte bohren und sägen
In der Mitte der Rückseite des Bildschirms sitzen vier 4-mm-Gewindelöcher im Abstand von jeweils 10 cm. In die Rückenplatte des Spiegels bohre ich dementsprechend ebenfalls vier Löcher, allerdings etwas nach unten versetzt. Der Bildschirm soll mit der Unterkante der Platte abschließen. Dann bleibt an der Oberkante des Monitors noch genug Platz für die Raspberry-Kamera. Die genaue Position der Löcher sehen Sie im Bild. Bohren Sie die Löcher mit einem 6-mm-Bohrer. Das ergibt dann in Kombination mit den 4-mm-Schrauben die Möglichkeit, den Bildschirm noch etwas auszurichten. Auf der Rückseite der Platte schrägen Sie die Bohrlöcher etwas an, damit die Köpfe der Senkkopfschrauben nicht überstehen. Außerdem sägen Sie die rechte untere Ecke der Rückplatte ab. Dort werden die Stromkabel herausgeführt.
10 Bildschirm und Raspberry einbauen
Mit vier 4-mm-Schrauben befestige ich den Bildschirm auf der Rückenplatte. Den Raspberry schraube ich daneben mit vier Holzschrauben und Abstandshaltern an. Außerdem klebe ich die Monitortastatur mit Sekundenkleber hochkant auf die Rückplatte. Mit der Tastatur stellt man beim ersten Start des Spiegels das Bild so ein, dass es möglichst hell und kontrastreich ist. Danach wird sie nicht mehr benutzt. Deshalb sehe ich auch keine Zugangsmöglichkeit von außen vor.
11 Kabel anschließen
Als Erstes werden der Monitor und der Raspberry miteinander verbunden (Video- und Audiokabel). Danach kommt das Netzkabel in den Monitor und das USB-Kabel in die Mikro-USB-Buchse des Raspberry.
12 Kamera anschließen
Das Anschlusskabel der Kamera ist zu kurz, Deshalb entferne ich es. Dazu ziehe ich den braunen Riegel am Stecker etwa 1 mm aus der Fassung. Dadurch löst sich das Kabel. Dann stecke ich das lange Flachbandkabel ein (Kontakte zur Platine) und schiebe den Riegel wieder in die Fassung. Die andere Seite des Kabels kommt auf die gleiche Art in den mit „Camera“ gekennzeichneten Anschluss des Raspberry.
13 Der erste Start
Die mit dem Betriebssystem aus unserem Download-Paket beschriebene Speicherkarte kommt nun in den Raspberry. Außerdem schließe ich noch USB-Tastatur und -Maus an den Raspberry an. Die sind nur beim ersten Start erforderlich, um die zum Netzwerk-Zugang erforderlichen Daten einzugeben. Die Netzstecker des Monitors und des Raspberry kommen in die Steckdose. (Wenn Sie den Raspberry über ein Kabel mit dem Netzwerk verbinden möchten, stecken Sie nun auch das Netzwerkkabel ein.) Der Raspberry startet. Nach etwa 20 Sekunden erscheint auf dem Monitor das übliche Bild des Raspberry-Betriebssystems.
14 Netzwerk-Daten bei Kabelanschluss eingeben
Falls Sie den Spiegel über ein Netzwerkkabel mit Ihrem Heimnetz verbinden, müssen Sie nur seine IP-Adresse ermitteln. Drücken Sie dazu bei gedrückten STRG- und ALT-Tasten auf T. Dadurch erscheint ein schwarzes Terminalfenster auf dem Bildschirm. Tippen Sie den Befehl ifconfig ein. Danach erscheinen etliche Zeilen Text im Fenster. Im Abschnitt „eth0“ suchen nach „inet-Adresse“. Dahinter steht dann eine Gruppe aus vier Zahlen, jeweils durch einen Punkt getrennt (beginnen meist mit 198.162…). Notieren Sie sich die Zahlen und machen Sie mit Schritt 13 weiter.
15 Netzwerk-Daten bei WLAN-Anschluss eingeben
Zur Eingabe der Zugangsdaten klicken Sie auf das Symbol und dann auf den Namen des entsprechenden Netzwerks. Im nächsten Fenster müssen Sie dann noch das Passwort eingeben und auf „ok“ klicken.
16 Kamera positionieren und festkleben
Das Kameramodul habe ich mit 2-Komponenten-Kleber am oberen Metallrand des Bildschirms befestigt. Allerdings muss es dabei ausgerichtet werden, damit es auch gerade nach vorn guckt. Dazu gibt es ein kleines Testprogramm. Wichtig: Da der Spiegel später ja an einer Wand senkrecht hängt, muss er auch bei diesem Test senkrecht stehen und zwar in derselben Höhe wie später.
Tippen Sie zum Test bei gedrückten STRG- und ALT-Tasten auf T und geben Sie camtest ein. Daraufhin erscheint das Kamerabild auf dem Monitor. Geben Sie nun eine winzige Menge Kleber auf den Rand des Kameramoduls und setzen Sie die Kamera so auf den Monitor, dass Ihr Bild dort komplett erscheint, wenn Sie gerade vor dem Bildschirm sitzen. Nach wenigen Sekunden ist die Kamera befestigt.
Sobald das Kamerabild wieder verschwindet (dauert ein paar Minuten), geben Sie den Befehl: fertig ein. Dann wird der automatische Start der Spiegel-Software installiert.
17 Das Innere des Rahmen schwärzen
Vom Inneren des MagicMirror soll möglichst nichts von außen sichtbar sein außer dem Bildschirminhalt. Daher müssen helle Innenteile, etwa der Metallrand des Monitors, geschwärzt werden. Bevor Sie jedoch zum Pinsel greifen: Das zuvor entfernte Vorderteil des Monitorgehäuses ist ideal dafür. Es braucht lediglich einen kleinen Ausschnitt für die Kamera (Laubsäge) und er passt wieder auf den Bildschirm. Nun noch mit einem schwarzen Permanent-Filzstift die Beschriftungen des Rahmens schwärzen und die meiste Arbeit ist bereits erledigt. Bleibt noch der Raspberry. Glücklicherweise entwickelt der keine übermäßige Hitze. Deshalb kommt darüber einfach ein passend zurechtgeschnittenes Stück schwarzen Fotokartons – schon ist er von außen unsichtbar. Jetzt setze ich zum Test einmal den Rahmen auf. Falls die Innenseiten der Leisten sichtbar sein sollten, müssen auch die geschwärzt werden, zum Beispiel durch Bekleben mit Fotokarton.
18 Spiegel zusammenbauen
Ist die Verdunkelung des Innenraums gelungen, setze ich die Rückenplatte in den Rahmen, sodass sie bündig mit der Rückseite abschließt. Achten Sie darauf, dass die Kabel durch die abgesägte Ecke führen und nicht eingeklemmt sind. In die beiden Seiten des Spiegels bohre ich nun Löcher für die Befestigungsschrauben (3 mm Durchmesser). Die Löcher sollten etwa 6 cm von der jeweiligen Ecke und 6 mm vom hinteren Rand entfernt liegen und etwa 4 cm tief bis in die Rückplatte reichen. Dabei darauf achten, dass sich die Platte im Rahmen nicht verschiebt. Auch diese vier Bohrlöcher schräge ich wieder an.
Befestigt wird die Rückplatte mit vier 3× 30-mm-Holzschrauben (Senkkopf). Damit ist Ihr MagicMirror nun in der Grundversion einsatzfähig. Sobald jemand vor den Spiegel tritt, erscheinen ein Begrüßungsspruch, der Nachrichtenticker sowie Wettervorhersage und Terminkalender.
In der nächsten Make erfahren Sie dann, wie Sie weitere Module zur Software hinzufügen können. Keine Angst, Sie müssen den Spiegel dazu nicht wieder zerlegen. Die Änderungen nehmen Sie übers Netzwerk von Ihrem PC aus vor. Bis dahin „Spieglein, Spieglein an der Wand …“. — hgb