Make Magazin 4/2017
S. 100
Funkgenaue Gruseleffekte
Aufmacherbild

Die Nosferatu-Uhr

„Zeit; das ist ein Abgrund, tausend Nächte tief“. So sprach Klaus Kinski alias „Nosferatu“ im gleichnamigen Grusel-Klassiker von Werner Herzog aus dem Jahre 1979. Doch selbst Nosferatu bediente sich eines fast herkömmlichen Zeitmessers, wie im Film zu sehen ist – in dem allerdings zur vollen Stunde wie von Geisterhand animiert Skelette in Bewegungen kommen. Was früher mit viel Aufwand und Handwerkskunst rein mechanisch gelöst werden musste, lässt sich heute mit Mikrocontrollern und Funkuhren viel einfacher aufbauen.

Nach beschwerlicher Reise hat Jonathan Harker endlich das düstere Schloss in Transsylvanien erreicht. Hungrig und erschöpft nimmt der Gast noch zu später Stunde unter Anwesenheit von Nosferatu sein Abendmahl ein, als ein unheimliches Rasseln einsetzt und die Kamera auf die Wand des Raumes schwenkt, um das Schlagen der skurrilen Wanduhr festzuhalten: Obenauf thront ein Totenschädel, dessen Decke aufklappt und aus dessen Inneren ein kleines Skelett aufsteigt, das auf einer Glocke die Stunde schlägt. Unter dem Ziffernblatt öffnet sich ein Türchen, ein Sensenmann dreht seine Runde und verschwindet wieder in der Uhr. Mit einem Knall schließt sich das Türchen und die Schädeldecke klappt zu.

Als ich diese Szene in Werner Herzogs Film „Nosferatu“ zum ersten Mal sah, war die Idee für dieses Projekt geboren. Eine solche Uhr sollte es sein! Und so – wenigstens so ähnlich – ist sie geworden.

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