Make Magazin 6/2017
S. 48
Flexible Platinen
Aufmacherbild

Mehr Flexibilität für Platinen?

Platinen einfach ausdrucken wäre ein Traum! Ganz so leicht geht es noch nicht – aber mit ein paar Tricks gelingen flexible Schaltkreise mit dem Tintenstrahldrucker und durch Galvanisieren.

Die Fertigung starrer Platinen, auch in kleinen Stückzahlen, ist heute vergleichsweise kostengünstig. Wie Sie Schaltpläne und Platinen mit EDA-Software (Electronic Design Automation, Entwurfsautomatisierung elektronischer Systeme) erstellen und Platinen fertigen lassen, lesen Sie im Make Sonderheft 2017 „Richtig loslegen“. Flexible Platinen sind hingegen auch heute noch eine Domäne der Profis. Da kostet selbst eine kleine Platine schnell mal 200 Euro. Kein Problem für Firmen – aber zum Preisniveau des privaten Anwenders passt das nicht. Dabei haben flexible Platinen durchaus Vorteile: Sie lassen sich sehr gut in kleine, von der rechtwinkligen Form abweichende Gehäuse einpassen. Wo bei der starren Bauform häufig mehrere Platinen mit Steckverbindern oder Kabeln verbunden werden, lässt sich die flexible Platine aus einem Stück fertigen und anschließend einfach knicken. Zudem sind flexible Platinen auch für sogenannte Wearables interessant.

In Fab-Labs erschließen sich auch dem privaten Anwender professionelle Geräte, die früher nur der industriellen Fertigung vorbehalten waren. Im FabLab St. Pauli wollten wir testen, ob die Herstellung flexibler Platinen mit den vorhandenen Geräten möglich ist. Zur Verfügung standen ein Zing-Lasercutter, ein Reflow-Ofen sowie ein AgIC-Leiterbahnendrucker. Beim AgIC-Verfahren handelt es sich um einen Tintenstrahldrucker, bei dem die normale Tinte durch eine spezielle silberhaltige Tinte ausgetauscht wird [1][2]. Auf Fotopapier bilden sich beim Druck leitfähige Silberschichten, auf denen dann nach der ursprünglichen Vorstellung des Herstellers elektronische Bauteile mit einem leitfähigem Klebstoff befestigt werden sollten. Die Klebekontaktierung hat sich aber offensichtlich nicht bewährt, so dass sich der Anbieter AgIC zunächst auf eine Kontaktierung mit Magneten verlegte und später sein Angebot ganz eingestellt hat.