MIT Technology Review 12/2016
S. 106
Karriere
Ausbildung

Was macht eine Physiklaborantin?

Physiklaboranten sind die Handwerker in den Naturwissenschaften. Für Forscher bauen sie Versuche und Messstationen auf, analysieren die Ergebnisse und charakterisieren Materialien.

Sabine Kasper, Physiklaborantin am Forschungszentrum Jülich, bei Versuchen zur Alterung von Solarzellen. Foto: Forschungszentrum Jülich

Altern Solarzellen? Und wenn ja: Verändert sich der Wirkungsgrad mit zunehmendem Alter? „Das wissen wir nicht und wollen es herausfinden, um einem nachlassenden Wirkungsgrad entgegenzuwirken“, sagt Sabine Kasper, 27. Sie ist Physiklaborantin am Forschungszentrum Jülich.

Für den Versuch haben Kollegen Solarzellen auf Glas als Trägermaterial hergestellt. Sie werden nun 1000 Stunden mit künstlichem Sonnenlicht bestrahlt, unter konstanten Laborbedingungen von 50 Grad Celsius. „Nach einem bestimmten zeitlichen Schema werden Stromstärke und Spannung gemessen, um eventuelle Veränderungen zu erkennen“, sagt Kasper. Für die Messungen hat sie einen Probenhalter gebaut, mit dem mittels Vakuum das Glas festgesaugt wird, damit es nicht verrutscht. Zusätzlich hat sie unter den Zellen eine Wasserkühlung eingesetzt, um die Temperatur konstant zu halten.

Physiklaboranten bauen aber nicht nur Versuche auf, sondern führen auch Messungen durch und werten sie aus. Das Forschungszentrum Jülich zählt mit rund 5700 Mitarbeitern zu den großen Forschungszentren Europas. Durchschnittlich bildet es pro Jahr etwa zehn Physiklaboranten aus, von denen zwei parallel an der Fachhochschule Aachen, Standort Jülich, Physikwesen auf Bachelor of Engineering studieren. Die Ausbildung allein zum Physiklaboranten dauert 3,5 Jahre. Jährlich schließen etwa 100, meist Abiturienten, einen Ausbildungsvertrag ab. Etwa die Hälfte aller deutschen Ausbildungsplätze stellt das Forschungszentrum Jülich, andere die BASF oder das Karlsruher Institut für Technologie.

In Jülich werden sie nach der Ausbildung in der Energie- und Klimaforschung, in den Neurowissenschaften oder der Kernphysik eingesetzt. Die nötigen fachlichen Fähigkeiten hängen vom Einsatzfeld ab. Bei Kasper ist es die Elektrotechnik, bei anderen Physiklaboranten die Physik oder Chemie. Grundsätzlich „muss man sehr einfallsreich sein, um Lösungen dafür zu finden, wie man etwas präzise messen kann. Es braucht Ruhe und Ausdauer, weil es oft winzig kleine, aber hoch komplexe Versuchsanordnungen sind“, sagt Kasper. Peter Ilg

arbeitsmarkt

Kaum Jobs in der Sharing Economy

Teilen und Tauschen liegen im Trend. Jeder zweite Deutsche nutzt die Sharing Economy. Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls die Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft PwC in einer repräsentativen Umfrage unter 1000 Bundesbürgern. Am liebsten teilen und tauschen die Deutschen Medien, Konsumgüter und Autos. Für mehr als die Hälfte der Befragten dient das Prinzip dem Wachstum von Wirtschaft und Arbeitsplätzen. Davon ist die Sharing Economy allerdings weit entfernt. Die Stellenausschreibungen in diesem Bereich wachsen sechsmal langsamer als der Durchschnitt aller Branchen. Sie richten sich größtenteils an eine gleichartige, hoch qualifizierte Arbeitnehmerschaft und fokussieren sich auf Berlin. Zu diesem Ergebnis kam eine Untersuchung der Metajobsuchmaschine Joblift. Danach ist nur eine von 3000 offenen Stellen in der Sharing Economy zu finden. Die Mehrheit der Stellenangebote ist einseitig und richtet sich zu fast einem Drittel an IT-Spezialisten, gefolgt von Vertrieb und Kundenbetreuung sowie Marketing und Kommunikationsfachleuten. Etwa die Hälfte aller Stellenangebote stammt aus dem Mobilitätssektor mit Car-, Bike-, Roller- und Parkplatz-Sharing. Peter Ilg

 

Bildung

Chipentwicklung als Schülerwettbewerb

Kanzlerin Angela Merkel informiert sich über Invent a Chip. Foto: Initiative D21/CC BY-SA Corporate Inspiration/T. Köster & T. Rafalzyk

Die Preisträger des diesjährigen Schülerwettbewerbs Invent a Chip des VDE (Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik) stehen fest. Der mit 3000 Euro dotierte erste Platz ging sowohl an Luca Elbracht (17) und David Volmer (16) vom Albertus-Magnus-Gymnasium Beckum als auch an Tobias Höpp (15) und Johannes Kreutz (17) vom Gymnasium Philippinum in Marburg. Elbracht und Volmer entwarfen ein Modellhaus, in dem ein Mikrochip die Erzeugung, Speicherung und den Verbrauch von Energie steuert. Ziel ist die Unabhängigkeit vom öffentlichen Stromnetz. Höpp und Kreutz entwickelten einen Chip, der den Träger beim Verlassen der eigenen vier Wände warnt, falls er den Haustürschlüssel vergessen hat, und so verhindert, dass sich Personen aussperren.

Insgesamt haben 2600 Schüler ab der Jahrgangsstufe 8 an Invent a Chip teilgenommen. Zehn Teams qualifizierten sich für die Praxisphase und haben von April bis September am Institut für Mikroelektronische Systeme der Universität Hannover an ihrem Chip gearbeitet.

Der Schülerwettbewerb fand in diesem Jahr zum 15. Mal statt. Seit Bestehen haben sich 25000 Schüler mit 6500 Chip-Ideen beteiligt. Die nächste Bewerbungsrunde startet im Januar 2017. Peter Ilg