MIT Technology Review 12/2016
S. 17
Aktuell

VERKEHR

Autonome Laster auf der Baustelle

Einsatz im Pendelverkehr: autonomer Muldenkipper von Komatsu. Foto: Komatsu

Beim autonomen Fahren sind Baufahrzeuge im Vorteil: Chaotische Verkehrssituationen entfallen auf Großbaustellen. Der japanische Konzern Komatsu hat nun das Innovative Autonomous Haulage Vehicle (IAHV) entwickelt, das in den kommenden Monaten auf den Markt kommen soll. Dabei handelt es sich um einen Muldenkipper für Baustellen oder den Tagebau. Das fast 420 Tonnen schwere Fahrzeug mit Vierradantrieb ist mit einem 2700-PS-Motor ausgestattet, besitzt aber keine Fahrerkabine. Unterschiede zwischen vorn und hinten gibt es nicht. Daher muss der IAHV nie wenden und kann im Pendelverkehr laden und abkippen. Navigiert wird über GPS, während diverse Sensoren Zusammenstöße verhindern. BEN SCHWAN

MEDIZIN

Smartphone-Labor für Krebsbiomarker

Grafik: Lei Li/WSU

Gleich acht Proben auf einen Streich untersucht das mobile Labor, das Forscher der Washington State University entwickelt haben. Das Team um Juniorprofessor Lei Li stellte ein optisches Spektrometer vor, das mit 99-prozentiger Sicherheit Interleukin-6 (IL-6) aufspüren kann. Die Signalsubstanz gilt als Biomarker für Lungen-, Prostata-, Leber- und Brustkrebs sowie für zirkulierende Krebszellen.

Für das Minilabor wird das Smartphone in eine Halterung eingespannt, wie das Team in der Zeitschrift „Biosensors and Bioelectronics“ (http://dx.doi.org/10.1016/j.bios.2016.09.021) dokumentierte. Damit der optische Sensor des Smartphones die Biomarker erkennen kann, arbeitet das Spektrometer mit der Nachweismethode Elisa. Das Verfahren basiert auf Antikörpern sowie enzymatischen Farbreaktionen.

Ähnliche Smartphone-Anwendungen gibt es zwar schon länger, allerdings sind sie bisher lediglich auf eine Probe ausgelegt. INGE WÜNNENBERG

watchlist politik

Ladestationen für jeden Neubau

Nach dem Willen der EU-Kommission soll ab 2019 jedes neue oder renovierte Haus eine Ladestation für Elektroautos haben. Ab 2023 sollen zudem zehn Prozent aller neu gebauten Parkplätze eine Stromzapfsäule bieten, berichtet der „Guardian“.

Gericht gegen Kameradrohnen

Der Oberste Gerichtshof in Schweden hat Kameradrohnen als genehmigungspflichtige Überwachungskameras eingestuft. Wegen der damit verbundenen strengen Auflagen kommt das einem Verbot gleich.

Bremse für Ökodesign

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat sich dagegen ausgesprochen, Grenzwerte für den Energieverbrauch auch auf Toaster, Haartrockner und Kaffeemaschinen auszuweiten. Solche Vorschriften seien für Bürger „zu aufdringlich“, sagte er laut Presseberichten. Die Ökodesign-Richtlinien als solche stünden aber nicht zur Debatte.

Gesetze gegen Geoblocking

Die EU-Kommission will den grenzüberschreitenden Datenverkehr erleichtern. Das betrifft vor allem die Übertragung von Filmen und Sportevents. Anbieter sollen solche Dienste nicht mehr in bestimmten Ländern blockieren dürfen.

Regeln für Genpflanzen

Das Kabinett hat ein Gesetz zur Zulassung gentechnisch veränderter Pflanzen verabschiedet. Damit setzt es eine EU-Richtlinie um. Länder dürfen weiterhin den Anbau auf ihrem Gebiet untersagen. Ein bundesweites Verbot ist komplizierter: Dazu müssen die Mehrheit der Länder sowie sechs Bundesministerien zustimmen und „zwingende Gründe“gegen einen Anbau nennen.

Blaues Band durch die Nacht

Foto: TPAQI

Blau leuchtet des Nachts die 100 Meter lange Teststrecke eines Radwegs in der polnischen Kreisstadt Lidzbark Warminski. Inspirieren ließen sich die Polen von Projekten im britischen Cambridge und im niederländischen Eindhoven. Innerhalb von zwei Jahren entwickelten sie einen anorganischen Belag, der Tageslicht speichert und das Licht nachts in einer anderen Frequenz abgibt.

SENSORIK

Hören mit der Vibrationsweste

Was die Braille-Schrift für Blinde, soll vibrierende Kleidung für Gehörlose werden. Die Mediziner Scott D. Novich und David Eagleman von der Stanford University haben dazu den Rücken einer Weste mit 32 symmetrisch angeordneten Vibrationsmodulen versehen, wie sie auch Mobiltelefone nutzen. Eine Android-App zerlegt das Schallspektrum gesprochener Wörter in 32 Frequenzbereiche und berechnet für jedes Wort ein Vibrationsmuster. Nutzer müssen dann lediglich eine Art Vibrationssprache erlernen.

Dynamische Muster, die sich beispielsweise von links unten nach rechts oben über das Vibratorenfeld bewegen, erwiesen sich als leichter zu erlernen als statische Muster, bei denen bestimmte Module gleichzeitig vibrieren. Nach einer Trainingsphase konnten Versuchspersonen 135 Millisekunden dauernde Muster mit einer Trefferquote von über 80 Prozent erkennen.

Laut Novich kann das System Gehörlosen im Alltag helfen und soll nur einen Bruchteil eines bis zu 40000 Euro teuren Cochlea-Implantats kosten. Mit ihrem Start-up NeoSensory wollen die Forscher noch weitere Anwendungen für ihre Vibrationsweste ausloten – etwa als zusätzlicher Sinneskanal für VR-Spieler oder als Navigationshilfe für Drohnenpiloten. JAN OLIVER LÖFKEN