MIT Technology Review 2/2016
S. 90
Karriere
Ausbildung

Was macht eigentlich ein Luft- und Raumfahrt-Ingenieur?

Wer die Feinheiten eines Flugzeugtriebwerks durchdringt, ist auch in anderen Branchen gefragt.

Verdichter auf dem Prüfstand. Foto: MTU Aero Engines

In den Brennkammern von Flugzeugtriebwerken reichen die Temperaturen bis an den Schmelzbereich der verwendeten Metalle heran. Trotzdem müssen sie Zehntausende von Stunden halten. „Ein fehlerhaftes Triebwerk kann den Ruin eines Herstellers bedeuten“, sagt Timo Metzler, 47. Er ist seit 2002 Luft- und Raumfahrt-Ingenieur bei MTU Aero Engines in München.

Seine erste Aufgabe bei MTU war es, Leistung, Lebensdauer und weitere Eckdaten für den Verdichter eines neuen Triebwerks zu berechnen. Verdichter bestehen aus mehreren Laufrädern mit Schaufeln, die einströmende Luft auf das 45-Fache des Eingangsdrucks komprimieren. Als der Verdichter dann gebaut wurde, wechselte Metzler 2008 mit seinem Produkt in die Prüfabteilung.

Konzeption, Aufbau und Durchführung der Tests dauern etwa zwei Jahre. Die reine Prüfzeit beträgt vier bis sechs Wochen. Nachts treiben Elektromotoren mit 16 Megawatt den Verdichter an, weil der Strom dann günstiger ist. Sensoren messen währenddessen an rund 1700 Stellen Werte wie Druck und Temperatur. „In den Tests geht es um den Abgleich zwischen theoretischer Berechnung und praktischer Wirklichkeit“, so Metzler. Die Daten werden außerdem zur Freigabe des Triebwerks durch das Luftfahrtbundesamt benötigt.

Zwei Versuchsingenieure arbeiten in der Tagschicht, drei in der Nachtschicht. „Wir bereiten die Daten so auf, dass die Kollegen aus der Aerodynamik oder Performance sie interpretieren können“, sagt Metzler. Dafür braucht er Kenntnisse in Physik, Messtechnik und Kommunikation.

Studiert hat er Luft- und Raumfahrttechnik an der Uni Stuttgart. Sie ist die einzige zivile Uni Deutschlands, die einen Bachelor-Studiengang in diesem Fach anbietet. „Meist haben Luft- und Raumfahrtingenieure zuerst Maschinenbau auf Bachelor studiert, dann einen Master in Luft- und Raumfahrt angeschlossen“, so Studiendekan Professor Ewald Krämer.

Etwa 180 Absolventen schließen ihr Studium jährlich in Stuttgart ab. „Deren Arbeitsmarktchancen sind hervorragend“, sagt Krämer. „Etwa die Hälfte geht in die Luft- und Raumfahrt, die andere in Branchen wie Maschinenbau, Energietechnik oder Fahrzeugbau.“ Dort gibt es nicht nur vergleichbare Qualitätsstandards, sondern auch ähnliche Aufgaben: Strömungs- oder Struktursimulation, Konstruktion, Versuchstechnik, Leichtbau oder Assistenzsysteme.

PETER ILG

Automatisierung

Mehr zu verlieren als zu gewinnen

Etwa 15 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Jobs sind in Gefahr, zumindest teilweise wegrationalisiert zu werden. Das geht aus einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor. Innerhalb dieser Berufe könnten Computer und Roboter etwa 70 Prozent der Tätigkeiten übernehmen, so das IAB.

Quelle: IAB

Am stärksten sind davon Arbeitsplätze in der Fertigung betroffen, am wenigstens soziale und kulturelle Dienstleistungsberufe. Auch Sicherheits- oder Reinigungsjobs seien „trotz staubsaugender Roboter und vernetzter Überwachungskameras nach wie vor eher von schlecht automatisierbaren manuellen Tätigkeiten dominiert“, schreiben die Arbeitsmarktforscher.

Wenig überraschend: Je qualifizierter die Berufe, desto geringer ist tendenziell die Wahrscheinlichkeit, dass sie automatisiert werden. Bemerkenswert ist jedoch: Selbst eine zweijährige Ausbildung schützt kaum davor, von Maschinen verdrängt zu werden. So ist das „Substituierbarkeitspotenzial“ bei Fachkraftberufen kaum niedriger als bei Helferberufen ohne jede Ausbildung (siehe Grafik).

Ob aber tatsächlich massenhaft Arbeitsplätze abgebaut werden, ist dem IAB zufolge fraglich. Zum einen sind Menschen nicht immer teurer als Roboter oder Computer. Zum anderen führe die Digitalisierung auch zu einem Beschäftigungswachstum bei Entwicklung, Produktion und Betrieb der Maschinen.

Wie sich diese beiden Trends weltweit zueinander verhalten, hat eine Studie des Weltwirtschaftsforums für die 15 größten Volkswirtschaften untersucht. Demnach wird die „vierte industrielle Revolution“ dort bis 2020 rund sieben Millionen herkömmliche Jobs überflüssig machen, aber nur zwei Millionen neue Stellen schaffen. OVE LOMMACK

STUDIUM

Neuer Master in Seerecht und Logistik

Das International Maritime Law Institute (IMLI) in Malta startet mit der Kühne Logistics University (KLU) in Hamburg den weltweit ersten Master-Studiengang in International Maritime Law & Logistics (IMLLog). Er richtet sich an Berufstätige aus der Seefahrt und beginnt am 1. Oktober 2016.

Inhaltliche Schwerpunkte sind unter anderem humanitäre Dienstleistungen, Zollbestimmungen, Hafenwirtschaft, internationale Abkommen sowie Menschenrechte. Außerdem geht es um alle Fragen, die sich mit beschädigten oder verlorenen Waren beschäftigen.

Das auf Englisch abgehaltene Curriculum besteht aus zwei Teilen: internationales Recht, das auf Malta unterrichtet wird, sowie Logistik und Management in Hamburg. Bewerbungen werden ab dem 1. Februar angenommen.

OVE LOMMACK

RAUMFAHRT

Nasa sucht Astronauten für „längere Reisen“

„Suchen Sie einen Job, der Sie in ungeahnte Höhen treibt?“. Mit solchen Tweets sucht die Nasa derzeit nach Astronautennachwuchs. Unter dem Hashtag #BeAnAstronaut gibt es die offizielle Stellenausschreibung aus Houston. Bewerben kann sich jeder, der eine US-Staatsbürgerschaft, einen anerkannten Bachelor-Abschluss in Ingenieurswissenschaft, Biologie, Physik, Computerwissenschaft oder Mathematik hat und mindestens drei Jahre Berufspraxis oder 1000 Flugstunden als verantwortlicher Pilot vorzuweisen hat. Außerdem sollte man als Bewerber frei von Höhenangst sein und gewisse „anthropometrische Voraussetzungen“ erfüllen – also in einen Raumanzug passen. Am 18. Februar endet die offizielle Bewerbungsfrist. Danach beginnt ein einjähriges, vierstufiges Auswahlverfahren. OVE LOMMACK