MIT Technology Review 2/2016
S. 87
Meinung

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ

Kinder sind der Schlüssel zu klügeren Maschinen

30 Jahre Forschung haben gezeigt, dass Kinder die besten Lernenden der Welt sind. Wie schaffen sie das?

Viele Fortschritte bei künstlicher Intelligenz kamen durch Techniken wie Deep Learning zustande, mit denen sich komplizierte statistische Zusammenhänge finden lassen. Plötzlich können Computer Dinge, die bis dahin unmöglich waren, beispielsweise Bilder im Internet kategorisieren.

Das Problem dabei: Maschinen benötigen gigantische, von Menschen zusammengestellte Datensammlungen, nur um sich ein paar Bilder anschauen und dann „Miezekatze“ sagen zu können. Ein Kleinkind schafft so etwa schon, nachdem es einige wenige Beispiele gesehen hat.

Ein alternativer Ansatz sind „probabilistische Modelle“, bei denen abstrakte Hypothesen formuliert und getestet werden. Maschinen sind mittlerweile sehr gut darin, Hypothesen auf diese Weise an Daten zu testen. Kleine Kinder machen dies auf ähnliche Weise. Sie beherrschen zudem aber zwei Dinge, die weit über die Fähigkeiten heutiger Computer hinausgehen: Sie entscheiden, welche der unendlich vielen Hypothesen sich überhaupt zu testen lohnt. Und sie gehen hinaus und experimentieren mit der Welt – sie beschäftigen sich mit allem.

Die zügellos kreativen Fantasien und unermüdlichen Experimente von kleinen Kindern könnten den Schlüssel zu ihrer beeindruckenden Lernfähigkeit bilden. Forschung mit Kindern kann uns also Hinweise dazu liefern, wie sich Computer bauen lassen, die fast so schlau sind wie Dreijährige.