MIT Technology Review 12/2017
S. 86
Fokus
Präzisionsmedizin

Die Herren der Daten

Krankenkassen sehen sich als ideale Verwalter von Gesundheitsdatenbanken. Doch ein Schweizer Modell zeigt: Es geht auch anders.

Schicken Sie bitte erst einmal alle medizinischen Unterlagen.“ Diese Antwort müssen Patienten wohl bald nicht mehr hören. In nicht allzu ferner Zukunft sollen sie ihre medizinischen Daten digital in einer Gesundheitsdatenbank ablegen und Ärzte per Klick darauf Zugriff erhalten können – mit dem Ziel einer schnelleren und individuelleren Behandlung.

„Ob diese Gesundheitsdatenbank kommt, ist nicht mehr die Frage, sondern wer sie verwaltet“, sagt Andreas Vogt, Leiter der Landesvertretung Baden-Württemberg der Techniker Krankenkasse (TK). Als nicht gewinnorientierte Körperschaft öffentlichen Rechts sehen sich Krankenkassen als prädestiniert, die Verwaltungshoheit – und damit die Macht – über den Datenberg zu erlangen. Die TK hat dabei in Deutschland die Nase vorn: Sie errichtet derzeit gemeinsam mit IBM eine solche Datenbank. Die Patienten können dann wahlweise dem Arzt oder der Kasse Einblick gewähren. Doch wie viele das tun, wird sich zeigen. Denn die gesetzlichen Krankenkassen genießen längst kein uneingeschränktes Vertrauen mehr, weil sie bekanntlich auf ihr Budget schauen und versuchen, Ausgaben abzuwälzen.