Wo ist die zweite Erde?
Die Suche nach Planeten außerhalb unseres Sonnensystems hat 2017 bedeutende Fortschritte gemacht. Eine der angesehensten Expertinnen auf diesem Gebiet erwartet bei der Suche nach der zweiten Erde bald den großen Durchbruch.
TR: Frau Kaltenegger, die Zahl der bekannten Exoplaneten stieg im Jahr 2017 bis Oktober auf 3691, die Zahl der möglicherweise erdähnlichen Exoplaneten auf etwa drei Dutzend. Was waren aus Ihrer Sicht die bedeutendsten Entdeckungen in diesem Jahr?
Lisa Kaltenegger: Ganz klar die Entdeckung des Trappist-1- Planetensystems durch das SPECULOOS-Teleskopprojekt in Chile und Marokko im Februar. Um den rund 40 Lichtjahre entfernten roten Zwerg kreisen gleich sieben erdgroße Planeten. Das ist ein ganzes Laboratorium von Exoplaneten, an dem wir nicht nur nach Lebensspuren suchen, sondern auch unsere Theorien und Modelle testen können. Drei davon, Trappist-1d, -1e und -1f, liegen in der sogenannten habitablen Zone um den Stern, also in einer Entfernung, in der flüssiges Wasser durch gemäßigte Temperaturen auf der Oberfläche existieren kann. Alles Leben auf der Erde braucht flüssiges Wasser. Auch ein vierter Planet in dem System weiter draußen, Trappist-1g, könnte in dieser Zone liegen. Er ist zwar weiter entfernt von seinem Stern und damit kälter, aber wenn es dort aktive Vulkane wie früher auf der jungen Erde gibt, dann können vulkanische Gase wie Wasserstoff ihn ausreichend erwärmen. Dazu kommt, dass alle sieben etwa so groß wie die Erde und damit nach letzten Erkenntnissen auch Gesteinsplaneten sind. Auch um eine andere nahe rote Sonne wurde ein etwa erdgroßer Planet in der habitablen Zone entdeckt, LHS 1140b. Von diesen interessanten Planeten finden Astronomen immer mehr.