MIT Technology Review 2/2017
S. 95
Fundamente
Rückschau

Santander und seine Sensoren

An dieser Stelle blicken wir zurück auf Artikel, die vor fünf Jahren in Technology Review erschienen sind. Diesmal: Smart Cities

technology review 2/2012 SmartSantander ist zum europäischen Vorzeigeprojekt geworden.

Santander ist eine Stadt mit 200000 Einwohnern an der nordspanischen Atlantikküste. Vor fünf Jahren stellte TR sie als Prototyp einer Smart City vor.

Heute gilt SmartSantander, maßgeblich von der EU gefördert, als Vorzeigeprojekt europäischer Forschungsförderung. Hunderte Parkplätze im Zentrum haben beispielsweise in den Asphalt eingebettete Magnetsensoren. Sie melden einem Zentralrechner, ob der Platz frei oder besetzt ist. Autofahrer können diese Daten in Echtzeit über Anzeigetafeln oder eine App einsehen. „Das hat die Zeit für eine Parkplatzsuche drastisch reduziert“, sagt Luis Muñoz, IT-Professor an der Universidad de Cantabria und treibender Motor des Projekts.

Kontaktschleifen in den Straßen vermessen zudem den fließenden Verkehr. Eine Software errechnet daraus das Staurisiko für die kommenden Stunden. Selbst die öffentlichen Mülleimer helfen, den Verkehr in den Griff zu bekommen: Sie melden sich, wenn sie voll sind. So lassen sich die Routen der Müllwagen besser planen, unnötige Wege vermeiden.

Stolz ist Muñoz auch auf die zahlreichen Umweltsensoren an Laternen und Hauswänden. Sie messen Feinstaub, Stickoxide oder Ozon. In Kürze sollen Jogger ihr Training mit einem Blick in die öffentliche Datenbank so planen können, dass sie möglichst frische Luft bekommen. Viele dieser Sensoren erfassen auch die Helligkeit. So lässt sich die Straßenbeleuchtung bedarfsgerecht regeln. Um bis zu 25 Prozent konnte die Stadt den entsprechenden Stromverbrauch dadurch senken.

Stetig wird SmartSantander um neue Funktionen erweitert. „Bürger und Unternehmen schlagen uns viele neue Anwendungen vor“, sagt Muñoz. Ein Ergebnis davon ist eine Augmented-Reality-App mit Tipps von Einheimischen, wo es die leckersten Tapas gibt.

Die erfolgreiche Testplattform hat internationale Aufmerksamkeit erregt. „Stadtplaner aus Montreal, Singapur, Mexiko und vielen europäischen Städten haben uns bereits besucht“, sagt Muñoz. Zumindest einige von ihnen werden die Systeme auch in ihren Städten aufbauen. Jan Oliver Löfken