MIT Technology Review 2/2017
S. 20
Aktuell

LUFTVERKEHR

Abwehr von Drohnen

Der Phaser des Konzerns Raytheon arbeitet auf elektromagnetischer Basis. Foto: U.S. Army

Drohnen gelten zunehmend als Sicherheitsrisiko. Entsprechend steigt die Nachfrage nach Abwehrmaßnahmen. Neben abgerichteten Raubvögeln, wie sie die niederländische Polizei einsetzen will (siehe TR 5/16; S.88), wird vor allem an technischen Methoden gearbeitet. So hat der australische Hersteller DroneShield mit der Dronegun eine Art Anti-Drohnen-Gewehr entwickelt. Das Gerät ist ein sogenannter Drone-Jammer, der das Steuersignal zwischen Fluggerät und Pilot auf dem 2,4- und dem 5-GHz-Band unterbrechen kann. Die Abwehrwaffe soll eine Reichweite von bis zu zwei Kilometern haben und eingesetzt werden, um bestimmte Gebiete zu schützen. Auf dem freien Markt ist sie bisher nicht erhältlich. In den USA soll sie zunächst der Regierung und den Behörden zur Verfügung stehen.

Vor allem für militärische Drohnen gedacht ist der sogenannte Phaser des US-Rüstungskonzerns Raytheon. Er arbeitet auf elektromagnetischer Basis und ist auf einem Fahrzeug montiert. Durch Impulse, die gezielt über eine 1,20 Meter große Schüssel abgegeben werden, soll die Elektronik von Drohnen massiv gestört oder sogar zerstört werden. Dafür wird ein leistungsstarker Mikrowellenstrahl benutzt. Das Gerät soll selbst bei schnellen Drohnen mit mehr als 110 Stundenkilometern Geschwindigkeit funktionieren. Ben Schwan

INFOTECH

Die Langwelle lebt

Langwellen ermöglichen die Kommunikation unter Wasser. Illustration: Darpa

Langwellenradios stehen längst im Museum. Die US-Militärforschungsbehörde Darpa möchte die Technik nun wiederbeleben, denn tiefe Frequenzen breiten sich durch Wasser, Beton oder Felsen aus. So könnten beispielsweise Taucher und U-Boote miteinander sprechen.

Allerdings brauchen Langwellensender bislang oft Leistungen im Megawattbereich und Hunderte Meter hohe Antennen. Die Darpa verfolgt nun einen neuen Ansatz: Mechanische Elemente sollen in einem starken elektrischen oder magnetischen Feld hin- und herschwingen. Dabei geht es um eine Bandbreite von einigen Hundert Hertz bis 30 Kilohertz.

Bisher konnte allerdings noch niemand die dafür nötige Technik auf ein tragbares Maß schrumpfen. Die Darpa will nun in ihrem AMEBA-Programm („A MEchanically Based Antenna“) die Entwicklung entsprechender magnetischer und elektrischer Materialien und Geräte fördern. Anfang Januar hatte sie Forscher und Unternehmen dazu eingeladen, Ideen für ein praktikables Funksystem vorzustellen. GREGOR HONSEL

watchlist politik

Kinder mit drei Eltern

Großbritannien hat es als erster Staat weltweit erlaubt, im Labor Kinder mit drei Eltern zu zeugen. Der Kern der Eizelle kommt dabei von einer anderen Spenderin als die Eizelle selbst. Das Erbgut befindet sich nicht nur im Kern, sondern auch in den Mitochondrien der Zelle. Gemeinsam mit dem Spermium des Vaters entwickelt sich das Kind also aus dem Erbgut von drei verschiedenen Menschen. Das Verfahren ist an eine Reihe strikter Voraussetzungen gebunden.

Partikelfilter für Benziner

Die EU will die Grenzwerte für Rußpartikel bei Otto-Motoren senken. Ab 2017 soll dies für neue Typen gelten, ab 2018 für alle Neuwagen. In der Praxis dürfte das bedeuten, dass alle Wagen mit Benzin-Direkteinspritzung einen Partikelfilter brauchen – so wie heute schon die Diesel.

EuGH stärkt Datenschutz

Der Europäische Gerichtshof hat die anlasslose Vorratsdatenspeicherung in Großbritannien für grundrechtswidrig erklärt. Welchen Einfluss das Urteil auf Deutschland hat, ist unter den Parteien umstritten. Derzeit läuft ein entsprechendes Verfahren am Bundesverfassungsgericht.

Recht auf Feierabend

In Frankreich ist seit Anfang des Jahres ein Gesetz in Kraft, dass es Mitarbeitern von Firmen mit mehr als 50 Beschäftigten erlaubt, dienstliche E-Mails nach Feierabend zu ignorieren.

Regeln für Roboter

Das EU-Parlament hat einen Entwurf für ein europaweites Roboterrecht vorgestellt. Darin soll es neben ethischen Fragen auch um Haftungsrisiken und die mögliche Verdrängung von Menschen aus dem Arbeitsleben gehen.

MEDIZIN

Resistent gegen 26 Antibiotika

Das Bakterium Klebsiella pneumoniae. Foto: Fred Hossler/ Visuals Unlimited/ Science Photo Library

In Indien hat sich eine Amerikanerin einen Keim eingefangen, der auf keines der in den USA erhältlichen Antibiotika mehr ansprach. Nach einem Oberschenkelbruch war die Mittsiebzigerin in Südasien mehrmals stationär behandelt worden. Als sie dann im vorigen August mit einer Knochenentzündung zurück in Nevada ins Krankenhaus kam, wurde als Erreger „Klebsiella pneumoniae“ identifiziert, wie die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) jetzt mitteilten. Im Labor stellte sich heraus, dass die Bakterien gegen sämtliche zur Verfügung stehenden 26 Antibiotika resistent waren. Die Patientin wurde isoliert und starb kurze Zeit später.

Multiresistente Keime, die gegen mehrere Antibiotikaklassen immun sind und bisweilen nur noch auf eines der Reserveantibiotika ansprechen, haben sich weltweit zu einem Problem entwickelt. Bereits im November 2016 hat auch die Weltgesundheitsorganisation WHO in einem Bericht vor ihrer Ausbreitung gewarnt und explizit Klebsiella pneumoniae erwähnt. Für die USA gehen die CDC bisher von einem Einzelfall aus. Sie empfehlen aber, Patienten künftig bei der Aufnahme gezielt nach Krankenhausaufenthalten im Ausland zu fragen.

Bereits im Mai 2016 war bei einer 49-Jährigen aus Pennsylvania erstmals ein „Super-Erreger“ entdeckt worden, der gegen alle bekannten Antibiotika immun war. Die Patientin überlebte glücklicherweise. INGE WÜNNENBERG